„Lücke zur Spitze ist aktuell nicht zu schließen“

Homburg · Der FC Homburg empfängt an diesem Samstag um 14 Uhr den 1. FC Saarbrücken zum Saarderby in der Fußball-Regionalliga Südwest. SZ-Mitarbeiter Ralph Tiné sprach im Vorfeld der Partie mit Vereins-Chef Herbert Eder über den Abstand zur Ligaspitze, die Erwartungshaltung im Umfeld und das Ziel Aufstieg in die 3. Liga.

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Herr Eder, vergangene Saison sorgten 11 000 Zuschauer beim 2:2 zwischen dem FC Homburg und dem 1. FC Saarbrücken für ein rauschendes Fußball-Fest im Waldstadion. Was erwarten Sie in dieser Saison?

Herbert Eder: Wünschen würde ich mir die gleiche Zuschauerzahl wie letztes Jahr. Ich erwarte aber zwischen 7000 und 8500 Zuschauer.

Nach dem 1:3 gegen die SV Elversberg geht es für den FCH gegen den 1. FC Saarbrücken , Hessen Kassel, Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach und zwischendrin noch Saar 05. Viel schwerer könnte der Jahresausklang kaum sein.

Eder: Wenn bei uns alles optimal läuft, dann müssen wir uns vor niemandem verstecken. Man muss aber auch sagen, dass wir mit unseren Möglichkeiten nicht jede Position zwei Mal gleich gut besetzen können. Das ist gegenüber den Spitzenvereinen ein Manko. Aber letztlich gilt der blöde Spruch: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Und wir haben in vielen Spielen bewiesen, dass wir vermeintlich stärkere Gegner bezwingen können. Das ist ein schweres Programm, aber keines, das mich aus der Ruhe bringt.

Was können Sie tun, um die finanzielle Lücke zu Saarbrücken und Elversberg, aber auch zu Mannheim und Offenbach zu schließen?

Eder: Wir haben alles, was sponsorenmäßig im südwestdeutschen Raum zur Debatte steht, mehrmals kontaktiert. Es sind sehr viele Gespräche geführt worden. Diese Lücke ist nach meiner Meinung aktuell nicht zu schließen. Das ist einfach so. Dazu ist das Interesse in Homburg am Fußball einfach zu gering. Wir haben hier viele Filialunternehmen, die die komplette Infrastruktur der Stadt in Anspruch nehmen. Aber wenn es darum geht, sich zu engagieren, dann stößt man dort auf taube Ohren. Wenn ich dann höre, man müsse Visionen und Strategien entwickeln, dann muss man ganz einfach sagen: In Wirtschaftsunternehmen ist es ganz wichtig, einen gewissen Realismus zu akzeptieren. Ich habe noch nie gesehen, dass Visionen Tore geschossen oder Spieler in die Stadt gebracht haben. Wenn du finanziell stark ausgestattet bist, ist das noch keine Garantie für sportlichen Erfolg, aber es macht es leichter, Erfolg zu haben. Man wird auch in diesem Jahr sehen, dass sich diese Mannschaften durchsetzen.

Der Etat des FCH hängt hauptsächlich vom Hauptsponsor Dr. Theiss Naturwaren ab. Ist der Sponsor zufrieden mit den Leistungen des Vereins?

Eder: Ich denke, dass große Einigkeit zwischen dem Sponsor und uns herrscht. Und dass beide Seiten die Möglichkeiten realistisch einschätzen.

Die Spitzengruppe in der Regionalliga ist breiter geworden. Besteht in einem solchen Umfeld für den FC Homburg überhaupt die Chance, mittelfristig den Aufstieg in die 3. Liga anzupeilen?

Eder: Wenn man die Ruhe behält und sich vernünftig strategisch weiterentwickelt, hat man durchaus die Chance. Es gibt Vereine , die über den Einsatz ihrer Ressourcen einen großen kurzfristigen Erfolg erreichen, denen dann aber sowohl die sportliche wie die finanzielle Luft fehlt, um zu überleben. Dann bricht das zusammen, und es geht das Karussel aus Vorstands- und Trainerwechsel los, weil die Struktur nicht mitgewachsen ist. Ich glaube, dass eine gepflegte Strategie im Umgang mit seinen Ressourcen zum Erfolg führt. Allerdings muss man dafür anstatt mit zwei, drei Jahren mit fünf oder sechs Jahren rechnen.

