American Football Das Trainer-Phänomen aus der NFL

Atlanta · Der 33-jährige Sean McVay hat die Los Angeles Rams zum Super Bowl geführt. Im Finale kommt es zum Generationen-Duell.

 Sean McVay (rechts), der Cheftrainer Los Angeles Rams, spricht mit seinem Finalgegner, Bill Belichick von den New England Patriots.

Sean McVay (rechts), der Cheftrainer Los Angeles Rams, spricht mit seinem Finalgegner, Bill Belichick von den New England Patriots.

Foto: AP/David J. Phillip

Es ist ein außergewöhnliches Schauspiel, das Sean McVay an der Seitenlinie aufführt. Er hat es nicht nur als jüngster Cheftrainer im American Football in den Super Bowl geschafft – mit seinem Assistenten bei den Los Angeles Rams, Ted Rath, sorgte der 33-Jährige vor dem Duell mit den New England Patriots auch für einen Internet-Hit. Im Video ist zu sehen, wie Rath den wie in Trance am Spielfeldrand hin und her laufenden McVay immer wieder schiebt, zieht und zerrt, damit dieser nicht blindlings in einen Schiedsrichter rumpelt und so eine Strafe kassiert. „Es ist eine Kunst, wie ein Tanz“, beschreibt Rath seinen Aufpasser-Job.

Nicht nur dank dieser Szenen ist McVay in aller Munde. Bereits in seiner zweiten NFL-Saison schaffte er es ins Finale in der Nacht zu Montag (0.30 Uhr/Pro7) in Atlanta und trifft dort auf die doppelt so alte Trainer-Legende Bill Belichick. „Ich habe jede Menge Respekt für Sean“, lobte der sonst häufig wortkarge Patriots-Trainer seinen Kontrahenten. „Ich denke, er hat einen großartigen Job mit den Rams in den vergangenen zwei Jahren gemacht. Seine Teams spielen auf einem extrem hohen Niveau, sind sehr konstant und gut gecoacht.“

Und diese Qualitäten haben McVay auf die größtmögliche aller Football-Bühnen gebracht. Beeindruckt betrachtete er zum Auftakt der Super-Bowl-Woche die Kulisse des ersten Medientags vom hell erleuchteten Podium in der State Farm Arena von Atlanta. „Surreal“, beschrieb McVay seine Eindrücke.

Im Januar 2017 schockten die Rams die Football-Welt, als sie den damals 30-Jährigen als jüngsten Trainer der NFL in der Super-Bowl-Ära verpflichteten. Ein Wagnis, das sich auszahlte. McVay kommt aus einer Familie, in der er seinem Sport kaum entgehen konnte: Großvater John gewann in einer Management-Position fünf Mal den Super Bowl mit den San Francisco 49ers, Vater Tim spielte am College.

Schon mit 22 Jahren stieg McVay in der NFL als Assistenztrainer für die Ballfänger bei den Tampa Bay Buccaneers ein, arbeitete sich mit akribischem Einsatz und neuen Ideen immer weiter hoch. Der frühere Wide Receiver beeindruckt auch mit seinem Gedächtnis, kann nach Jahren noch genaue Spielzüge früherer Partien aufzählen.

So bekam er früh den Respekt der ganz Großen – und unterhält sogar eine Art professioneller Freundschaft mit Belichick, der als fünfmaliger Champion die meisten Super-Bowl-Erfolge als Trainer in der NFL-Geschichte aufweist. Nach einem ersten Treffen schrieb der 66-Jährige McVay regelmäßig Text-Nachrichten. „Das ist schon ziemlich cool“, sagte dieser zu den ungewöhnlichen Gratulationen.

Eigentlich heftet Belichick das öffentliche Image eines mürrischen Grantlers an. Seine Wegbegleiter wissen, dass der erfolgreichste Coach der NFL-Geschichte aber auch anders kann. „Wenn wir uns privat unterhalten, ist er schon ein freundlicher Mensch, mit dem man auch Witze machen kann“, charakterisiert der zweimalige Super-Bowl-Gewinner Sebastian Vollmer seinen früheren Trainer.

Dennoch ist es ein Duell der Gegensätze. Auch weil die Patriots eine höchst hierarchische Organisation mit Belichick an der Spitze sind. Nach Aussagen seiner Profis verkörpert McVay einen anderen Ansatz. „Er ist ein großartiger Typ. Du kannst mit ihm reden, du kannst ihn verstehen“, schwärmt Rams-Profi Todd Gurley: „Er tut alles für uns, für das Team. Du liebst es einfach, für so einen Typen zu spielen.“

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