Die Gier, Großes zu vollbringenSpanier kommen ohne Furcht zum Kurztrip in die Höhle der "Bestie"

München. Als Jupp Heynckes gestern die Allianz-Arena betrat, dachte er sicher an den 18. Mai. In 32 Tagen wird am selben Ort erneut eine Pressekonferenz stattfinden. Dann mit den Trainern des Siegers und des Verlierers des Champions-League-Endspiels. "Wir können Großes vollbringen. Wir haben ein Ziel: ins Endspiel einzuziehen

 Philipp Lahm, der im Bundesliga-Spiel gegen Mainz pausiert hat, ist voll konzentriert auf die Partie gegen Madrid. Der Bayern-Kapitän soll Cristiano Ronaldo ausschalten. foto: Hoppe/dpa

Philipp Lahm, der im Bundesliga-Spiel gegen Mainz pausiert hat, ist voll konzentriert auf die Partie gegen Madrid. Der Bayern-Kapitän soll Cristiano Ronaldo ausschalten. foto: Hoppe/dpa

München. Als Jupp Heynckes gestern die Allianz-Arena betrat, dachte er sicher an den 18. Mai. In 32 Tagen wird am selben Ort erneut eine Pressekonferenz stattfinden. Dann mit den Trainern des Siegers und des Verlierers des Champions-League-Endspiels. "Wir können Großes vollbringen. Wir haben ein Ziel: ins Endspiel einzuziehen. Die Chance haben manche vielleicht nur einmal in Leben", sagt der Trainer von Bayern München vor dem Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid um Cristiano Ronaldo, Mesut Özil & Co. heute (20.45 Uhr/Sat. 1).Der K.o. in der Meisterschaft scheint verdaut, der Fußball-Bundesligist aus München strebt nach Höherem - gegen den Verein, mit dem Heynckes 1998 die Königsklasse gewann. Nie ist es einer Mannschaft in der Champions League gelungen, ein Finale im eigenen Stadion zu spielen. "Die Gier, die Leidenschaft, die Sehnsucht auf Erfolge sind gerade auf der europäischen Bühne entscheidend", nennt Heynckes das Erfolgsrezept, um dies zu ändern: "Ich verspüre bei meiner Mannschaft, dass ein ganz großes Spiel ansteht." Kapitän Philipp Lahm erklärt, dass das Aus im Bundesliga-Titelrennen "Nullkommanull" Rolle spielt: "Die Meisterschaft ist abgehakt. Wir werden alles daran setzen zu gewinnen - und wenn nicht, wenigstens 0:0 zu spielen."

Das wird gegen die Tormaschine von José Mourinho schwer. 150 Real-Tore in allen Wettbewerben sprechen eine deutliche Sprache. Madrids Trainer sei also nicht nur einer für die Defensive, sagt Heynckes: "Er bricht alle Torrekorde, die in Madrid Bestand hatten." Und zwei Mal, im Endspiel 2010 mit Inter Mailand sowie 2005 mit dem FC Chelsea im Viertelfinale war er Bayern-Schreck.

Ob Mourinho es erneut wird, hängt viel von Lahm ab. Der Rechtsverteidiger soll Cristiano Ronaldo stoppen. "Ich fühle mich gut. Es war wichtig, nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf zu regenerieren", sagt er mit Blick auf seine Pause im Spiel am Samstag gegen Mainz 05 (0:0). Aber, warnt Heynckes, es gebe viel mehr Aufgaben als nur die von Lahm: "Wir müssen das im Team durchführen."

Madrid besticht durch Offensivkraft. Aber in Spanien sei der Respekt vor dem FC Bayern riesengroß, sagt Heynckes. Der ist historisch gewachsen: Daheim sind die Bayern gegen Real unbesiegt. In drei von vier Halbfinals gegen Madrid setzte sich München durch - zuletzt 2001, als der letzte Titel in der Königsklasse folgte. Nicht umsonst bezeichnen die Spanier die Bayern als "bestia negra".

Und die hat ebenso Offensivkraft pur zu bieten - dank Mario Gomez (elf Saisontore in der Königsklasse), Franck Ribéry und dem 2009 bei Real aussortierten Arjen Robben, der Unglücksrabe beim K.o. im Titelkampf am Mittwoch bei Borussia Dortmund (0:1). Heynckes spornt sie an: "Große Spieler" könnten in solchen Duellen geboren werden. dpa/dapd

München. Der Ausflug soll kurz und schmerzlos werden. Nach nur 31 Stunden Aufenthalt in München will Real Madrid die "bestia negra", also den Angstgegner FC Bayern gezähmt haben und mit einem Sieg wieder zurück fliegen. An Selbstbewusstsein fehlt es dem Spitzenreiter der spanischen Primera Division nicht. "Real ist immer Favorit", tönt Linksverteidiger Marcelo nach 20 Pflichtspielen ohne Niederlage. Er dürfte aber keine große Rolle spielen. Da Trainer Jose Mourinho Fabio Coentrao in der Defensive stärker einschätzt, wird der es wohl mit Arjen Robben zu tun haben.

Abwehr ist umstritten

Coentrao ist wie die ganze Abwehr umstritten. Er verweist aber auf die Bilanz: Mit sechs Gegentoren hat Madrid die beste Abwehr der Halbfinalisten (München: 7). In der Liga hat nur der FC Barcelona mit 24 weniger Gegentore als Real mit 29 (München: 20). Und vorne trifft Cristiano Ronaldo. Er überbot mit seinem 41. Ligator bereits seinen Rekord der Vorsaison (40) und traf in der Königsklasse acht Mal. Neben ihm stürmt Karim Benzema oder Gonzalo Higuain. Higuain traf in den letzten zwölf Spielen acht, Benzema in den 22 Partien dieses Jahres 16 Mal. In der Königsklasse erzielte Madrid diese Saison 32 (München: 22), in der Liga 107 Tore (München: 69). In der Champions League kommt Real auf 58 Prozent Ballbesitz, München auf 56.

In der Liga hat München das Gipfeltreffen bei Borussia Dortmund (0:1) hinter sich. Madrid steht es bevor - am Samstag bei Verfolger Barcelona. Verteidiger Sergio Ramos sagt deshalb: "In den nächsten drei Spielen geht's fast schon um die gesamte Saison." dapd/red

Auf einen Blick

Bayern München und Real Madrid im Vergleich:

Mitglieder: München: 171 345, Madrid: 96 000. Wert des Kaders: München: 360 Millionen Euro, Madrid: 542 Millionen. Teuerster Spieler: München: Franck Ribéry, Mario Gomez (je 42 Millionen), Madrid: Cristiano Ronaldo (90 Millionen). Europa-Rangliste: München: 4., Madrid: 5. Nationale Titel: München: 22 Mal Meister, 15 Mal Pokalsieger, Madrid: 31 Mal Meister, 18 Mal Pokalsieger. Internationale Titel: München: 8, Madrid: 14. dapd

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