Turnen Wieviel ist die TG Saar ohne Wernjajew wert?

Dillingen · Der Turn-Bundesligist startet mit Heimkampf gegen Stuttgart in die neue Saison. Der Ukrainer fällt verletzungsbedingt vorerst aus.

 Oleg Wernjajew ist der Star der TG Saar und beste Turner der Bundesliga. Sein verletzungsbedingtes Fehlen auszugleichen, ist die größte Herausforderung in der neuen Saison.

Oleg Wernjajew ist der Star der TG Saar und beste Turner der Bundesliga. Sein verletzungsbedingtes Fehlen auszugleichen, ist die größte Herausforderung in der neuen Saison.

Foto: dpa/Robert Perry

Es geht wieder los: Nach einem echten Hammer-Jahr mit großen Erfolgen und extrem kurzer Winterpause starten die Bundesliga-Turner der TG Saar an diesem Samstag in die neue Saison. Im ersten Duell in der Deutschen Turnliga (DTL) trifft der deutsche Vizemeister vor eigenem Publikum auf den MTV Stuttgart – und hat viel vor. Ab 18 Uhr warten auf die Zuschauer in der Kreissporthalle Dillingen Turn-Akrobatik auf Weltklasse-Niveau und eine hoch motivierte Heimriege mit bewährten Kräften und neuen Gesichtern.

Die Erholungszeit nach dem verlorenen Finale im Dezember sei knapp gewesen. Für die Turner sei es kaum möglich, in Topform zu sein, sagt Thorsten Michels. „Die Jungs sind fit, haben aber Entwicklungspotenzial, doch das geht jeder Mannschaft so“, glaubt der TG-Saar-Vorsitzende und sieht die Liga-Premiere als erste Standortbestimmung. Über allem thront die Frage: Kann der neu formierte Kader auch ohne Oleg Wernjajew im Titelkampf mitreden?

Anfang Januar hatte sich der Olympiasieger in Merzig von Dr. Klaus Johann operieren lassen – höchste Zeit. Die Verletzungen an Schulter und Fußgelenk quälten den 24 Jahre alten Ukrainer schon länger. Sie verhinderten in der Bundesliga Einsätze an mehreren Geräten, waren schwerer als vermutet und benötigen nun eine lange Rehabilitation. „Es kann ein Jahr ohne mich werden“, bestätigt Wernjajew, gibt die Hoffnung aber nicht auf: „In der zweiten Saisonhälfte im Herbst sind Einsätze am Barren oder Pauschenpferd möglich.“

In die große Lücke könnte Nikita Nagornyy springen. Der russische Nationalturner war kurz vor dem Finale im Dezember verpflichtet worden und hatte in Ludwigsburg alle Duelle klar gewonnen. Der 20 Jahre alte russische Doppel-Europameister ist mehr als eine „zweite Wahl“ – und er bekommt Unterstützung. Die Saar-Mannschaft des Jahres 2017 heuerte für die Ausländerposition zusätzlich den ukrainischen Nationalturner Petro Pakhniuk und den russischen Top-Athleten Daniil Kazachkov an. „Unser neues Trio wird versuchen, Oleg würdig zu vertreten“, sagt Michels.

Für einen riesigen Schuss Routine sorgt die überraschende Verpflichtung von Ex-TG-Saar-Publikumsliebling Sergej Charkov. „Ich werde mein Glück an den Ringen versuchen“, feixt der 47 Jahre alte Dreifach-Olympiasieger und will es der Jugend noch mal zeigen. „Dann bin ich wenigstens nicht mehr der Älteste“, sagt Teamkollege Eugen Spiridonov (35) lachend.

Waldemar Eichorn turnte 2017 eine starke Saison. Der frühere deutsche Meister am Pauschenpferd wurde Dritter in der DTL-Top-Scorer-Wertung, doch jetzt beginnt alles wieder bei Null. „Wir dürfen uns in den ersten Duellen gegen Stuttgart und eine Woche später gegen Obere Lahn keine Fehler erlauben und brauchen am Samstag unsere Fans“, baut der 31-Jährige auf den Heimvorteil. Auf den Punkt turnen, lautet seine Devise, denn Stuttgart hat kräftig aufgerüstet und sich mit den Russen Nikolay Kuksenkov und Dimitry Lankin verstärkt.

Felix Remuta ist eine der wichtigsten Trumpfkarten der TG Saar. „Ich will den Titel, auch wenn das ohne Oleg nicht leicht wird“, erwartet der 20 Jahre alte Nationalturner „eine spannende Saison“. In Südkorea absolvierte der Bayer mit dem Top-Future-Team des Deutschen Turner-Bundes (DTB) jüngst ein Trainingslager. „Dabei habe ich ein neues Flugteil am Reck und ein Kraftteil an den Ringen einstudiert – schon im Hinblick auf die WM 2018“, erzählt Remuta, der in seine dritte Saison für die TG geht.

Am Boden war Remuta der beste Athlet der Liga – übrigens vor Teamkollege Luca Ehrmantraut, dessen Vorbereitung nach einer Lungenentzündung stark verkürzt war. Trotzdem ist er zuversichtlich. „Wir werden das Ding gegen Stuttgart schon schaukeln“, verspricht der 21-Jährige. Ein gutes Gefühl hat auch Trainer Viktor Schweizer, der gestern seinen 65. Geburtstag feierte. Im Oktober wird der Cheftrainer des Saarländischen Turnerbundes in Rente gehen. Seine TG Saar will er weiterhin betreuen, mindestens bis zum Saisonende, wo der Trainerfuchs sein sportliches Lebenswerk in einem möglichen Finale mit dem vierten Meistertitel krönen könnte. Einen Tipp für ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk hätte Schweizer übrigens schon: „Über einen Auftaktsieg würde ich mich sehr freuen.“

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