„Das riecht nach Amateurfußball“

Kaiserslautern · Der 1. FC Kaiserslautern muss im DFB-Pokal nach Neckarsulm. Der Verbandsligist aus Baden-Württemberg ist wohl der einfachste Gegner im Wettbewerb. Das Spiel findet an diesem Samstag in Heilbronn statt.

Marco Merz war gerade von der Arbeit gekommen. Noch aufgewühlt von dem, was zehn Tage zuvor passiert war. Seine Mannschaft, der Siebtligist aus der Landesliga Württemberg, der gerade in die Verbandsliga aufgestiegen war, hatte im Finale des Landespokals gegen den großen 1. FC Heidenheim gespielt. 1:3 stand es am Ende, und trotzdem titelte die Internetseite der Neckarsulmer Sportunion vom "Finale unseres Lebens".

Doch sie alle träumten nicht in ihren kühnsten Träumen, was ihrer harrte, als Merz, in seinen freien Stunden Sportdirektor im Verein, eigentlich aber Lehrer, an diesem Donnerstagabend ans Telefon ging. Im Frankfurt hatte sich etwas getan, das das beschauliche Amateur-Idyll in Neckarsulm durcheinander wirbeln sollte. Wie erwartet bestätigte das Schiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Ausschluss von Zweitligist Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokal. "Ein Journalist rief mich an und sagte, dass wir nachrücken. Da sind alle Dämme gebrochen", erinnert sich Merz. Der Verein aus der 26 000-Einwohner-Stadt im DFB-Pokal: "Wir haben uns als Siebtligist qualifiziert, das riecht schon verdammt nach Amateurfußball." Und dann noch Zweitligist 1. FC Kaiserslautern als Gegner. Nicht Bayern, nicht Dortmund oder Schalke, aber ein "richtig großer Name", auf den Neckarsulm an diesem Samstag (15.30 Uhr) trifft, sagt Merz: "Dann ging es sofort los mit den Planungen." 10 000 Zuschauer werden erwartet. Eine Kapazität, die das heimische Stadion nicht hergibt, also wird neun Kilometer weiter in Heilbronn gespielt.

So unüberwindbar die Aufgabe für Neckarsulm scheint, so simpel sind die taktischen Vorgaben von Spielertrainer Timo Böttjer, früher Ex-Profi bei der SV Elversberg: "Sie sollen raus gehen, ihr Bestes geben und das Spiel einfach genießen." Wenn es überhaupt Druck gibt, dann ein wenig beim FCK. Schließlich gehört die Sorge vor dem Ausscheiden gegen einen Außenseiter zu den Urängsten der Favoriten im Pokal. "Man spricht nicht umsonst davon, dass der DFB-Pokal seine eigenen Gesetze hat", sagt Mittelfeldspieler Marcel Gaus. Das "Wie" dürfte beim Weiterkommen beinahe zweitrangig sein, auch wenn FCK-Trainer Franco Foda fordert: "Man muss von Anfang an den Unterschied erkennen." Dass unter anderem Simon Zoller, der in seinen ersten beiden Zweitliga-Spielen drei Tore erzielt hat, wegen einer Zehenprellung auszufallen droht, würde wohl kaum zur Entschuldigung gereichen. Für ihn wird wohl Olivier Occéan in die Startelf rücken. Neckarsulms Torjäger heißt Sinan Andic. Er hat vergangene Saison 23 Tore in 26 Landesliga-Spielen erzielt.

Wie es am Ende ausgeht, ist eigentlich nebensächlich. Dabei sein ist alles, sagt Merz ganz olympisch: "So etwas werden wir nie wieder erleben. Es ist einfach phänomenal."

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