Wäre ein Aufstieg für den FC Homburg machbar?

Eder: Ganz sicher wäre das machbar. Da würden uns unsere Sponsoren auch eine größere Unterstützung gewähren. Das ist in vielen Details besprochen. Natürlich wünscht man sich das. Aber wir werden jetzt keine Harakiri-Aktionen starten, nur um Randgruppen zufrieden zu stellen.

Die Zuschauerzahlen waren zuletzt deutlich rückläufig. Dazu gab es beim Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern II Kritik aus der Fanszene an der Clubführung. Wie erklären Sie sich diesen Trend, obwohl der Verein in der letzten Saison mit Platz sechs das beste Ergebnis seit Jahren abgeliefert hat?

Eder: Das beste Ergebnis seit Jahrzehnten! Viele Leute haben die falschen Vorstellungen, was notwendig ist, um dieses Amt einigermaßen sinnvoll zu bekleiden. Die Fanszene beim FCH ist in sich zerstritten. Es waren vielleicht 13 oder 14, die an der Protestaktion teilgenommen haben. Die schweigende Mehrheit bricht sich halt keine Bahn. Man nimmt das natürlich zur Kenntnis. Aber wer in einen ernsthaften Dialog eintreten will, der muss Argumente auf den Tisch legen, über die man diskutieren kann. Zu der Sache, der Vorstand ist schlecht, aber der Trainer und die Mannschaft sind gut: Trainer und Mannschaft fallen nicht vom Himmel. Das geht nur im Kontext mit dem Vorstand. Es gibt ja auch keine griffige Aussage, was man genau bemängelt. Bei den Zielen, die man sich setzt, sollte man die Realität nicht aus den Augen verlieren. Wir waren letztes Jahr Sechster. Jetzt wollen wir ein paar Punkte mehr machen und so den ein oder anderen Tabellenplatz abknabbern.

Beim FCS rumort es bei den Fans ebenfalls. Einige verweigern ihre Unterstützung. Sind Fans zu unrealistisch in ihren Erwartungen?

Eder: Das Hauptproblem ist, dass die, die laut schreien, viel häufiger wahrgenommen werden als die, die schweigen. Ich bin kein Insider der Saarbrücker Fanszene. Aber ich gehe davon aus, dass auch dort ein großer Teil der Fans viel zufriedener ist als die wenigen, die sich dort massiv gegen ihren Verein stellen.

Aber sind die abnehmenden Zuschauerzahlen, die beide Vereine verzeichnen, nicht ein deutliches Zeichen, dass die schweigende Mehrheit nicht zufrieden ist?

Eder: Das Problem ist, dass du kaum noch Fans hast, die auf eine ganze Saison ausgerichtet sind. Du hast fast nur noch Erfolgsfans, die nur den kurzfristigen Kick wollen. Wenn es mal etwas weniger gut läuft, kommen die nicht mehr. Da hat sich die Fankultur verändert. Ich hoffe, dass dieser Stimmungswechsel bei den Fans sich wieder ändert. Ob das so kommt, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich sicher: Wenn du einen Verein führst, musst du stark aufpassen, dass du dich nicht in dieser geforderten Tagesbeliebigkeit verlierst. Ein bisschen Rückgrat zu zeigen und seinen Weg zu gehen, fällt mir durch das, was ich in meinem Beruf (selbstständiger Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Anm. der Red.) täglich erlebe, vielleicht leichter als anderen. Ich glaube, dadurch realistisch einschätzen zu können, was machbar ist. Wünsche hat jeder von uns. Aber was ist denn das Schönste an Wünschen? Dass sie nicht ständig erfüllt werden.

Wer steht am Ende der Saison auf den Plätzen eins und zwei?

Eder: Mannheim, Elversberg und Saarbrücken sind für mich die heißesten Anwärter auf die ersten Plätze. Wobei man bei Mannheim nie weiß, ob das Geld reicht.

Wo steht der FCH am Saisonende?

Eder: Platz sechs oder besser ist unser Anspruch.

Wann steht der FCH ganz oben?

Eder: Ich hoffe, in den nächsten zwei bis vier Jahren.

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