Hockenheim hofft auf Montag

Stuttgart/Hockenheim. Alles spricht dafür, dass der Große Preis von Deutschland in der Formel-1-Saison 2010 trotz einiger ungelöster finanzieller Probleme auf dem Hockenheimring stattfindet. Aber erst in der kommenden Woche fällt die endgültige Entscheidung

Stuttgart/Hockenheim. Alles spricht dafür, dass der Große Preis von Deutschland in der Formel-1-Saison 2010 trotz einiger ungelöster finanzieller Probleme auf dem Hockenheimring stattfindet. Aber erst in der kommenden Woche fällt die endgültige Entscheidung. "Wir sind noch nicht ganz am Ziel, aber nahe dran", sagte Karl-Josef Schmidt, der Geschäftsführer Finanzen der Hockenheimring GmbH: "Wir gehen alle davon aus, dass die Formel 1 nächstes Jahr hier fährt. Wir müssen aber mit der Entscheidung auf nächste Woche vertrösten."

Der Internationale Automobil-Verband Fia hatte am Montag auf seinem vorläufigen, 19 Rennen umfassenden WM-Kalender den Großen Preis von Deutschland für den 25. Juli 2010 angekündigt. Wie bei allen anderen Grand Prix fehlte aber der Austragungsort. Die Stadt Hockenheim als größter Anteilseigner und die Verantwortlichen der Hockenheimring GmbH hatten wegen des erwarteten Millionen-Defizits mehrfach erklärt, dass sie den Formel-1-Lauf ohne finanzielle Unterstützung des Landes und der Wirtschaft nicht mehr veranstalten könnten. Ohne Hilfe dürfte sich das Minus auf fünf bis sechs Millionen Euro belaufen. "Wir reden mit der Landesregierung", sagte Schmidt. Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger hatte erklärt, der CDU-Landtagsfraktion liege ein Konzept vor, das geprüft werde. "Und das wird noch ein oder zwei Wochen dauern; die Demokratie braucht halt ihre Zeit", sagte der Regierungschef.

Die Zukunft der Formel 1 auf dem Hockenheimring hänge nicht nur vom Land, sondern auch von der Metropolregion Rhein-Neckar ab. Laut Oettinger gibt es "leise Angebote" aus der regionalen Wirtschaft für eine Unterstützung.

Unterdessen will Weltmeister Alain Prost Renault unterstützen. Er soll nach dem fragwürdigen Quasi-Freispruch für Renault in der Unfall-Affäre ironischerweise womöglich schon beim Nachtrennen in Singapur am Wochenende als Nachfolger des auf Lebenszeit gesperrten Flavio Briatore einen Neustart einleiten. Offiziell wollte das französische Formel-1-Team dies aber einen Tag nach dem Urteil des Internationalen Automobil-Verbandes Fia im "Singapur-Skandal" nicht bestätigen. "Ich kann nur auf unsere Presseerklärung vom Montag verweisen, nach der wir in den nächsten Tagen weitere Informationen geben werden", sagte eine Teamsprecherin.

Prost wurde bereits kurz nach dem Bekanntwerden der Betrugsvorwürfe vor einigen Wochen als potenzieller neuer Renault-Teamchef gehandelt. Am Wochenende könnte der 54 Jahre alte Franzose beim 14. Saisonlauf erstmals auf dem Renault-Kommandostand stehen.

Derweil ist der Tenor in der internationalen Presse zum politisch bedingten wachsweichen Urteil für Renault und der drakonischen Verbannung Briatores erstaunlich einmütig. Die überwiegende Mehrzahl der Medien bewertete die Entscheidung des Motorsport-Weltrats der Fia äußerst kritisch. Die Sportrichter hatten den Konzern wegen des verschobenen Singapur-Grand Prix', den Fernando Alonso dank des absichtlichen Mauer-Unfalls von Nelson Piquet Jr. gewann, mit zwei Jahren Bewährung milde davon kommen zu lassen. Den italienischen Drahtzieher Briatore zog die Fia dagegen komplett aus dem Verkehr. "Die Strafe für Briatore ist ein Racheakt nach allen Regeln der Kunst. Max Mosley erledigt seinen Erzfeind", urteilte "Marca". Das Blatt "As" titelte: "Max Mosley verpasst Briatore den Todesstoß. Der Fia-Präsident ist in dem Sporttribunal Staatsanwalt, Verteidiger und Richter in einem." Die "La Gazzetta dello Sport" schrieb: "Renault hat Briatore auf den Scheiterhaufen geschickt, um selbst mit einem milderen Urteil davon zu kommen." "Tuttosport" titelte: "Briatore wurde ausgelöscht." Und "Le Parisien" war sich sicher: "Weil Renault der Höchststrafe entkommt, musste symbolisch ein Kopf rollen." "Wir gehen alle davon aus, dass die Formel 1 nächstes Jahr hier fährt."

Karl-Josef Schmidt, Chef der Hockenheimring GmbH

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