Koch stiehlt Steffen die Show

Barcelona · Am sechsten WM-Tag die erste deutsche Medaille im Becken: Nach WM-Silber von Marco Koch fiel Bundestrainer Henning Lambertz ein „kleines Gebirge“ vom Herzen. Dagegen ließ Britta Steffen nach Rang sechs ihren WM-Abschied anklingen.

Britta Steffen verabschiedete sich nach ihrem womöglich letzten WM-Einzelrennen mit einem Lächeln von ihrer einstigen Gold-Strecke - dann schoss Marco Koch mit einem furiosen Silber-Rennen ins Rampenlicht. Der Vize-Europameister bescherte an diesem Freitagabend über 200 Meter Brust überraschend den krisengeschüttelten deutschen Becken-Schwimmern das erste Edelmetall bei der Weltmeisterschaft Barcelona. "Es ist ein super Gefühl. Das war ein spaßiges Rennen, meine beste Zeit hier und dann noch eine Medaille - was will man mehr?", fragte der 23-Jährige und strahlte über das ganze Gesicht.

Von einer WM-Medaille über 100 Meter Freistil trennten Weltrekordlerin Britta Steffen auf Finalplatz sechs 33 Hundertstel. "Ich bin sehr zufrieden mit mir. Ich konnte mich in jedem Rennen verbessern, auch wenn es nur kleine Schritte waren. Das war mein Optimum", erklärte die Doppel-Olympiasiegerin von 2008, die im Wasser der neuen Weltmeisterin Cate Campbell aus Australien (52,34 Sekunden) applaudierte: "Eine Wahnsinnsleistung." 53,75 Sekunden waren Steffens drittbeste Zeit nach dem Verbot der High-Tech-Anzüge Ende 2009. Für die 29-Jährige war es das letzte WM-Rennen auf der langen Sprintstrecke - wenn es nach ihrem Trainer Frank Embacher geht: "2014 soll sie die 50 Meter schwimmen, darauf ist unsere Arbeit ausgerichtet." Steffen ließ jedoch offen, ob sie überhaupt weitermacht: "Ich muss mir überlegen, ob ich nochmal in der Lage bin, so schnell zu schwimmen."

Schnell geschwommen ist Koch. Er benötigte 2:08,54 Minuten und musste nur dem ungarischen Olympia-Sieger und Titelverteidiger Daniel Gyurta, der Europarekord schwamm (2:07,23 Minuten), den Vortritt lassen. "Ein kleines Gebirge ist von mir abgefallen", sagte Bundestrainer Henning Lambertz nach der insgesamt zehnten deutschen WM-Medaille in Barcelona - aber erst der ersten im Becken. Der Darmstädter Koch, der damit auf dieser Strecke der erfolgreichste deutsche Schwimmer in der WM-Geschichte ist, war überrascht: "Ich hätte nicht gedacht, dass die Zeit für eine Medaille reicht."

Das nächste Edelmetall hat Steffen Deibler im Blick: Der Olympia-Vierte zog über seine Paradestrecke 100 Meter Schmetterling als Siebter ins Finale ein, geriet aber ein wenig ins Grübeln. "Das war viel enger, als es mir lieb war. Da musste ich schlucken", sagte der Weltjahresbeste, der zu den Favoriten an diesem Samstag zählt: "So eng, wie es ist, kann im Finale jeder gewinnen. Ich muss dafür aber schneller schwimmen." Deibler ist die Nummer eins in der Welt. Seine 51,19 Sekunden vom April sind von der Konkurrenz um Ryan Lochte (USA), den Schnellsten im Halbfinale (51,48 Sekunden), weiter unerreicht. Der Hamburger lag 17 Hundertstel dahinter. "Es war die zweitschnellste Zeit, die ich je geschwommen bin", sagte Deibler, der am Montag über 50 Meter den sechsten Platz belegt hatte. Sein Bruder Markus schwamm mit der 4x200-Meter-Freistilstaffel auf den sechsten Rang. Ihm, Clemens Rapp, Dimitri Colupaev und Yannick Lebherz fehlten über fünf Sekunden zu Bronze.

Einen Tag vor seinem 29. Geburtstag holte sich Ryan Lochte am Freitag seine WM-Titel Nummer 14 und 15, zunächst über 200 Meter Rücken, dann mit der langen Freistilstaffel. Die Dänin Rikke Pedersen musste sich einen Tag nach ihrem Weltrekord über 200 Meter Brust mit Silber hinter der russischen Olympia-Dritten Julia Efimowa begnügen.

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