Baustelle Abwehr

Bremen. Das Motto kurz vor Mitternacht lautete: "Nichts wie weg." Die Nationalspieler beeilten sich, das Bremer Weserstadion hinter sich zu lassen. Alle hatten es eilig, dem fiesen, feuchten Dunst der Hansestadt zu entkommen

 Zufrieden ist anders: Mats Hummels, Mario Gomez, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes und Thomas Müller (von links) quittieren das 1:2 gegen Frankreich mit säuerlicher Miene. Foto: Brandt/dpa

Zufrieden ist anders: Mats Hummels, Mario Gomez, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes und Thomas Müller (von links) quittieren das 1:2 gegen Frankreich mit säuerlicher Miene. Foto: Brandt/dpa

Bremen. Das Motto kurz vor Mitternacht lautete: "Nichts wie weg." Die Nationalspieler beeilten sich, das Bremer Weserstadion hinter sich zu lassen. Alle hatten es eilig, dem fiesen, feuchten Dunst der Hansestadt zu entkommen. Es galt, das 1:2 (0:1) gegen Frankreich am Mittwochabend zu vergessen und die erste Niederlage nach fast einem Jahr mit zehn teilweise grandiosen Partien ganz schnell abzuhaken.Eine intensivere Analyse der Mängel wäre frustrierend ausgefallen: Mit Abwehrleistungen wie gegen die Franzosen könnte für die deutsche Fußball-Nationalelf, die nach dem 3:2 gegen Brasilien und dem 3:0 gegen die Niederlande zum EM-Favoriten aufgestiegen war, bei der Europameisterschaft ein jähes Erwachen folgen.

Bundestrainer Joachim Löw redete im Pressesaal Klartext zur Misere, aber dieser erreichte kaum noch die Spieler, weil sich die aus dem Staub machten. "Offensiv können wir auf einem Wahnsinns-Niveau spielen. Defensivarbeit mit der gesamten Mannschaft ist immer schwieriger. Wir müssen daran arbeiten, das zu perfektionieren. Das war nicht unbedingt das Gelbe vom Ei", sagte Löw.

Stark gequirltes Rührei war es sogar, was die Außenverteidiger Dennis Aogo und Jerome Boateng sowie die Innenverteidiger Holger Badstuber und Mats Hummels fabrizierten. Der in der zweiten Halbzeit für Badstuber eingewechselte Benedikt Höwedes untermauerte nur eine Erkenntnis: In der Nationalelf liefern diese Kandidaten nur Qualitäten geringerer Natur als in ihren Clubs. Von einer Viererkette kann keine Rede sein, es handelt sich nur um vier lose Einzelglieder.

Bei Löw ist der Abwehrverbund eine Problemzone, deren Anfälligkeit 2011 durch die Offensivkraft zuweilen verdeckt wurde. Selbst wenn der verletzt fehlende Philipp Lahm dabei gewesen wäre, wäre nur eine Position überdurchschnittlich besetzt worden. "Zwischen dem ersten und letzten Mann lagen 60 Meter", rügte Löw die komplette Mannschaft, weil sie etwas lauffaul die Kompaktheit vermissen ließ. Vor allem Aogo fiel durch. "Er war engagiert, beim ersten Gegentor ein bisschen unglücklich. Er kann mehr leisten", sagte Löw. Mit Aogos schwacher Vorstellung könnten die Chancen seines Mitspielers beim Hamburger SV, Marcel Jansen, für eine Rückkehr gestiegen sein. Neben Aogo bekamen auch andere wie Marco Reus ihre Begrenztheit von Löw mitgeteilt. Mit ihren Clubs kickten sie ja nur in der Bundesliga, nicht auf internationaler Bühne.

Trotzdem bleibt Löw optimistisch. Er verwies darauf, dass die Mannschaft auch vor dem starken Auftritt bei der Weltmeisterschaft 2010 das Jahr mit dem 0:1 gegen Argentinien begonnen habe. "Was im März passiert, ist für den Trainer nicht so ausschlaggebend", sagte Löw. dapd

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