Ski alpin Neureuthers Körper schreit nach Ruhe

Schladming · Deutscher Alpin-Star denkt über ein mögliches Karriereende nach und will demnächst eine Entscheidung treffen.

 Felix Neureuther fuhr in Schladming auf Platz acht.

Felix Neureuther fuhr in Schladming auf Platz acht.

Foto: dpa/Herbert Neubauer

Das Thermometer zeigte eisige minus neun Grad an, doch Felix Neureuther war ganz warm ums Herz. Über 45 000 bierselige Österreicher lagen ihm, dem Piefke aus Garmisch-Partenkirchen, beim Partyrennen in Schladming zu Füßen und feierten ihn. „Die Leute sind irre“, sagte Neureuther nach seinem achten Platz mit glasigen Augen: „Ich weiß nicht, warum der eine oder andere mich hier mag. Aber ich liebe sie auch!“

„Einzigartig“ sei es gewesen, unter dem orkanartigen Jubel der Fans die völlig vereiste Planai hinunterzujagen, meinte Neureuther: „Das geht einem schon sehr nahe, sehr tief ins Herz.“ Und wer ihm zusah, wie er Kusshände in Richtung Tribüne warf, sich vor dem Publikum verneigte und mehrfach mit der Faust aufs Herz klopfte, der wurde den Eindruck nicht los: Es dürfte das letzte Mal gewesen sein.

Neureuther wollte diese Interpretation weder bestätigen noch dementieren. „Ich bin seit einiger Zeit sehr am Kämpfen“, sagte er: „Mein Körper spricht mit mir schon seit Längerem.“ Seine in 16 Jahren Weltcup geschundenen Knochen, der ewig zwickende Rücken, das zuletzt schwer verletzte Knie, der unlängst gebrochene Daumen – sie alle schreien nach dem Ende. Kommt es schon jetzt, nach der WM im schwedischen Are (5. bis 17. Februar)? Bevor er sich zu seiner Zukunft äußere, „werde ich noch die WM fahren“, sagte Neureuther: „Ich werde sicher bald eine Entscheidung treffen, wie es mit mir weitergeht, und das dann bekannt geben.“ Bis zum Saisonhöhepunkt wolle er sich jetzt aber „nur aufs Skifahren konzentrieren“.

Das Gerücht, dass sich der 34-Jährige verabschieden könnte, hatte am Dienstag zunächst die österreichische Kronenzeitung in Umlauf gebracht – sehr zum Ärger von Alpinchef Wolfgang Maier. „Das ist ein Käse“, sagte er: „Was die Kronenzeitung interpretiert, dafür können wir nichts.“ Über die emotionalen Szenen im Ziel, wo Neureuther zahlreiche Konkurrenten so innig umarmte, als würde er für immer gehen, sagte Maier: „Ich wüsste nicht, dass er sich verabschiedet hat.“

Topfavorit für die WM ist wie immer Marcel Hirscher, der in Schladming seinen 68. Weltcup-Sieg holte. Doch er blicke „sehr zuversichtlich zur WM“, sagte Neureuther: „Die Brutalität“, wie sie Hirscher aktuell auszeichne, „die hole ich mir noch“. Davon ist auch Cheftrainer Mathias Berthold überzeugt. Klar, die 3,23 Sekunden Rückstand auf Hirscher in Schladming seien „natürlich eine Katastrophe“, meinte er, aber Neureuther werde „sicher parat sein, auch vom Kopf her“. Er sei davon überzeugt, ergänzte Berthold mit Blick auf den WM-Slalom in Are am 17. Februar, „dass der Felix beim nächsten Rennen ziemlich geil auftreten wird“.

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