Fußball-Bundesliga Keine Rücksicht auf die alte Liebe

Wolfsburg · Bruno Labbadia und der VfL Wolfsburg können den ersten Bundesliga-Abstieg des Hamburger SV besiegeln.

 Bruno Labbadia hat seit seinem Amtsantritt beim VfL Wolfsburg keinen durchschlagenden Erfolg gehabt. Nun geht es in den letzten drei Saisonspielen darum, das Abrutschen auf den Relegationsplatz zu verhindern.

Bruno Labbadia hat seit seinem Amtsantritt beim VfL Wolfsburg keinen durchschlagenden Erfolg gehabt. Nun geht es in den letzten drei Saisonspielen darum, das Abrutschen auf den Relegationsplatz zu verhindern.

Foto: dpa/Marius Becker

Das pure Drama der Rettung in letzter Sekunde? Die Glückseligkeit nach dem Abpfiff? Die Party bis in die Morgenstunden danach in der Kultkneipe Erika’s Eck auf dem Kiez? Bruno Labbadia hat den Relegations-Thriller 2015 mit dem Hamburger SV abgehakt. „Ich will mit Wolfsburg drinbleiben, nur das zählt“, sagt der 52-Jährige vor dem Kellerduell gegen seine alte Liebe an diesem Samstag (15.30 Uhr).

Ausgerechnet Labbadia, ehemaliger Stürmer und zwei Mal Trainer an der Elbe, kann den HSV nun in die 2. Liga befördern. Aber was war, zählt nicht mehr. „Entscheidend ist, was mit meinem Club passiert. Das hat nichts mit Herz zu tun“, sagt Labbadia, den lahmenden Wölfen droht ja selbst der Abstieg: „Ich bin hier angestellt. Und wenn ich etwas mache, dann mit allem, was ich habe. Ich bin jetzt mit Haut und Haaren Wolfsburg-Trainer.“

Wolfsburg gegen den HSV – es wird ein wahrer Abstiegs-Showdown mit allen Ängsten und Emotionen, die Polizei ist in Alarmbereitschaft. Fünf Punkte liegt der HSV hinter dem Werksclub, bei dem die Zukunft des angeschlagenen Sportdirektors Olaf Rebbe für zusätzlichen Wirbel sorgt. Zumal Horst Heldt vorerst nicht von Hannover 96 zum VfL wechseln darf, weil sich die Vereine nicht über die Ablösesumme einigen konnten.

Mit einem Sieg wären die Hamburger bis auf zwei Punkte an Wolfsburg dran. Umgekehrt heißt das aber auch: Bei einer Pleite wäre der eigentlich unabsteigbare HSV endgültig abgestiegen, wenn der SC Freiburg (beim praktisch abgestiegenen 1. FC Köln) und der FSV Mainz 05 (gegen RB Leipzig) gewinnen. Und so wird vor dem Krimi ordentlich gestichelt, die verbalen Giftpfeile fliegen hin und her.

„Mit einem Sieg können wir den HSV in die 2. Liga schießen – mehr Motivation geht nicht“, sagt Wolfsburgs Daniel Didavi, der sich nur zu gut an den letzten Spieltag der Vorsaison erinnert. Damals schickte der HSV Wolfsburg in die Relegation. Der Stachel sitzt immer noch tief. Nun stünden noch drei „Endspiele“ an, in „denen wir Eier zeigen müssen“, sagt Didavi.

Wie man sich gegen das eigentlich schon feststehende Schicksal wehrt, zeigen derzeit die Hamburger. Nach dem 1:0 zuletzt gegen Freiburg glauben sie beim HSV mehr denn je an das nächste Wunder. „Wir steigen nicht ab“, meint Tatsuya Ito. Und Lewis Holtby sagt: „Aus psychologischer Sicht wäre ich jetzt nicht gern der Gejagte – sondern lieber der Jäger.“ Den Mainzern, Freiburgern und Wölfen könne er nur sagen: „In eurer Haut möchte ich nicht stecken.“ Wolfsburgs Jeffrey Bruma, der von 2011 bis 2013 in Hamburg spielte, erwartet den HSV „mit Messern zwischen den Zähnen“.

Maximilian Arnold kann bei den Spitzen aus Hamburg nur müde lachen. „Was die anderen sagen, interessiert uns relativ wenig. Es macht uns nur etwas heißer“, sagt der U21-Europameister, auf den einst großen HSV könne man keine „Rücksicht nehmen“. „Wir wollen einfach in der 1. Liga bleiben. Das zählt“, sagt Arnold. Und sein Trainer Labbadia weiß, wie das geht.

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