Entsprechend enttäuscht äußerte sich KSV-Athlet Jan Fischer nach dem Ausscheiden: "Das Ziel Halbfinale, das der Vorstand ausgegeben hat, war nicht das der Mannschaft. Das war tiefgestapelt. Ich denke, wenn man drei Mal hintereinander ins Finale gekommen ist, dann will man dort erneut hin. Es tut schon weh. Wir haben uns zwei Mal deutlich unter Wert verkauft."

Das Hoffen auf ein Wunder dürften im Grunde auch die größten Optimisten bereits nach dem Auftaktkampf schon aufgegeben haben. Der erst 16-Jährige Marc-Antonio von Tugginer musste in der 55-Kilo-Klasse im griechisch-römischen Stil für den Bulgaren Venelin Venkov einspringen. "Venelin hat gesagt, dass ihm das Gewichtmachen zu sehr an die Substanz geht. Da geht die Gesundheit des Sportlers auch mal vor", erklärte KSV-Teamleiter Thomas Geid das Fehlen Venkovs. Von Tugginer war im Duell der Nachwuchsringer gegen Lukas Höglmeier, 19, chancenlos und verlor technisch unterlegen mit 0:4.

Spätestens zur Pause war jedem klar gewesen sein, dass der amtierende deutsche Mannschafts-Meister der vergangenen drei Jahre dem Duell keine Wende mehr geben können würde. Nach enttäuschenden Auftritten der Polen Marek Szustek und Sylwester Charzewski lagen die Köllerbacher mit 9:11 zurück. Der dritte polnische Ringer im Bunde, Radoslaw Marcinkiewicz, erhielt erneut keine Freigabe. "Er wird in Köllerbach nicht mehr zu sehen sein", erklärte Thomas Geid. Und Jan Fischer gab zu bedenken: "Was nutzt ein Top-Athlet, wenn er im entscheidenden Moment nicht da ist? Der Vorstand muss einige Positionen überdenken und wird dies auch tun." Ähnlich sieht dies Routinier Konstantin Schneider: "Ich habe dem Trainer schon gesagt, dass wir auf Ringer aus der Heimat setzen sollen. Dann müssen wir nicht immer zittern, ob der Athlet kommt oder nicht."

Zu den Lichtblicken auf Köllerbacher Seite gehörte an diesem Abend wieder einmal der 43-Jährige Vladimir Togousov, der Marcel Ewald erneut klar mit 3:1 besiegte. Auch Dimitar Kumchev konnte nach schwacher erster Runde seinen Gegner Johannes Kessel noch sicher per Schultersieg schlagen.

Nach der Pause konnten lediglich Jan Fischer und Andriy Shyyka Siege für den KSV verbuchen. Und so wurden es Weingartener Festspiele, deren rund 250 mitgereisten Anhänger den Finaleinzug gebührend feierten. Den Köllerbachern blieb dagegen nur die Erkenntnis: "Weingarten hat zwei Mal eine tadellose Leistung gezeigt und absolut verdient gewonnen", wie Thomas Geid erklärte.

Meinung

Eine ordentliche Saison

mit einem unnötigen Ende

Von SZ-Redakteur

Mark Weishaupt

Wer drei deutsche Meistertitel in Folge gewinnt, der muss sich nicht grämen, wenn er beim vierten Mal "nur" das Halbfinale erreicht. Insofern sollten die Verantwortlichen des KSV Köllerbach - und auch die Fans - gut daran tun, die vergangene Saison nicht als Misserfolg zu bewerten.

Trotzdem sollte das Aus gegen Weingarten genauestens analysiert werden. Denn das Ausscheiden war nicht unbedingt nötig, der Finaleinzug drin. Das glückliche Händchen, dass der KSV in den vergangenen Jahren mit seinen ausländischen Athleten hatte, hatte er diesmal nicht - festzumachen an dem Polen Radoslaw Marcinkiewicz, der in den beiden wichtigsten Kämpfen der Saison fehlte.

Ein personeller Umbruch muss erfolgen. Vorzeige-Ringer und Kapitän Konstantin Schneider hat es erkannt - und die Verantwortlichen sollten auf ihn hören.

Auf einen Blick

Köllerbach - SV Germania Weingarten 17:20.

55 Kilo griechisch-römisch: Marc-Antonio von Tugginer - Lukas Höglmeier 0:4.

60 Kilo Freistil: Vladimir Togousov - Marcel Ewald 3:1.

66 Kilo gr.-römisch: Sylwester Charzewski - Ionut Panait 0:3.

66 Kilo Freistil: Ismail Redzhep - Gergö Wöller 1:3.

74 Kilo gr.-röm.: Konstantin Schneider - Adam Juretzko 1:3.

74 Kilo Freistil: Andriy Shyyka - Szabolcs Laszlo 3:0.

84 Kilo gr.-römisch: Jan Fischer - René Zimmermann 3:0.

84 Kilo Freistil: Gabriel Seregelyi - Konstantin Völk 0:3

96 Kilo gr.-römisch: Marek Szustek - Ivan Nemeth 2:3.

120 Kilo Fr.: Dimitar Kumchev - Johannes Kessel 4:0. rix