Das merkwürdige Ende des Märchens mit dem Drachen

Quakenbrück · Die Artland Dragons haben sich aus der Basketball-Bundesliga zurückgezogen. Bundestrainer Chris Fleming, viele Jahre Coach in Quakenbrück, hat der Schritt des Klubs nicht überrascht. Wer den Platz einnimmt, ist noch offen.

Am Sonntagabend ging es in Quakenbrück zu wie auf einer Beerdigung. Schockierte Fans stellten Grabkerzen vor der Halle auf und breiteten noch einmal ihre riesige Fahne mit dem Klub-Emblem aus. Einige Spieler der Artland Dragons , die spontan an dem Treffen teilnahmen, waren selbst zu konsterniert, um Trost zu spenden. Nach der Abmeldung des Traditionsklubs vom Bundesliga-Spielbetrieb trug das Basketball-verrückte Artland Trauer. "Mir fehlen die Worte. Ich melde mich, wenn ich diesen Schock verdaut habe", schrieb etwa Bastian Doreth bei Facebook . Der Nationalspieler muss sich einen neuen Verein suchen, im Artland gibt es ab sofort keinen Profi-Basketball mehr.

Für Chris Fleming kam die Nachricht nicht mehr überraschend. "Das war über mehrere Jahre ein Thema", sagte der Bundestrainer über den Rückzug. Textil-Unternehmer Günter Kollmann, einstiger Bundesligaspieler und seit vielen Jahren Mäzen der Dragons, ist offenbar nicht mehr bereit, Geld in den Klub zu stecken. Dabei glauben viele in Quakenbrück , dass es auch ohne den großen Geldgeber eine Zukunft gegeben hätte.

In einer Mitteilung wurde die Entscheidung mit Standortnachteilen und daraus resultierenden Finanzlöchern begründet. Unter anderem sei die zu kleine Arena (3000 Plätze) ein Nachteil gewesen. "Ein Weiter wäre möglich" gewesen, sagte der ehemalige Manager Marko Beens. Sein Nachfolger Alexander Meilwes, seit 2011 Geschäftsführer und zuständig für die Abwicklung, wollte sich dazu nicht äußern.

Die Liga wurde am Sonntagvormittag informiert. "Das kommt zum jetzigen Zeitpunkt überraschend", sagte BBL-Sprecher Dirk Kaiser. "Das ist ein etablierter Standort gewesen, der vorbildlich gearbeitet hat. Nun haben aber wohl die Rahmenbedingungen nicht mehr gestimmt." Ob der frei gewordene Platz neu vergeben wird, ist offen. Am Donnerstag entscheidet der Lizenzligaausschuss erst einmal darüber, ob die sportlichen Aufsteiger Würzburg und Gießen die geforderten Voraussetzungen erfüllen, um auf die Absteiger Crailsheim und TBB Trier zu folgen.

"Ich bedaure sehr, dass man den ganz großen Schritt tut", sagte Ex-Geschäftsführer Marko Beens. Den Ausschlag habe wohl "die Tatsache gegeben, dass es mit der Konstellation nicht möglich ist, um einen Titel zu spielen". Das sah vor nicht allzu langer Zeit noch ganz anders aus. Fleming führte das Team 2003 in die Bundesliga, drei Jahre, nachdem er seine aktive Karriere bei den Dragons beendet hatte und Headcoach geworden war. Unter der Führung des Trainers, der bis heute mit seiner Familie in Quakenbrück wohnt, wurde der Klub 2007 Vizemeister und holte 2008 den Pokalsieg.

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