Leidenschaft bringt den FCH zurück

Homburg · Der 1. FC Saarbrücken erwischte im Derby beim FC Homburg einen Blitzstart, rettete die 2:0-Führung aber nicht über die Zeit. Schon morgen Abend im Heimspiel gegen den SC Freiburg II will der FCS cleverer auftreten.

 Kai Hesse (Mitte) freut sich über seinen Ausgleichstreffer gemeinsam mit Marc Gallego und Angelo Vaccaro. Foto: Schlichter

Kai Hesse (Mitte) freut sich über seinen Ausgleichstreffer gemeinsam mit Marc Gallego und Angelo Vaccaro. Foto: Schlichter

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Wenn es um Fußball geht, kommen die Fans der Regionalligisten FC Homburg und 1. FC Saarbrücken selten auf einen gemeinsamen Nenner. Nach dem 2:2 am Freitagabend im Homburger Waldstadion waren sich allerdings beide Lager einig darüber, ein mitreißendes Saar-Derby gesehen zu haben. "Dem saarländischen Fußball konnte nichts Besseres passieren als dieser Saisonstart. Die beiden Mannschaften haben sich dem Auftaktspiel als würdig erwiesen", sagte FCH-Vorstandschef Herbert Eder.

FCS-Trainer Fuat Kilic dankte "den Fans beider Seiten für die tolle Atmosphäre im Stadion". Dass vor dem Spiel Feuerwerkskörper aus dem Gästeblock in den Innenraum flogen und auch über dem Homburger Fanblock zeitweise Rauch aufstieg, war angesichts der Emotionalität, die diese Paarung traditionell begleitet, nicht anders zu erwarten. Der Begeisterung auf den mit 11 208 Zuschauern gefüllten Rängen tat dies keinen Abbruch.

Der Blitzstart der Saarbrücker, die durch die Treffer von Matthew Taylor (4. Minute) und Alexander Hahn schon nach sieben Minuten mit 2:0 vorne lagen, ließ auf Homburger Seite zunächst Schlimmes befürchten. Während aus dem Gästeblock "Hier regiert der FCS" und andere Jubelgesänge durch das Stadion schallten, war der Homburger Anhang bis zur Hälfte der ersten Halbzeit wie von einer Schockstarre erfasst. Mehr als 20 Minuten lang hatten die Hausherren der Dominanz der Gäste aus der Landeshauptstadt wenig entgegen zu setzen. "Schlimmer kann man eigentlich nicht ins Spiel kommen. Wir sind in den ersten 25 Minuten mit dem 0:2 noch glimpflich davon gekommen", gab FCH-Trainer Jens Kiefer eine ebenso ehrliche wie treffende Analyse ab.

Erst nach dem Anschlusstreffer durch Homburgs Angelo Vaccaro in der 28. Minute erwachten Mannschaft und Fans . Ab diesem Zeitpunkt wurde das Spiel zu einer echten Werbung für die Regionalliga. Getragen von der Stimmung im Stadion kämpften und rackerten beide Mannschaften bis zum Umfallen. Die Spannung und der Einsatz, mit dem die Akteure zu Werke gingen, machten die zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison zu erwartenden spielerischen Defizite auf beiden Seiten mehr als wett.

Nach dem Ausgleichstreffer durch Kai Hesse in der 50. Minute war Homburg plötzlich das spielbestimmende Team. In der 58. Minute bejubelte der Homburger Anhang schon die vermeintliche Führung der Gastgeber. Doch Vaccaros Treffer fiel aus einer Abseitsposition. Acht Minuten später erging es den Gästefans nicht besser, als Peter Chrappans Kopfballtor ebenfalls wegen Abseits abgepfiffen wurde. "Nach der Anfangsphase hat niemand mehr damit gerechnet, dass wir nochmal zurückkommen. Aber ich denke, die zweite Halbzeit ging klar an uns", sagt der Ex-Saarbrücker und heutige FCH-Verteidiger Nils Fischer.

Homburgs Vereins-Chef Eder zog "den Hut davor, mit welcher Leidenschaft sich die Mannschaft zurückgekämpft hat". Und Trainer Kiefer musste nach der Partie erstmal durchatmen. "Das war ein Spiel, das alles geboten hat, was die Leute sehen wollen", sagt er - wohl wissend, dass es gleich morgen mit der Partie beim 1. FC Kaiserslautern II (19 Uhr) weitergehen wird und die Messlatte schon mal hoch liegt.Auslaufen und Pflege standen am Samstag auf dem Trainingsplan des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken - das übliche Programm, auch nach dem 2:2 beim Erzrivalen FC Homburg zum Saisonauftakt am Tag zuvor. "Wir haben das Spiel schon analysiert, uns kurz geschüttelt, und jetzt geht es weiter", versuchte Innenverteidiger Alexander Hahn, wieder schnell zur Tagesordnung überzugehen.

