Ein rabenschwarzer Freitag der 13.

Berlin. Freitag der 13. war für Jan Ullrich ein rabenschwarzer Tag: Fast zeitgleich mit seiner Schlappe im Prozess gegen Dopingjäger Werner Franke offenbarte sich der Ex-Profi als Burnout-Opfer. Via Internet verabschiedete sich der 36-Jährige deshalb für die "nächsten Monate aus der Öffentlichkeit" und machte unangenehme Nachfragen nahezu unmöglich

 Jan Ullrich wird in der Öffentlichkeit weitestgehend in einem dunklen Licht wahrgenommen. Der ehemalige Radprofi leugnet Doping nach wie vor. Nun offenbarte er sich als Burnout-Opfer.Foto: dpa

Jan Ullrich wird in der Öffentlichkeit weitestgehend in einem dunklen Licht wahrgenommen. Der ehemalige Radprofi leugnet Doping nach wie vor. Nun offenbarte er sich als Burnout-Opfer.Foto: dpa

Berlin. Freitag der 13. war für Jan Ullrich ein rabenschwarzer Tag: Fast zeitgleich mit seiner Schlappe im Prozess gegen Dopingjäger Werner Franke offenbarte sich der Ex-Profi als Burnout-Opfer. Via Internet verabschiedete sich der 36-Jährige deshalb für die "nächsten Monate aus der Öffentlichkeit" und machte unangenehme Nachfragen nahezu unmöglich. "Das eine hat mit dem anderen null zu tun", sagte Ullrich-Manager Wolfgang Strohband.Seit seinem Rücktritt am 26. Februar 2007 wurde der in Scherzingen in der Schweiz lebende Ullrich vornehmlich als wenig glaubhafter Doping-Leugner wahrgenommen. Jetzt entschied zum ersten Mal ein Gericht, dass die Behauptung des Molekularbiologen Franke, Ullrich habe Geld für Doping bezahlt, als "wahr anzusehen sei". Mit dieser Begründung wies das Hamburger Oberlandesgericht am Freitag die Ullrich-Klage gegen Franke wegen dessen Äußerung, der Tour-de-France- Sieger von 1997 habe dem mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes für dessen Dienste mindestens 35 000 Euro gezahlt, ab.Ullrichs Anwalt Marcus Hotze erklärte daraufhin: "Wir halten die Entscheidung des Gerichts im Kern für falsch. Aus unserer Sicht gibt es angesichts des Gesundheitszustandes von Jan Ullrich derzeit aber Wichtigeres als einen Rechtsstreit über die Auslegung von Äußerungen." Berater Strohband wollte sich zu dem Urteil nicht äußern.Werner Franke sieht in dem Urteil einen Erfolg für die Wissenschaft. Er selbst habe dem Gericht Unterlagen vorgelegt, die den Dopingmissbrauch von Ullrich beweisen würden, sagte der Heidelberger. Überraschend kam das Urteil für ihn nicht. "Das war nach der mündlichen Verhandlung am 2. Juli abzusehen", sagte er und ergänzte: "Nun kann doch nur logisch folgen, dass strafrechtliche Ermittlungen wegen falscher Versicherung an Eides statt eingeleitet werden."Ullrich dagegen will sich zunächst wegen seiner Burnout-Erkrankung für "eine längere Behandlung" in professionelle Hände begeben und appellierte auf seiner Internetseite an Medien und Fans, seine "Privatsphäre" und die seiner Familie "zu respektieren und zu wahren". Sein früherer Teamkollege Andreas Klöden twitterte seinem Weggefährten: "Nimm dir Zeit, gesund zu werden. Deine Freunde stehen hinter dir."Ullrich hat nach der Demission durch sein damaliges T-Mobile-Team vor dem Tourstart 2006 nie mehr auch nur annähernd den Weg zurück zu alter Popularität gefunden. Für andere als Doper enttarnte oder verdächtigte prominente Radprofis lief die Resozialisierung besser. Beispiele dafür sind Lance Armstrong, der Fuentes-Kunde und frisch gekürte Giro-Gewinner Ivan Basso, Michael Rasmussen, der 2011 als Contador-Helfer unterwegs sein soll, oder der dreifache Toursieger Alberto Contador selbst. Dessen Name stand vor vier Jahren auf der Fuentes-Kundenliste, verschwand aber im Anschluss. Der Spanier kann weiter behaupten, mit der Fuentes-Affäre niemals etwas zu tun gehabt zu haben. dpa "Wir halten die Entscheidung des Gerichts im Kern für falsch."Marcus Hotze,Anwalt des ehemaligen Radprofis Jan Ullrich

Am Rande Die Cyclassics in Hamburg werden für die deutschen Rad-Profis zum Laufsteg. Weil das Team Milram, die einzige deutsche ProTour-Mannschaft, ihren Abschied gibt, müssen die deutschen Fahrer ihr Heil künftig bei ausländischen Teams suchen. Bei dem 216-Kilometer-Rennen am Sonntag wollen sich Gerald Ciolek, Linus Gerdemann, Roger Kluge, Christian Knees und Fabian Wegmann sowie Jens Voigt und André Greipel von ihrer besten Seite präsentieren. Ein deutscher Sieg beim einzigen Radrennen der höchsten Kategorie hierzulande wäre eine vortreffliche Empfehlung. dpa

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