FC Liverpool ist bekloppt

Liverpool · Das spektakuläre Engagement von Jürgen Klopp in Liverpool ist perfekt. Der 48-Jährige, der einen Dreijahresvertrag erhält, wird am 17. Oktober erstmals auf der Bank des englischen Traditionsclubs sitzen.

Dem Mythos FC Liverpool konnte Jürgen Klopp nicht widerstehen: Im roten Klub-Shirt posierte der 48-Jährige zur Vertragsunterschrift, für die legendäre Anfield Road beendet der deutsche Meistertrainer sein "Sabbatjahr" nach nicht mal fünf Monaten. 131 Tage nach dem Pokal-Finale von Berlin, seinem letzten Spiel mit Borussia Dortmund , nimmt er an der Merseyside sein nächstes Mammutprojekt in Angriff.

Der Tweet des FC Liverpool von 21.58 Uhr gestern Abend löste auf der Insel eine unglaubliche Euphorie aus und wurde innerhalb von zehn Minuten 25 000 Mal geteilt. Heute Morgen um 11 Uhr deutscher Zeit wird er offiziell vorgestellt. Über die Vertragslaufzeit machte der Klub keine Angaben, Medienberichten zufolge hat Klopp auf dem Foto neben Klub-Chef Ian Ayre seine Unterschrift mit dem Querstrich durch das Doppel-p unter einen fürstlich entlohnten Dreijahresvertrag gesetzt.

Nun soll Jürgen Klopp , der 20. Trainer der Vereins-Historie, den in Lethargie siechenden Reds eine neue sportliche Identität verleihen. Der Klub erhofft sich vom ersten deutschen Teammanager in 123 Jahren einen starken Impuls, der eine Wende einleitet. Seit Wochen hatten die Reds Klopp den roten Teppich ausgerollt - gestern ging der deutsche Meistertrainer den letzten Schritt. Er unterzeichnete einen Vertrag, der ihm pro Jahr zehn Millionen Euro einbringen soll.

Klopp folgt in Liverpool auf den entlassenen Brendan Rodgers, am 17. Oktober bei Tottenham Hotspur wird er an der Seitenlinie zum ersten Mal die Geschicke des mythenumrankten Vereins leiten. "You'll never walk alone", den besten Song der Fußballwelt, wird er somit erstmals am 24. Oktober gegen Rubin Kasan an der Anfield Road zu hören bekommen - in der Europa League, in der er bald auf seinen BVB treffen könnte. "Hallo and willkommen!", hatte die Tageszeitung Liverpool Echo in ihrem eigens angelegten Liveticker zuvor geschrieben und einen "Jurgen Klopp Day" ausgerufen. Seit Tagen überschlugen sich die Boulevardblätter mit ihren Schlagzeilen: Jurgen Kop, Klopp of the Kops, King Klopp, kein Wortspiel, das es nicht gegeben hätte.

Klopp erstrahlte in den Berichten beinahe hymnisch überhöht als Retter - als "perfect fit", genau der Richtige für die schwierige Aufgabe. Dass er einen Traditionsverein aus der Krise führen und "erwecken" kann, hat er in Dortmund bewiesen Gestern hatte der FC Liverpool das letzte Hindernis beseitigt - er entließ die bisherigen Assistenztrainer Sean O'Driscoll und Gary McAllister. Somit konnte Klopp sein Team mitbringen: Er arbeitete beim BVB erfolgreich mit Co-Trainer Zeljko Buvac und Analyst Peter Krawietz zusammen. Für die Führung der Reds ist Klopps Zusage eine gewaltige Erleichterung. Eine andere Lösung als "Klopp signed" wäre den Fans angesichts des medialen Wahnsinns kaum drin gewesen.

Liverpool hat viel Geld investiert, allein im Sommer kamen zahlreiche Stars wie Roberto Firmino von 1899 Hoffenheim - die Investition hat sich jedoch nicht ausgezahlt. In der Liga ist Liverpool Zehnter, seit der nur hauchdünn verpassten Meisterschaft 2014 geht es bergab. Klopp soll diesen Trend stoppen und umkehren. Er kann eine Mannschaft inspirieren, ob seine Ansprachen auch in ungewohnter Sprache funktionieren, bleibt abzuwarten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort