Eine Demonstration der Stärke

Saarlouis · 98:63 – das Ergebnis des Spiels zwischen den Saarlouis Royals und den Halle Lions spricht Bände. Die Mannschaft von Saulius Vadopalas war dem Team von Ex-Trainer René Spandauw in allen Belangen überlegen.

 Sabine Niedola zieht unwiderstehlich mit dem Ball zum Korb, Lauren Engeln kann sie nicht daran hindern. Die Lettin in Diensten der Saarlouis Royals war gegen Halle nicht zu bremsen. Fotos: Ruppenthal

Sabine Niedola zieht unwiderstehlich mit dem Ball zum Korb, Lauren Engeln kann sie nicht daran hindern. Die Lettin in Diensten der Saarlouis Royals war gegen Halle nicht zu bremsen. Fotos: Ruppenthal

 René Spandauw saß zumeist ruhig auf seinem Stuhl und schüttelte nur den Kopf.

René Spandauw saß zumeist ruhig auf seinem Stuhl und schüttelte nur den Kopf.

Saulius Vadopalas ist wahrlich kein extrovertierter Basketballtrainer. Vor und nach einem Spiel gibt sich der Litauer sachlich, analytisch, fast unterkühlt. Aber am Samstagabend, während des Duells der Royals mit den Halle Lions, da explodiert der neue Trainer des Frauenbasketball-Bundesligisten TV Saarlouis für seine Verhältnisse förmlich. Als Sabine Niedola in der Mitte des zweiten Viertels auftrumpft und die Royals gegen die Mannschaft des ehemaligen Saarlouiser Trainers René Spandauw mit 43:21 in Führung bringt, reißt der 60-Jährige die Arme hoch, ballt die Fäuste und jubelt. Spätestens hier ist ihm, Spandauw und den meisten der 570 Zuschauer in der Stadtgartenhalle klar: Die Royals werden gegen Halle gewinnen - und das Duell des neuen gegen den alten Trainer ist zugunsten von Vadopalas entschieden.

Am Ende der vier mal zehn Minuten steht ein 98:63-Sieg der Royals. "Es war ein schwieriges Spiel", sagte Vadopalas später in der Pressekonferenz, "es war nicht so leicht, wie das Ergebnis es vielleicht aussagt." Es sah aber so leicht aus. Denn was die Royals schon vom Tip-Off an auf das Parkett legten, ist sicher in die Kategorie "Bundesliga-Spitze" einzuordnen. Mit einer hoch aggressiven, aber fast immer fairen Verteidigung, die kaum Fouls kassierte, kaufte die Mannschaft um Kapitän Stina Barnert den Halle Lions recht früh den Schneid ab. Im Gegensatz zur bitteren Niederlage vor gut einer Woche in Keltern fiel besonders ins Gewicht, dass Barnert (Achillessehnen-Prellung) sowie die US-Amerikanerin Amanda Dowe (Zyste am Zahn) wieder fit waren. "Wir waren im ersten Ligaspiel komplett, wir waren im vierten Ligaspiel komplett", stellte Vadopalas die Wichtigkeit der beiden heraus, lobte aber auch die gesamte Mannschaft: "Sie haben gekämpft, als ginge es um ihr Vaterland. Ich habe nicht viel machen müssen - ich hätte nur gestört."

So konnten die Royals schalten, walten - und mit Hilfe ihrer gut besetzten Bank auch der einen oder anderen Spielerin einmal eine Verschnaufpause geben. Das zahlte sich aus. Sechs Spielerinnen punkteten zweistellig, am treffsichersten war Sabine Niedola mit 21 Punkten. Gerade die Lettin zeigte eine beeindruckende körperliche Präsenz, einen starken Zug zum Korb und eine herausragende Übersicht, wenn es darum ging, die besser postierte Kollegin zu finden.

Und René Spandauw? Der Niederländer hatte sich seine Rückkehr an den Ort, an dem er elf Jahre gewirkt hatte und die Royals zu einem der erfolgreichsten deutschen Frauenbasketball-Vereine gemacht hatte, sicher anders vorgestellt. Vor dem Spiel musste Spandauw Dutzende Hände schütteln, begrüßte viele alte Freunde. Während des Spiels saß der 57-Jährige meist ruhig auf seinem Stuhl, spürte zeitig, dass an diesem Samstag nichts zu holen war, und schüttelte zumeist den Kopf. Nach dem Spiel gratulierte er seinem alten Club und sagte: "Der Sieg ist sehr verdient - auch in dieser Höhe. Ich habe erwartet, dass es so laufen kann." Ein Beinbruch sei die deftige Pleite nicht. "Wir haben eine blutjunge Mannschaft, nur zwei Spielerinnen haben Erstliga-Erfahrung. Wir können noch nicht mit diesem Druck umgehen. Aber wir stehen nicht unter Zugzwang. Ich arbeite nicht kurz-, sondern langfristig, habe die komplette Rückendeckung des Vereins. Wir brauchen uns in dieser Saison nur in der Liga zu etablieren - mehr nicht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort