Regen bremst die Sprinter aus

Bergerac · John Degenkolb bleibt der erste Etappensieg bei der Tour de France weiter verwehrt. Im strömenden Regen von Bergerac musste sich der Thüringer mit Platz zwei begnügen. Es siegte Ramunas Navardauskas.

André Greipel schlitterte auf dem rutschigen Asphalt aus dem Kreis der Sieganwärter, John Degenkolb sprintete nur noch um die Ehre: Die deutschen Radprofis haben bei der verregneten 19. Tour-Etappe den Kampf gegen die Elemente verloren und die Einstellung des deutschen Etappenrekordes vorerst verpasst. Im Finale des hektischen Teilstücks über 208,5 Kilometer von Maubourguet nach Bergerac behielt der Litauer Ramunas Navardauskas die Übersicht und nutzte als Solist das hinter ihm entstandene Chaos.

"Durch den Sturz war alles durcheinander. Ich weiß nicht genau, was passiert ist", sagte Greipel, der knapp drei Kilometer vor dem Ziel unverschuldet in einen Massenunfall verwickelt wurde. In einer scharfen Rechtskurve war es zu dem verhängnisvollen Vorfall gekommen, der auch den Träger des Grünen Trikots, Peter Sagan (Slowakei/Cannondale), um die Siegchance brachte. Zwar wurden alle betroffenen Fahrer mit der Siegzeit gewertet, trösten konnte es die Gruppe um Greipel aber nicht. "Ich war da im Finale, ich habe mir etwas zugetraut", sagte der Rostocker vom Team Lotto.

John Degenkolb hatte Glück und blieb verschont, den Traum vom ersten Tour-Etappensieg konnte er sich aber nicht erfüllen. Im Sprint ging es für den 25-Jährigen nur um den zweiten Platz, den sich der Giant-Profi auch sicherte. An der Spitze war Navardauskas im Alleingang zum Erfolg geflogen. Der 26-Jährige vom Team Garmin-Sharp hatte an der Côte de Monbazillac, einem 1,3 Kilometer langen und 7,6 Prozent steilen Anstieg rund 15 Kilometer vor dem Ziel, attackiert und sich abgesetzt. Lange schien das Finish dem der 15. Etappe zu ähneln, als die Ausreißer Martin Elmiger (Schweiz/IAM) und Jack Bauer (Neuseeland /Garmin) erst unmittelbar vor dem Zielstrich gestellt worden waren. Doch gerade als der Vorsprung schmolz, zerstörte der Sturz die koordinierte Verfolgung.

Marcel Kittel hatte bereits an der Côte de Monbazillac dem Tempo des Feldes nicht mehr folgen können. Dem dreimaligen Etappensieger bietet sich noch am Sonntag die Chance, den Prestigeerfolg auf den Champs-Élysées in Paris aus dem Vorjahr zu wiederholen und seine erfolgreiche Tour zu krönen. Dort wird wohl auch der designierte Tour-Sieger Vincenzo Nibali jubeln, der weiter souverän führt.

Nach wenigen Kilometern hatte sich eine fünfköpfige Fluchtgruppe gebildet. Die Chancen auf einen Triumph waren jedoch gering. Entsprechend wurde der Niederländer Tom-Jelte Slagter (Garmin) rund zwölf Kilometer vor dem Ziel als letzter Ausreißer gestellt, dann ergriff Navardauskas die Initiative.

Das abschließende Tour-Wochenende wird am Samstag mit dem Zeitfahren eingeläutet. Die Strecke führt über 54 Kilometer von Bergerac nach Périgueux . Das wellige Profil ist anspruchsvoll - und ganz nach dem Geschmack von Weltmeister Tony Martin , der in seiner Paradedisziplin der Top-Favorit ist. Bei einem Erfolg wäre der deutsche Rekord von sechs Etappensiegen aus den Jahren 1977 und 2013 eingestellt.

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Auf einen BlickKaum hatte sich Olympiasieger Bradley Wiggins auf der Bahn zurückgemeldet, schlug er das Kapitel Tour de France zu. "Die letzten sechs, sieben Wochen waren sehr erfrischend und eine schöne Abwechslung zum Quatsch bei der Tour de France", sagte der britische Tour-Champion von 2012, nachdem er mit der Silbermedaille in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung bei den Commonwealth Games in Glasgow eine erfolgreiche Rückkehr in seiner einstigen Spezialdisziplin gegeben hatte. "Für die nächsten zwei Jahre ist Rio das Ziel", ergänzte "Wiggo". Er werde auch nicht die Spanien-Rundfahrt im August fahren. dpa

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