Poker um Boateng

Madrid · Nur das Weiterkommen zählt. Heute Abend spielt der FC Bayern München im Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei Atlético Madrid. Die große Frage vor dem Spiel: Darf Jerome Boateng von Beginn an ran?

Weltmeister Jerome Boateng verkörpert die ganze Entschlossenheit des FC Bayern. Für den großen Traum vom sechsten Endspiel in der Champions League würde der Münchner Abwehrchef sogar einen riskanten Kaltstart hinlegen. "Ich bin bereit, ich weiß nicht, wie lange. Ich werde alles geben, wenn ich auf dem Platz stehe", versprach der über drei Monate verletzte Boateng. Im Poker um einen riskanten Einsatz des Innenverteidigers muss Trainer Pep Guardiola heute (20.45 Uhr/ZDF und Sky) im Halbfinal-Hinspiel bei Atlético Madrid aber nicht nur eine Entscheidung über seine Abwehrreihe treffen.

Hitzige Zweikämpfe, heißblütige Fans, ständige Provokationen: Der FC Bayern ist bei seiner Premiere im gefürchteten Estadio Vicente Calderón auf ein ganz spezielles Spiel gefasst. Guardiola und sein Starensemble wollen dem Duell furchtlos entgegen treten - das war nicht nur Rückkehrer Boateng deutlich anzumerken. "Wenn man im Halbfinale ist, hat man ein Ziel: Das ist das Finale. Wir werden versuchen, am Mittwoch und dann nächste Woche im Rückspiel in München diesen Traum weiterzuleben", hob Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hervor.

Sportvorstand Matthias Sammer fehlte wegen einer Durchblutungsstörung des Gehirns auf dem Sonderflug LH 2570. Dafür war der langjährige Vereinspatron Uli Hoeneß , den Rummenigge zum "Glücksbringer" erkoren hatte, wieder an Bord. "Es wird sicherlich ein heißer Tanz, Atlético spielt sehr körperbetont", sagte Hoeneß. Er habe großes Vertrauen in Guardiola und die Mannschaft.

Dieses Vertrauen dürfte durch das nahende Comeback noch größer geworden sein. Geht Guardiola wirklich das Risiko mit Boateng nach drei Monaten Wettkampfpause ein? Oder ist Boateng nur ein Teil im Aufstellungspoker? Seit einer Woche trainiert Boateng wieder, die schwere Oberschenkelverletzung ist auskuriert. "Es ist wichtig, dass er im Endspurt dabei ist", sagte Rummenigge und ist wie Boateng selbst auf Guardiolas Votum gespannt.

Für das Endspiel am 28. Mai in Mailand will aber nicht nur Boateng an die Grenze gehen. "Halbfinale ist gar nichts, ich will das Finale spielen", sagte Xabi Alonso , der zum neunten Mal in seiner Karriere im Halbfinale steht. Aber gerade die spanische Bayern-Fraktion weiß, welche große Herausforderung auf den deutschen Meister wartet. "Atlético war für mich das Team, gegen das ich am wenigsten spielen wollte", gestand Javi Martínez.

Das 50 000 Zuschauer fassende Calderon ist eine Festung. Hier schaltete Atlético im Viertelfinale Titelverteidiger Barcelona aus. "Auch für erfahrene Spieler wie Lahm wird das eine große Erfahrung", sagte Guardiola. Auf ein Training in der für die meisten Bayern-Stars unbekannten Arena verzichtete er dennoch.

Nur fünf Gegentore musste Atlético in zehn Champions-League-Spielen diese Saison hinnehmen, 16 kassierte der Tabellenzweite in 35 Ligapartien. "Sie stehen sehr kompakt. Es ist kompliziert", stöhnte Guardiola. Daran ändert auch der als sicher geltende Ausfall des Abwehrchefs Diego Godin im Hinspiel nichts.Nach Borussia Dortmund macht nun auch der FC Bayern kein Geheimnis mehr um das Interesse von Fußball-Weltmeister Mats Hummels an einem Wechsel nach München. "Grundsätzlich kann ich die Worte von Herrn Watzke bestätigen, dass Mats sich mit dem FC Bayern befasst", sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gestern vor dem Abflug zum Champions-League-Spiel bei Atlético Madrid .

Der deutsche Rekordmeister wolle die aufkommenden Gerüchte aber nicht weiter befeuern. "Ich glaube, es gilt da den Respekt des laufenden Vertrages zu berücksichtigen", sagte Rummenigge. Hummels hat in Dortmund einen Kontrakt bis 2017. "Ich möchte das doch ordentliche Verhältnis, das wir in den letzten zwei Jahren aufgebaut haben, nicht durch eine unbedachte Äußerung beschädigen", erklärte Rummenigge.

Am Montagabend hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke eine Tendenz Richtung Bayern angekündigt, falls der Nationalspieler den Verein verlassen sollte. Hummels liegt angeblich ein unterschriftsreifer Vierjahresvertrag der Bayern vor. Watzke hatte Verständnis für die Überlegungen seines Abwehrchefs geäußert: "Diese persönlichen Momente, dass er mit dem Club noch nicht fertig ist. Dass sein Vater, seine Mutter, sein Bruder in München wohnen. Seine Frau ist aus München ist, er selbst ist Münchner - da kommt eine ganze Menge an Komponenten zusammen." Watzke deutete auch an, Hummels eine Freigabe nicht verweigern zu wollen. Wenn das Geld stimmt. Nach Infos der "Sport Bild" hat Hummels dem BVB bereits seinen Wechsel-Wunsch mitgeteilt. Der börsennotierte BVB werde in den nächsten Tagen eine "Ad-hoc-Meldung" herausgeben.

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