Brands Rundumschlag

Halle/Westfalen. Die Spieler genossen die Glücksmomente nach ihrem Zauber-Handball. Nach dem Rekordsieg gegen Island herrschten Freude, Zufriedenheit und Genugtuung im deutschen Lager. "Das war super tolle Werbung für den Handball. So möchten wir uns sehen und der Trainer und alle anderen auch

Halle/Westfalen. Die Spieler genossen die Glücksmomente nach ihrem Zauber-Handball. Nach dem Rekordsieg gegen Island herrschten Freude, Zufriedenheit und Genugtuung im deutschen Lager. "Das war super tolle Werbung für den Handball. So möchten wir uns sehen und der Trainer und alle anderen auch. Mein Herz atmet schon wieder freier", sagte Spielmacher Michael Kraus nach der 39:28-Gala gegen den Olympia-Zweiten am Sonntag im westfälischen Halle.Beim Befreiungsschlag nach dem Weltmeisterschafts-Debakel und der 31:36-Niederlage im Hinspiel in Reykjavik wirkte die deutsche Mannschaft wie ausgewechselt. Mit 5:3 Punkten und Gruppenplatz zwei hinter Österreich ist die Teilnahme an der Europameisterschaft 2012 in Serbien in Reichweite. Bundestrainer Heiner Brand nutzte die Stunde des Erfolges aber für eine Abrechnung. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Spiel und dass wir uns die Möglichkeit offen gehalten haben, nach Serbien zu fahren. Aber wir wissen, dass wir noch ein schweres Spiel gegen Österreich haben. Daher besteht kein Grund zu übermäßiger Freude", sagte der wohl im Sommer scheidende Bundestrainer noch mit Blick auf das entscheidende Spiel am 8. Juni in Innsbruck. Unvermittelt ergriff er danach die Chance, mit Kritikern hart ins Gericht zu gehen. "Ich hoffe nur, dass die Enttäuschung bei einigen Personen, die dem Handball nahe stehen, jetzt nicht zu groß ist. Ich kann mich nur bedanken für die vielen Belehrungen, die mir geholfen haben, das Handball-Spiel zu verstehen. Aber es hat ja geholfen, wie man sieht", sagte der Gummersbacher voller Sarkasmus.

Damit offenbarte Brand, wie tief gekränkt er darüber war und ist, dass seine Kompetenz in Frage gestellt wurde. Er sagte: "Ich bin sicherlich der Letzte, der nicht selbstkritisch ist. Aber es sind ja über viele Veröffentlichungen Meinungen kundgetan worden von Leuten, die auf einmal viel von Handball verstanden. Es geht nicht um Kritiker. Es geht um andere Personen, die meinen, Fachleute zu sein." Darunter sei einer, "der seit 30 Jahren nichts mehr mit Leistungssport zu tun hat, und der andere hat keine sportlichen Erfolge vorzuweisen", schoss Brand zurück, ohne Namen zu nennen. Jedoch scheinen der 76 Jahre alte Vlado Stenzel, Weltmeister-Trainer von 1978, und Rolf Brack, Trainer des Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten, gemeint zu sein. "Das zeugt schon von beachtlichem Selbstvertrauen", setzte Brand nach.

Die Freude am mitreißenden Auftritt seiner Mannschaft hatte er sich trotz des Grolls nicht nehmen lassen. "Das war sicher ein außergewöhnliches Spiel", befand Brand. Wieder einmal hatte seine Auswahl unter Beweis gestellt, wie wandel- und unberechenbar sie ist. "Wenn du gegen Island mit elf Toren gewinnst, ist das sensationell", erklärte Kapitän Pascal Hens. Er war mit sieben Toren am höchsten Sieg gegen Island beteiligt. "Wir wollten Wiedergutmachung und haben uns alle heiß gemacht. Das war ein Selbstläufer, den wir uns erarbeitet haben", sagte Hens. dpa

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