Verrückte Welt im US-Baseball Zwischen Unsummen und Hungerlöhnen

Anaheim · Major League Baseball startet nach einer ereignisreichen Winterpause in die Saison. Mike Trout ist bestbezahlter Sportler der Welt, auch der Berliner Max Kepler bekommt Millionen. Im Unterbau sieht es aber düster aus.

Als Mike Trout vor dem Stadion auf das Podium trat, feierten die Fans der Los Angeles Angels ihren Superstar. Vor großem Publikum machte der beste Baseballprofi der Gegenwart seine Vertragsverlängerung über zwölf Jahre beim kalifornischen Club aus der Major League Baseball (MLB) offiziell – mit 426,5 Millionen US-Dollar (376 Millionen Euro) ist Trout der bestbezahlte Sportler der Geschichte.

Vier der sechs höchstdotierten Verträge der Liga-Historie wurden in dieser Winterpause ausgehandelt. Vor Trout hatte Bryce Harper für umgerechnet 291 Millionen Euro bis 2031 bei den Philadelphia Phillies unterschrieben. Manny Machado bekommt bei den San Diego Padres bis 2028 knapp 265 Millionen Euro. Die Colorado Rockies sicherten sich für 229 Millionen Euro bis 2026 die Rechte an Nolan Arenado. Am Ende stehen vier Verträge, die umgerechnet knapp 1,16 Milliarden Euro wert sind. Zum Vergleich: Die Tampa Bay Rays, die in ihre 21. Saison gehen, haben seit ihrer Gründung 1998 für alle Spieler zusammen ungefähr genauso viel an Gehältern gezahlt.

Ein Stück vom großen Kuchen hat auch Max Kepler abbekommen. Der Berliner unterschrieb Mitte Februar bei den Minnesota Twins einen Fünfjahresvertrag, der dem 26 Jahre alten Outfielder 35 Millionen US-Dollar (30 Millionen Euro) einbringt.

Die Kehrseite der Medaille: Die Spieler in den Ausbildungsligen, den sogenannten Minor Leagues, leben von der Hand in den Mund. In den Farmteams der MLB-Clubs beginnt der Monatslohn bei rund 1000 Euro. Davon müssen die Spieler, die die Zukunft ihrer Arbeitgeber sein sollen, auch noch ihre Unterkunft bezahlen. Im Spring Training, der Vorbereitungszeit auf die Saison, gibt es gar nur 20 Dollar pro Tag – Essensgeld. Teilweise wohnen acht Spieler gemeinsam in einer kleinen Wohnung und schlafen auf Luftmatratzen. Für gesunde Ernährung bleibt kein Geld übrig. „Wir haben uns für 800 Dollar ein Auto gekauft und sind zu acht zum Stadion gefahren, bis die Polizei uns angehalten hat“, berichtete ein Spieler in einer Umfrage.

Im Basketball wird in den Ausbildungsligen das Dreifache, im Eishockey das Vierfache bezahlt. Die MLB holte sich im letzten Jahr eine Ausnahmeregelung im US-Kongress, mit der sie die Arbeitsgesetze und den Mindestlohn umgeht – obwohl sie einen geschätzten Jahresumsatz von 9,1 Milliarden Euro macht. Die Toronto Blue Jays, einziges kanadisches MLB-Team, reagierten auf die öffentliche Kritik und kündigten an, die Löhne ihrer Spieler in den Farmteams bis zu 50 Prozent erhöhen.

Auch Kepler, der sechs Jahre in den Minors gespielt hat, kennt die Schattenseiten bestens. „Es gab viele Zeiten, wo ich mit Baseball aufhören wollte. Ich habe mir damals Sorgen gemacht, ob ich meine Zeit verschwende und ob ich nicht lieber studieren sollte“, sagte Kepler: „Ich habe es zum Glück durchgezogen. Ich glaube, es hat sich gelohnt.“

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