Olympische Spiele in Tokio Rassismus-Eklat um deutschen Radsportdirektor Moster beim Einzelzeitfahren

Update | Tokio · Der deutsche Radsportdirektor hat am Mittwoch beim Einzelzeitfahren bei den Olympischen Spielen in Tokio für einen Rassismus-Eklat gesorgt.

 Nikias Arndt bekam von seinem Betreuer rassistische Motivationssprüche.

Nikias Arndt bekam von seinem Betreuer rassistische Motivationssprüche.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Am Mittwoch kam es beim Einzelzeitfahren der Männer bei den Olympischen Spielen in Tokio zu einem Rassismus-Eklat durch Patrick Moster, Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Während des Zeitfahrens fiel Moster durch rassistische Anfeuerungsrufe am Straßenrand äußerst negativ auf. „Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm“, rief der 54-jährige Moster Nikias Arndt während des Rennens zu. Vor Arndt waren der Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier und der Algerier Azzedine Lagab im Kampf gegen die Uhr auf die Strecke gegangen.

Mittlerweile hat Moster sich für eine rassistische Entgleisung während des olympischen Einzelzeitfahrens entschuldigt. „Ich stand in der Verpflegung und habe Nikias Arndt angefeuert. Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid, ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten. Ich wollte niemanden diskreditieren“, sagte er am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) kündigte eine Reaktion an. „Das Team D steht für die Einhaltung der olympischen Werte Respekt, Fairplay und Toleranz und lebt diese in all ihren sportlichen Wettbewerben“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. „Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelbar nach dem Wettkampf entschuldigt hat. Wir werden noch heute das persönliche Gespräch mit ihm suchen und die Situation aufarbeiten.“

Arndt selbst hat den rassistischen Kommentar seines Sportchefs scharf verurteilt. „Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim heutigen olympischen Zeitfahren und möchte mich hiermit deutlich von den Aussagen des sportlichen Direktors distanzieren! Solche Worte sind nicht akzeptabel“, schrieb der Radprofi am Mittwoch bei Twitter.

„Olympia und der Radsport stehen für Toleranz, Respekt und Fairness“, schrieb Arndt. „Diese Werte vertrete ich zu 100% und ziehe meinen Hut vor all den großartigen Sportlern, die hier in Tokio aus aller Welt zusammen gekommen sind!“

Auch der Radsport-Weltverband UCI hat mit deutlicher Kritik auf den rassistischen Kommentar des deutschen Sportchefs Patrick Moster beim Einzelzeitfahren der Olympischen Spiele reagiert. Der Verband bedauere Mosters Worte zutiefst, hieß es in einer Mitteilung des Weltverbandes nach dem Rennen am Mittwoch. „Diese Bemerkung geht gegen die Werte, die die UCI repräsentiert, fördert und verteidigt. Es gibt keinen Platz für Rassismus im Sport.“ Die UCI werde sich weiterhin dafür einsetzen, alle Arten von Diskriminierung im Radsport auszumerzen und für Diversität und Gleichheit eintreten.

(jfr/dpa)
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