Vollbremsung von BMW

München. BMW stürzt die Formel 1 in neue Sorgen: Der bayrische Automobilhersteller wird nach 264 Rennen die Königsklasse Ende dieses Jahres verlassen. "Natürlich ist uns diese Entscheidung schwer gefallen", sagte der Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer gestern in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im BMW-Hochhaus in München

München. BMW stürzt die Formel 1 in neue Sorgen: Der bayrische Automobilhersteller wird nach 264 Rennen die Königsklasse Ende dieses Jahres verlassen. "Natürlich ist uns diese Entscheidung schwer gefallen", sagte der Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer gestern in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im BMW-Hochhaus in München. "Wir haben gestern im Vorstand entschieden, wir richten unser Motorsport-Engagement neu aus. Die BMW-Group wird ihr Engagement in der Formel 1 mit Ablauf der Saison 2009 beenden."

BMW-Sauber-Chef Mario Theissen wirkte tief enttäuscht. "Aus Sicht des Unternehmens kann ich die Entscheidung nachvollziehen. Aber wir hätten dieses ambitionierte Projekt gerne weitergeführt", sagte er. In welchem Umfang es bei BMW und im Team zu einem Stellenabbau in München oder Hinwil kommt, stehe noch nicht fest. Schätzungen zufolge sollen 700 Beschäftigte für das Formel-1-Team arbeiten. "Wir sind uns der Verantwortung bewusst und werden die Mitarbeiter informieren, sobald wir Klarheit haben", sagte Entwicklungsvorstand Klaus Draeger.

Was mit den beiden Piloten Nick Heidfeld (Mönchengladbach) und Robert Kubica (Polen) passiert, ist unklar. Heidfeld sagte: "Die Entscheidung kommt für mich unerwartet und tut mir speziell für das Team und alle Mitarbeiter, mit denen ich über Jahre hinweg das Projekt aufbauen durfte, sehr leid." Ein Möglichkeit für den Fortbestand des Rennstalls wäre eine Übernahme durch Peter Sauber, der noch 20 Prozent am Team hält. BMW hatte bei seinem Rennstall 2005 die Mehrheit übernommen. Allerdings müsste Sauber sich einen neuen Motorenlieferanten suchen.

Mit Bedauern reagierte der Internationale Automobilverband (Fia) auf die Ankündigung - fühlte sich aber auch in seinem Bestreben nach Kosteneinsparung auch gegen den Widerstand einiger Teams bestätigt. Unter anderem wollte die Fia eine Budgetobergrenze einführen. Die Teamvereinigung Fota, deren Mitglied BMW ist, war dagegen Sturm gelaufen.

Dass die Bayern die Entscheidung mitten in der Saison bekannt gaben, dürfte vor allem mit dem neuen Concorde Agreement, der Verfassung in der Formel 1, zusammenhängen. Mit dessen Unterzeichnung wird in dieser Woche gerechnet. Darin sollen sich die Teams auch bis 2012 zur Formel 1 bekennen. Das in diesem Jahr klar verpasste Ziel, um den WM-Titel mitzufahren, soll den Aussagen der Verantwortlichen nicht den Ausschlag gegeben haben. "Wir hätten dieses ambitionierte Projekt gerne weitergeführt."

Mario Theissen

Meinung

BMW geht als Verlierer

Von SZ-Redakteur

Peter Wilhelm

Der Ausstieg von BMW aus der Formel 1 wirft Fragen auf - Fragen nach den Hintergründen. Vorstandschef Norbert Reithofer betont, die Entscheidung habe nichts mit dem schwachen Abschneiden in dieser Saison oder mit der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens zu tun. Statt auf Formel-1-Strecken wolle BMW lieber in Sachen Umweltverträglichkeit punkten. Das erstaunt - vor allem bei einem Hersteller, der mit dem X6M gerade eine Mischung aus Sport- und Geländewagen mit 555 PS auf den Markt gebracht hat. Und der andererseits das Energie-Rückgewinnungssystem KERS in der Formel 1 wegen fortlaufender Probleme mit der Technik wieder ausbauen musste.

Der Ausstieg verwundert auch, weil BMW noch Ende 2005 rund 100 Millionen Euro für den Kauf des Sauber-Teams ausgegeben hat. Geld, das als Investition in die Zukunft gedacht war, mit dem man langfristig ein erfolgreiches Team aufbauen wollte. Geld, das nun verloren ist. Denn einen Käufer, der auch nur annähernd so viel bezahlt, wird es nicht geben. Unterm Strich steht somit am Ende ein Sieg. BMW, mit Ausnahme dieses Jahres stets auf dem Vormarsch, geht damit als Verlierer.

Auf einen Blick

BMW-Sauber ist nach zehn von 17 Rennen in der Formel 1 Achter in der Konstrukteurswertung. Die Piloten Nick Heidfeld und Robert Kubica liegen im Fahrer-Klassement auf den Rängen 13 und 15. "In der aktuellen Saison können wir die Erwartungen leider nicht erfüllen", sagt Entwicklungsvorstand Klaus Draeger. Den bislang einzigen Sieg feierte BMW durch Kubica 2008 in Montréal. dpa

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