Wales feiert eine Niederlage

Frankfurt · Das Feld für die Fußball-Europameisterschaft füllt sich weiter. Während Italien und Spanien schon Stammgäste sind, dürfen Wales und Albanien erstmals bei einer Endrunde mitmischen. Holland droht dagegen das Aus.

 Gerade erst verloren und doch der große Sieger: Die Spieler der walisischen Nationalmannschaft feiern die erste Qualifikation für eine EM-Endrunde der Geschichte. Foto: EPA/FEHIM DEMIR

Gerade erst verloren und doch der große Sieger: Die Spieler der walisischen Nationalmannschaft feiern die erste Qualifikation für eine EM-Endrunde der Geschichte. Foto: EPA/FEHIM DEMIR

Foto: EPA/FEHIM DEMIR

Die EM-Neulinge aus Wales feierten nach ihrem historischen Endrunden-Einzug eine rauschende Party-Nacht, beim WM-Dritten Niederlande herrschte dagegen Katerstimmung. Während neben dem Außenseiter von der Insel sowie Albanien, das ebenfalls erstmals zu einer EM fährt, auch Titelverteidiger Spanien, Italien, Belgien, Rumänien und die Schweiz ihre Frankreich-Reise im Sommer 2016 planen können, droht Holland erstmals seit der WM 2002 wieder die Zuschauerrolle bei einem großen Fußball-Turnier. "Eine EM ohne Oranje? Unvorstellbar, aber wahr", twitterte Fußball-Kommentator Jack van Gelder. Trotz des 2:1-Sieges in Kasachstan hat die Mannschaft von Bondscoach Danny Blind, der bei einem Scheitern wohl gehen muss, den Einzug in die Playoffs nicht mehr in der eigenen Hand.

"Tschechien hat uns im Stich gelassen", jammerte das Boulevardblatt "De Telegraaf" am Sonntag über das 2:0 der Türkei. Selçuk Inans und Bayer Leverkusens Hakan Çalhanoglu trafen in Prag für den Tabellendritten der Gruppe A, dem im abschließenden Heimspiel gegen die schon qualifizierten Isländer ein Remis genügt. Hollands Fußball-Experten sind sich daher schon vor dem Gruppenfinale gegen Tschechien einig: "Das war's dann wohl."

Ganz anders die Stimmungslage in Wales. Der Coup der Kicker um Superstar Gareth Bale verdrängte sogar die Rugby-WM im eigenen Land von den Titelseiten der Zeitungen. "Das ist wahrscheinlich die schönste Niederlage meines Lebens", jubelte Bale, einer der teuersten Fußballer der Welt von Real Madrid , nach dem 0:2 in Bosnien-Herzegowina.

Noch in der Kabine gab es ausgelassene Bierduschen, an Schlaf war im Team-Hotel nicht zu denken. "Wir haben Geschichte geschrieben, wir sind endlich bei einem wichtigen Turnier dabei", meinte Aaron Ramsey vom FC Arsenal voller Stolz.

Weil Israel zur gleichen Zeit beim 1:2 gegen Zypern patzte, fühlte sich die Niederlage wie ein Sieg an. "Wir waren völlig fertig, als wir vom Platz kamen. Aber dann haben wir das andere Ergebnis erfahren. Das war Emotion pur. Ich kann dieses Gefühl gar nicht beschreiben", jubelte Trainer Chris Coleman. "Das bedeutet einfach alles. Es ist ein Traum, einfach nur ein Traum. Wir waren oft ganz nah dran und mussten viele Enttäuschungen hinnehmen - jetzt haben wir es endlich geschafft." Nach England und Nordirland ist Wales das dritte Team von der Insel bei der EM.

Ein Endrunden-Stammgast ist dagegen Italien. Die Squadra Azzurra löste durch ein 3:1 in Aserbaidschan vorzeitig das EM-Ticket. "Meine Mannschaft wächst langsam zusammen, aber wir müssen weiter hart arbeiten", erklärte Trainer Antonio Conte. Um den zweiten Platz in der Gruppe H liefern sich Norwegen (19) und Kroatien (17) ein Fernduell.

Europameister Spanien träumt nach dem Durchmarsch in Gruppe C bereits vom Hattrick. "Wir sind schon bei der Euro!", twitterte der derzeit verletzte Andrés Iniesta nach dem glanzlosen 4:0 (1:0) gegen Fußball-Zwerg Luxemburg. "Um den Titel zu verteidigen!"

Auch die Schweiz blickt der EM zuversichtlich entgegen. "Dies könnte der Start einer neuen Ära werden", stellte Trainer Vladimir Petkovic nach der geglückten Qualifikation durch ein 7:0 gegen San Marino fest. In Frankreich soll erstmals die K.o.-Runde erreicht werden. "Die Qualität zum Überstehen der Gruppenphase ist vorhanden", sagte Mittelfeldspieler Granit Xhaka von Borussia Mönchengladbach .

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