Mit Frodeno als Speerspitze nach London

Saarbrücken. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Die Hälfte der Olympiade, der Zeit zwischen zwei Olympischen Spielen, ist vorbei. Die Spiele von Peking 2008 ist in vielen Köpfen noch präsent, dabei stehen die Spiele in London (27. Juli bis 12. August 2012) quasi vor der Haustür. Halbzeit also - und Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen

Saarbrücken. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Die Hälfte der Olympiade, der Zeit zwischen zwei Olympischen Spielen, ist vorbei. Die Spiele von Peking 2008 ist in vielen Köpfen noch präsent, dabei stehen die Spiele in London (27. Juli bis 12. August 2012) quasi vor der Haustür. Halbzeit also - und Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Und wer würde sich besser als Gesprächspartner dafür eignen als Gerd Meyer, der Präsident des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS)?Wo stehen die saarländischen Athleten im internationalen Vergleich? Wer wird die Qualifikation für London, die in manchen Sportarten schon im kommenden Jahr beginnt, schaffen? Und gibt es Talente, die derzeit noch niemand auf dem Schirm hat? LSVS-Präsident Meyer kann diese Fragen natürlich alle nicht beantworten. Aber er kann Einschätzungen geben. "Über 40 Athleten haben zumindest die Chance auf die Qualifikation", sagt Meyer. Wobei er betont, dass Chancen nicht gleichbedeutend mit Teilnahmen sind. Über 40 - eigentlich so viele wie nie in der Geschichte des Olympiastützpunktes (OSP) in Saarbrücken. "Das zeigt, dass wir gut aufgestellt sind", sagt Meyer, "quer durch alle Sportarten".Eine Sportart - oder besser ein Sportler - sticht dabei hervor und ist die Speerspitze derer, "die bereits jetzt schon Hoffnungen auf Medaillen machen", wie Meyer sagt. Es ist Triathlet Jan Frodeno. Der Mann von Tri Sport Saar Hochwald hat Gold in Peking gewonnen - der größte Erfolg des OSP in diesem Jahrtausend. Dass sein Erfolg keine Eintagsfliege war, beweist Frodeno in dieser Saison, in der er die WM-Gesamtwertung anführt (siehe auch Seite D4). Aber nicht nur deswegen liegt Frodeno Gerd Meyer besonders am Herzen. Es sei das Gesamtpaket, das begeistert. Meyer erinnert an das Team "Strive", in dem Frodeno Talente mit Tipps, Tricks und Material unterstützt. Ein Strive-Mitglied, Marlene Gomez-Islinger, hat sogar die Qualifikation für die Olympischen Jugendspiele in Singapur geschafft. "Jan gibt von dem, was er hier erfahren hat, etwas zurück", lobt Gerd Meyer, "das ist eine exzellente Sache".In über zehn Sportarten könnten OSP-Athleten in London an den Start gehen. Triathlon-Hofffnungsträger neben Frodeno sind Steffen Justus (Triathlon-Freunde Saarlouis) und Maik Petzold (Bautzen). In der Leichtathletik strahlt der Stern des frisch gebackenen Vize-Europameisters Matthias de Zordo. Den Speerwerfer des SV schlau.com Saar 05 hat Meyer ebenso auf dem Zettel wie dessen Vereins- und Disziplinkollege Alexander Vieweg. Auch bei der erst 18 Jahre alten Junioren-Vizeweltmeisterin über 100 Meter Hürden, Jenna Pletsch (Saar 05), "kann man davon träumen, ob es nicht auch schon für 2012 klappen kann", sagt Meyer.Die saarländischen Schwimmer haben sich laut Meyer sehr gut gemacht: "Da hat der langjährige Landestrainer Peter Fischer eine gute Basis gelegt, die jetzt von Hannes Vitense und Ralf Steffen konsequent weitergeführt wird." Bei den Turnern steht der unverwüstliche Eugen Spiridonov an vorderster Front, Tischtennis-Talent Petrissa Solja (TTSV Fraulautern) hat mit Nationalspieler Bastian Steger, Neuzugang des 1. FC Saarbrücken, einen männlichen Kollegen gefunden.Als Ehrenpräsident der saarländischen Ringer hat Meyer ein besonderes Auge auf die Mattenfüchse des KSV Köllerbach. "Jan Fischer gehört zur erweiterten Weltspitze, Andriy Shyyka ist ein Kandidat, und Neuzugang Martin Daum hat gute Chancen, auch wenn es gegen die osteuropäische Konkurrenz schwer wird", sagt Meyer. Und einen will er auf keinen Fall vergessen: Altmeister Konstantin "Kosta" Schneider. Der 35-Jährige will unbedingt in London dabei sein.Mehrere Kandidaten gibt es auch unter den Badmintonspielern, auch wenn es dort - ähnlich wie im Ringen - mit der Qualifikation brutal schwer wird, weil es nur wenig Plätze gibt. Gute Aussichten haben die Ruderer - schließlich stellt der OSP mit den Brüderpaaren Martin und Jochen Kühner sowie Matthias und Jost Schömann-Finck das aktuelle Weltmeister-Boot im Leichtgewichts-Männer-Vierer ohne Steuermann. Auch bei den Frauen liegt der OSP aussichtsreich im Wasser. "Drei Ruderinnen haben hervorragende Teilnahme-, ja vielleicht sogar Medaillenchancen", sagt Meyer.Vergessen will Meyer auch nicht einige junge Damen, die ihr Handwerkszeug an der Sportschule gelernt haben: die Sportgymnastinnen Mira Bimperling und Cathrin Puhl (beide TV Rehlingen), die am Bundesstützpunkt in Schmiden bei Stuttgart trainieren und bei der EM in Bremen mit Platz vier in der Mannschaft begeisterten. Begeistern könnten in London auch einige Fußballerinnen, die bei Bundesligist 1. FC Saarbrücken den Sprung in die Junioren-Nationalmannschaften des DFB geschafft haben.Wer am Ende in London dabei ist, wird die Zeit zeigen. Und vielleicht gibt es ja die ein oder andere Überraschung - wie der Heusweiler Daniel Schlang, den es an den BMX-Bundesstützpunkt nach Cottbus verschlagen hat und der derzeit die Bundesliga anführt. "Wir sind gut aufgestellt - quer durch alle Sportarten."LSVS-PräsidentGerd Meyer

