Gnabry und Sané haben Leipziger überholt Werner ist der Verlierer der Länderspiel-Woche

Leipzig · Glückloser DFB-Stürmer wird von Gnabry und Sané ausgebremst. Umso wichtiger wird seine Vereinswahl in diesem Sommer.

Timo Werners größte Qualität sei es, sagte Joachim Löw einmal, „Unordnung in eine Ordnung zu bringen“. Nun ist es aber so, dass der Bundestrainer gerade erst eine neue Ordnung in der Nationalmannschaft geschaffen hat. Ein System, in dem die technisch brillanten Leroy Sané und Serge Gnabry glänzen. Der schnelle Werner, der noch vor einem Jahr als größte deutsche Sturmhoffnung gefeiert wurde, als klare Nummer eins auf Jahre hinaus, ist vorerst ausgebremst.

Der 23-Jährige von RB Leipzig ist der große „Verlierer“ der jüngsten Länderspielwoche, in der es dank des unerwarteten 3:2 zum Auftakt in der EM-Qualifikation am Sonntag in den Niederlanden so viele Gewinner gegeben hat. „Wir haben heute eine andere Aufstellung gehabt“, sagte Werner danach der Bild-Zeitung. Ansonsten wollte er nicht sprechen, es waren auch andere Spieler bei den Medienvertretern deutlich gefragter. Sané und Gnabry zum Beispiel, das neue Sturm-Traumpaar, das immer wieder gefährlich in die Zwischenräume kam und den holländischen Abwehrhünen Virgil van Dijk nicht nur einmal schwindlig spielte. Oder Marco Reus, der trotz Oberschenkelproblemen eingewechselt wurde und den Siegtreffer vorbereitete. Oder Leon Goretzka, der gelernte Mittelfeldspieler, dem Löw einen Startplatz im Dreiersturm lieber anvertraute als Werner.

Das hatte auch taktische Gründe – aber nicht nur. Werner sind seine Torjäger-Qualitäten abhanden gekommen, beim Länderspiel in Wolfsburg gegen Serbien (1:1) in der vergangenen Woche scheiterte der Angreifer bei zwei Großchancen kläglich. Seit dem letzten Hinrundenspiel, als die Diskussionen um seine sportliche Zukunft so richtig an Fahrt aufnahmen, hat Werner nur ein Tor erzielt. Zufall?

Fakt ist: Werners Entscheidung, wo er in der kommenden Saison spielen möchte, ist auch für seine Karriere in der Nationalmannschaft bedeutend. Bei Bayern München, das nach wie vor als heißester Interessent gehandelt wird, könnte Werner zwar im täglichen Training wachsen. Aber würde er auch die notwendige Spielpraxis bekommen?

„Ist das ein Fußballspieler?“, hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß kürzlich im Sport1-Doppelpass über Werner gesagt. Man könnte das als Spitze gegen Werners technische Mängel interpretieren. Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge legte sich in der Causa Werner öffentlich mit den RB-Verantwortlichen an. Und die RB-Bosse drohten Werner mit einem Jahr Tribüne, sollte er seinen Vertrag (bis 2020) nicht verlängern oder einen Verkauf im Sommer für geschätzte 40 Millionen Euro ablehnen.

Das alles beschäftigt Werner natürlich, dennoch sagt RB-Trainer Ralf Rangnick über die fehlende Topform seines Stürmers: „Ich glaube nicht, dass das mit seiner Vertragssituation zu tun hat.“ Werner fehle nach einigen Verletzungen der Rhythmus. Aber auch Rangnick vermisst bei Werner „das Hochschalten in den siebten Gang“. Statistisch läuft Werner in der Rückrunde zwar mehr, doch er gewinnt deutlich weniger Dribblings und schießt seltener aufs Tor.

Sieben seiner neun Länderspieltore hat Werner im starken Debütjahr 2017 erzielt. Bei der WM ging Werner mit dem Team unter, nun sind andere Himmelsstürmer sportlich an ihm vorbeigezogen. Löw, der Werner vor zwei Jahren das „Potenzial zur Weltklasse“ attestierte, schätzt den Leipziger nach wie vor. Aber dieser muss nun dringend Ordnung in seine Zukunftsplanung bringen.

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