Eine neue Demokratie

Nis. Martin Heuberger ist anders. Anders als sein Vorgänger, anders als viele Trainer-Kollegen in seinem Geschäft. Der neue Bundestrainer spricht viel. Kommunikation ist seine Stärke. Vor der Europameisterschaft in Serbien, die an diesem Sonntag für die Deutschen mit dem Vorrundenspiel gegen Tschechien beginnt (17

Nis. Martin Heuberger ist anders. Anders als sein Vorgänger, anders als viele Trainer-Kollegen in seinem Geschäft. Der neue Bundestrainer spricht viel. Kommunikation ist seine Stärke. Vor der Europameisterschaft in Serbien, die an diesem Sonntag für die Deutschen mit dem Vorrundenspiel gegen Tschechien beginnt (17.05 Uhr/ZDF), hat Heuberger das "Wir" zur neuen Maxime der Nationalmannschaft erklärt. Als Nachfolger von Handball-Ikone Heiner Brand versucht der neue Trainer, seinen Führungsstil einzuführen - und hofft, das Team damit doch noch zu den Olympischen Spielen in London zu führen.

Zweifel hat er nicht

Den Spielern gefällt die Arbeit mit dem neuen Chef. "Martin hält während eines Spiels immer Kontakt zu uns. Er ist offen für die Meinungen jedes einzelnen Spielers", sagt der Kieler Dominik Klein: "Das wird uns nach vorne bringen." Die Hierarchie im Team ist deutlich flacher geworden. Demokratie statt Autokratie ist die Devise.

Heuberger ist ein positiver Mensch. Zweifel an seiner Mission hat er nicht. Gedanken an ein mögliches Scheitern hält er für Zeitverschwendung. "Ich gehe positiv an die Sache heran und versuche, alles zu tun, um ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Ich werde die Mannschaft so gut es geht vorbereiten, und dann werden wir das schaffen", sagt Heuberger.

Die Linie des Trainers ist unverkennbar. Heuberger läuft die Seitenlinie auf und ab, erklärt, diskutiert. "Ich habe gewisse Wertvorstellungen, was den Umgang miteinander betrifft", erklärt Heuberger: "Diese versuche ich, an meine Spieler weiterzugeben. Jeder Einzelne hat seinen Stellenwert."

Natürlich weiß er um die Bedeutung der EM. "Für den deutschen Handball hängt viel vom Ausgang dieses Turniers ab", erzählt Heuberger. Man wolle die beiden vergangenen Turniere mit den enttäuschenden Plätzen zehn und elf vergessen machen, um so im letzten Moment noch auf den Olympia-Zug nach London aufspringen zu können.

Heuberger ist kein Alpha-Männchen wie sein Vorgänger, dem er sieben Jahre lang als Co-Trainer diente, bevor er selbst den Job als Bundestrainer am 1. Juli vorigen Jahres übernahm. Während Heiner Brand nach dem Weltmeistertitel 2007 im eigenen Land zur Lichtgestalt aufstieg, genoss Heuberger den Erfolg still und hamsterte mit den deutschen Junioren - weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit - weiter fleißig WM-Titel (2009 und 2011).

Ein Foul mit Folgen

Diese Bescheidenheit kommt nicht von ungefähr. Seinen Lebensmittelpunkt hat der gelernte Bauzeichner und frühere Kreisläufer im 7000-Einwohner-Örtchen Schutterwald in der südbadischen Provinz, wo er zusammen mit seiner Frau Beate und den beiden Söhnen Felix und Tim wohnt.

Dass Heuberger allerdings nicht nur nett kann, hat er bereits als Spieler bewiesen. Nach einem Foul an Jochen Fraatz wurde er am 29. Januar 1994 des Feldes verwiesen - ein historischer Moment: Es war der erste Ausschluss der Bundesliga-Geschichte. "Das war fatal", erinnert sich Heuberger. Ohne den bis zum Ende der Serie gesperrten Kapitän stieg Schutterwald damals ab. sid

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