Auf einen BlickSaarländische Athleten mit Chancen auf eine Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London:Badminton: Michael Fuchs, Dieter Domke, Johannes Schöttler, Kristof Hopp, Ingo Kindervater.Frauenfußball: Nadine Keßler, Selina Wagner, Josephine Henning, Dzsenifer Marozsan.Leichtathletik: Matthias de Zordo, Alexander Vieweg, Esther Eisenlauer (alle Speerwurf), Jenna Pletsch (100 Meter Hürden), Lisa Schorr (4x100-Meter-Staffel), Bianca Kappler (Weitsprung), Susanne Hahn (Marathon). Ringen: Jan Fischer, Konstantin Schneider, Andriy Shyyka, Martin Daum.Rhythmische Sportgymnastik: Cathrin Puhl, Mira Bimperling, Laura Jung.Rudern: Martin Kühner, Jochen Kühner, Jost Schömann-Finck, Matthias Schömann-Finck (alle Leichtgewichts-Vierer), Christian Hochbruck (Leichtgewichts-Doppelzweier), Nina Wengert (Achter), Anja Noske (Leichtgewichts-Doppelzweier), Katharina Weingart (Einer, Achter).Schwimmen: Julika Niegisch, Andreas Waschburger, Lucien Haßdenteufel.Tischtennis: Petrissa Solja, Bastian Steger.Triathlon: Jan Frodeno, Steffen Justus, Maik Petzold.Turnen: Eugen Spiridonov.Radsport: Daniel Schlang (BMX), Silke Schmidt (Mountainbike/Cross Country).Paralympics: Claudia Nicoleitzik, Laura Darimont (Leichtathletik), Katharina Schett (Bogenschießen). red

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