Greipel strahlt, Martin nicht

Zeeland · Tony Martins Traum vom Gelben Trikot ist beim Auftakt-Wochenende der Tour de France gleich zwei Mal geplatzt. Dagegen jubelte André Greipel, der den gestrigen Sprint der zweiten Etappe gewann.

Tony Martins Traum vom Gelben Trikot ist nach einer Millimeter-Entscheidung geplatzt, André Greipel sprintete dagegen zum Etappensieg: Auf einer verrückten zweiten Etappe der 102. Tour de France fuhr Martin wie am Vortag hauchdünn am Gelben Trikot vorbei. Nur weil der Schweizer Fabian Cancellara sich mit dem gestrigen dritten Platz eine Zeitgutschrift von vier Sekunden sicherte, verpasste Martin den Sprung auf den ersten Platz der Gesamtwertung.

Immerhin ein deutscher Trumpf stach: Greipel holte sich nach 166 Kilometern von Utrecht nach Zeeland mit einem starken Sprint den Sieg vor dem Slowaken Peter Sagan und Cancellara. Der Schweizer löste den australischen Auftaktsieger Rohan Dennis an der Spitze der Gesamtwertung ab. Dennis, der am Vortag das Zeitfahren vor Martin gewonnen hatte, erreichte das Ziel mit über einer Minute Rückstand.

"Dass Cancellara doch noch Dritter wird, ist sehr, sehr bitter für mich", sagte ein völlig enttäuschter Martin. Aufgeben will er seinen Kampf aber nicht: "Ich gebe mir mindestens noch sieben Tage, um hier um das Gelbe Trikot zu kämpfen."

Einen ersten Dämpfer mussten zwei der vier Topfavoriten einstecken: Vorjahressieger Vincenzo Nibali aus Italien und der kolumbianische Kletterspezialist Nairo Quintana verloren jeweils 1:28 Minuten auf die Spitzengruppe. Dagegen erreichten 2013-Champion Christopher Froome und Giro-Sieger Alberto Contador das Ziel zusammen mit Martin.

Von einer langweiligen Flachetappe konnte gestern keine Rede sein. Dafür hatte schon der Wetterumschwung in den Niederlanden gesorgt. Wind und Regen machten die Verhältnisse unberechenbar und eröffneten Martin die Chance auf Gelb. Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister fuhr clever, hielt sich immer im Vorderfeld auf. Gut 50 Kilometer vor dem Ziel landeten Martins Etixx-Team und die Saxo-Tinkoff-Mannschaft um Contador dann die entscheidende Attacke, als das Feld auseinander riss.

Dennis hatte dagegen nicht aufgepasst und musste wie viele prominente Fahrer den Kontakt abreißen lassen. Nibali versuchte, mit seiner Astana-Mannschaft den Schaden in Grenzen zu halten, was aber kaum gelang. Es war ohnehin nicht das Wochenende der umstrittenen kasachischen Mannschaft, die mit dem Fall Lars Boom die Tour de France mal wieder brüskiert hatte.

Boom war beim Gesundheitscheck vor dem Tour-Auftakt mit einem zu niedrigen Cortisol-Spiegel aufgefallen, was nicht zwingend ein Indiz für ein Dopingvergehen ist. Im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur ist dafür keine Sperre vorgesehen. Die Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC), der bislang auch das Astana-Team angehörte, hat sich aber strengere Regeln auferlegt: Eine achttägige Schutzsperre wäre die Folge. Astana aber ließ den Niederländer am Samstag in Utrecht starten.

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