Doch für den Neuzugang vom SV Meppen wird sein Pflichtspiel-Debüt bei den Blau-Schwarzen immer in Erinnerung bleiben. Nach Matthew Taylors wunderbarem Lupfer zur Gästeführung erzielte Hahn per Kopf das 2:0. "So ein gutes Gefühl wie nach dem Tor hatte ich noch nie in meinem Leben. Peter Chrappan hat mir den Weg freigeblockt, ich bin einfach durchgelaufen", erzählt der 21-Jährige, "dann bin ich auf die Fans zugelaufen. Die Unterstützung war unbeschreiblich. In Meppen sind vielleicht mal 500 Fans mit zu so einem Derby gefahren." Über 6000 Saarbrücker waren unter mehr als 11 000 Besuchern, die selbst nach der Meinung eines Polizeisprechers "eine schöne Fußballstimmung" im Waldstadion verbreiteten.

Der Saisonauftakt mit der neuformierten Mannschaft ist dem FCS durchaus gelungen. "Die erste Halbzeit war berauschend", sagte Mittelfeldspieler Lukas Kiefer, "für uns und die Fans . Wenn wir das dritte Tor machen, wäre die Sache durch gewesen." Doch Homburg kam nach dem Anschlusstreffer von Angelo Vaccaro besser ins Spiel. "Wir wollten eigentlich kompakt stehen", sagte Kiefer, "aber wir hatten große Probleme mit langen Bällen und Standardsituationen. Die haben dann nur noch gebolzt und wir uns angepasst." Stürmer Taylor hatte es schon direkt nach dem Schlusspfiff auf den Punkt gebracht: "Wir müssen als Mannschaft besser defensiv arbeiten. Und wir müssen lernen, unsere Kräfte vielleicht besser einzuteilen." Denn gerade in der zweiten Hälfte schaffte es die Mannschaft von Trainer Kilic nicht mehr, Ball und Gegner zu kontrollieren, das Tempo der Partie zu diktieren. Darum darf man mit der Punkteteilung sicher auch zufrieden sein. "Es war sicher nicht schlecht, aber es war auch nicht befriedigend", formulierte es Kiefer, "aber wir sind erst seit sieben Wochen zusammen. Das ist im Fußball eine verdammt kurze Zeit."

Viel Zeit, die Abstimmung weiter zu verbessern, bleibt dem FCS nicht. Schon morgen um 19 Uhr steht im Ludwigsparkstadion die erste Saison-Heimpartie gegen den SC Freiburg II an. Co-Trainer Christian Mollocher und Analyst Alex Andone-Grommes haben sich den Gegner am Samstag angeschaut. Denn das Leben geht nach dem Saarderby ja weiter, auch für den FCS.Das 2:2 zwischen dem FC Homburg und dem 1. FC Saarbrücken war über weite Strecken kein Spiel für Fußball-Ästheten. Das war angesichts des frühen Zeitpunkts der Saison allerdings auch nicht zu erwarten. Bahnbrechende Erkenntnisse sind dementsprechend aus diesem Spiel auch nicht zu ziehen - außer vielleicht, dass viele der gut 11 000 Zuschauer, ganz gleich welchem Verein sie die Daumen gedrückt haben, zurecht mit einem guten Gefühl nach Hause gehen durften.

Dass es abseits des Spielfeldes bis auf ein paar Böller angenehm ruhig und friedlich blieb, spricht für die Vernunft aller Beteiligten und setzte einem gelungenen Fußball-Abend das Sahnehäubchen auf. Es mag "nur" ein Spiel in Deutschlands vierthöchster Liga gewesen sein - aber es hat Lust auf mehr gemacht. Die Regionalliga-Saison darf gerne so weitergehen.

 Austausch unter Kollegen: Nils Fischer (links) und Mounir Chaftar reden nach dem Spiel über das Spiel. Foto: Schlichter

Austausch unter Kollegen: Nils Fischer (links) und Mounir Chaftar reden nach dem Spiel über das Spiel. Foto: Schlichter

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 Der Saarbrücker Neuzugang Alexander Hahn feiert mit den Fans sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:0. Foto: Schlichter

Der Saarbrücker Neuzugang Alexander Hahn feiert mit den Fans sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:0. Foto: Schlichter

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Auf einen BlickStatistik zum Saarderby in der Fußball-Regionalliga:FC Homburg - 1. FC Saarbrücken 2:2 (1:2).FC Homburg : David Buchholz - Emil Noll, Sebastian Wolf, Tim Stegerer, Andreas Gaebler, Nils Fischer, André Kilian (88. Matteo Timpone), Steven Kröner, Marc Gallego, Angelo Vaccaro (83. Clement Halet), Kai Hesse (90. Jaron Schäfer). - 1. FC Saarbrücken : David Hohs - Peter Chrappan, Alexander Hahn, Mounir Chaftar , Jan Fießer (76. Felix Luz), Andre Mandt (64. Christian Sauter), Timo Kunert, Lukas Kiefer, Marius Willsch, Dennis Wegner (62. Aleksandar Pranjes), Matthew Taylor. - Schiedsrichter: Florian Steinberg. - Zuschauer: 11208. - Tore: 0:1 Matthew Taylor (4.), 0:2 Alexander Hahn (7.), 1:2 Angelo Vaccaro (28.), 2:2 Kai Hesse (50.). - Gelbe Karten: Fischer, Wolf, Kröner, Hesse / Kiefer, Pranjes, Sauter. red

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