Bolt tanzt, siegt und feiert

Glasgow · Nach elf Monaten Pause hat Usain Bolt bei den Commonwealth Games die ganz große Show abgezogen. Der jamaikanische Supersprinter zeigte in Glasgow, wie wichtig er für die Leichtathletik ist.

Wie anders hätte Usain Bolt zurückkehren können als mit einem dieser für ihn typischen magischen Momente: Jamaikas Wundersprinter hatte sich bei den Commonwealth Games in Glasgow mitsamt Kollegen und Konkurrenten zum Finale über 4x100 Meter aufgestellt, da stimmten die 52 000 Zuschauer den Gassenhauer der Proclaimers, "I'm Gonna Be (500 Miles)", an. Bolt setzte sein breitestes Grinsen auf, tanzte und hüpfte über die Tartanbahn - und die Masse tobte.

Selfies für die Fans

"Ich war so froh, wieder hier zu sein. Die Menschen waren so warmherzig, ich habe so viel Energie gespürt. Da wollte ich einfach etwas Freude zurückgeben", sagte der lange verletzte Superstar, der im Hampden Park die perfekte Show abfeuerte. Der 27-Jährige zeigte eindrucksvoll, dass er immer noch das größte Zugpferd der Leichtathletik , wenn nicht sogar des gesamten Weltsports ist.

Bolt, der 329 Tage lang keinen Wettkampf bestritten hatte, stürmte nach seiner unwiderstehlichen Tanzeinlage als Schlussläufer Jamaikas zu Sieg und Jahresweltbestzeit (37,58 Sekunden). Danach schnappten sich der sechsmalige Olympiasieger und seine Teamkollegen karierte Schals und Schottenmützen und gingen auf eine schier endlose Ehrenrunde, auf der Bolt die Fans Selfie um Selfie schießen ließ.

Die Masse war Wachs in Bolts Händen, vor allem, weil seine Freude in keinem Moment aufgesetzt, übertrieben oder gekünstelt wirkte. "Diese lange Trainingsphase war nicht einfach für mich. Ich habe mich so gefreut, endlich wieder das zu machen, was mir im Sport am liebsten ist", sagte Bolt.

Im Staffel-Vorlauf am Freitag hatte er noch Sand im Getriebe: Der Wechsel funktionierte nicht, der Rhythmus fehlte, der Meister der Leichtigkeit lief wie auf Eiern ins Ziel. Am Samstag war es fast schon der alte Bolt, der seinen englischen Konkurrenten Danny Talbot auf der Schlussbahn aussehen ließ, als hätte er Leim unter den Spikes.

Noch kein Duell mit Gatlin

"Commonwealth-Gold war die einzige Medaille, die mir noch fehlte, diesen Sieg wollte ich unbedingt", sagte Bolt, der in Glasgow auf einen Einzelstart verzichtete. "Ich habe die Ausscheidung wegen der Verletzung verpasst und wollte niemandem, der sich für das Einzel qualifiziert hat, einen Platz wegnehmen", sagte Bolt: "Es hat sich ziemlich seltsam angefühlt, den Jungs über 100 und 200 Meter nur zuzusehen."

In dieser Saison wird Bolt den Einzelsprint dreimal nachholen, Starts über 100 Meter sind in Rio de Janeiro (17. August), Warschau (23.) und Zürich (28.) geplant. Das Duell mit dem US-Amerikaner Justin Gatlin , in dieser Saison ungeschlagen und Weltschnellster (9,80 Sekunden), wird es erst im kommenden Jahr geben. Bis zur Weltmeisterschaft 2015 in Peking werden sich die beiden Alphatiere wohl aus dem Weg gehen.

Bolt brennt bereits auf das kommende Jahr, sehnt sogar schon die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro herbei. Ob es danach weiter geht, ließ er in Glasgow offen: "Ich habe immer gesagt, dass ich nach Rio aufhören möchte. Aber alle meinen, ich soll weitermachen. Also werde ich das vielleicht", sagte Bolt. Schließlich wäre die Leichtathletik ohne seine typischen magischen Momente eine ärmere.

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