Fußball „Die Offensive ist immer unser Mittel“

Paderborn · Der Trainer des Bundesliga-Aufsteigers SC Paderborn will mutig nach vorne spielen lassen und nimmt auch höhere Niederlagen in Kauf.

 Steffen Baumgart hat den SC Paderborn von der 3. in die 1. Liga geführt und hat gemeinsam mit seiner Mannschaft nur ein Ziel – irgendwie in der Bundesliga drinzubleiben.

Steffen Baumgart hat den SC Paderborn von der 3. in die 1. Liga geführt und hat gemeinsam mit seiner Mannschaft nur ein Ziel – irgendwie in der Bundesliga drinzubleiben.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Steffen Baumgart hat den SC Paderborn aus den Niederungen der 3. Liga ohne Umschweife in die Bundesliga geführt. Im SZ-Interview erklärt der 47 Jahre alte Trainer, wie die klammen Ostwestfalen bei ihrem zweiten Anlauf im Oberhaus bestehen wollen – und warum dem Trainer eine hohe Niederlage unter gewissen Umständen lieber ist als eine knappe.

Herr Baumgart, nach dem ersten Paderborner Aufstieg 2014 bezeichnete der damalige Trainer André Breitenreiter den Klub als krassesten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte. Welcher Begriff fällt Ihnen zur Paderborner Mannschaft 2019/2020 ein?

STEFFEN BAUMGART Dass wir ein Außenseiter sind, ist normal. Ob krass oder nicht krass, wird von der Art abhängen, wie wir Fußball spielen. Wir wollen das Gesicht zeigen, das wir immer gezeigt haben. Und wir wollen drin bleiben, das ist unser erklärtes Ziel.

Paderborn ist mit bedingungslos aggressivem Offensiv-Fußball zwei Mal nacheinander aufgestiegen. Kann die Mannschaft überhaupt defensiv spielen? Und haben Sie Angst vor Negativ-Schlagzeilen oder einem Selbstvertrauens-Verlust, wenn es hohe Niederlagen setzt?

BAUMGART Im DFB-Pokal gegen die Bayern Anfang 2018 haben wir ein gutes Spiel gemacht und 0:6 verloren. Das hat mir besser gefallen, als wenn wir uns hinten reingestellt und 0:3 verloren hätten. Wir werden immer die Offensive als unser Mittel sehen. Gegen Bayern oder RB Leipzig. Vielleicht werden wir gegen beide Mannschaften hoch verlieren. Aber dann wollen wir daraus lernen, dass wir nicht verlieren, dass wir auch eine Chance haben zu gewinnen.

Den Mannschaftsbus werden Sie demnach also nicht vor dem eigenen Tor parken?

BAUMGART Wenn ich mich hinten reinstelle, sehe ich meine Chancen noch geringer. Ich will Spaß am Fußball haben. Die Jungs wollen zeigen, dass sie nicht mit Glück in die Bundesliga aufgestiegen sind, sondern dass sie hierhingehören. Das wollen wir in jedem Spiel zeigen.

Mit Philipp Klement und Bernard Tekpetey hat der Verein zwei tragende Säulen in der Offensive verloren, namhafte Zugänge gibt es nicht. Wie wollen Sie die beiden ersetzen?

BAUMGART Keiner ist in dem Sinne ersetzbar, weder menschlich noch auf dem Platz. Wir werden gucken, wer die Rolle in unserem System einnehmen wird. Die Jungs haben uns sehr geholfen im letzten Jahr. Aber wir gehen unseren Weg weiter. Wir wollen mit jungen Spielern arbeiten, die wir Schritt für Schritt entwickeln. Unser System macht uns stark, nicht der einzelne Spieler. Das wollen wir in diesem Jahr wieder beweisen.

Paderborn hat geringe wirtschaftliche Mittel. Auf dem internationalen Transfermarkt wird dagegen mit dreistelligen Millionenbeträgen wie selbstverständlich hantiert. Ist der Fußball noch auf dem richtigen Weg? Und wie soll ein kleiner Verein da mithalten?

BAUMGART Der Fußball ist schon lange nicht mehr auf dem richtigen Weg. Es hat nichts mit den Millionentransfers zu tun. Es hat etwas damit zu tun, dass es nur noch um Vermarktung geht. Neue Wettbewerbe werden erfunden, garantiert nicht aus sportlicher Sicht. Ich bin 1995 als Spieler in die Bundesliga gekommen, das ist nicht mehr vergleichbar. Da ging es auch schon um viel, aber jetzt geht es nur noch um diese Beträge. Wir sind im Profifußball, da geht es um Geld, das darf man nicht verkennen. Ob das der richtige Weg ist, muss aber jeder für sich entscheiden.

Ihr Vertrag läuft bis 2020, die Erfolge mit Paderborn haben Sie begehrt gemacht. Angeblich will der Club schnellstmöglich mit Ihnen verlängern.

BAUMGART Gerüchte gibt es ja immer. Ich bin gerne hier. Wir sind tagtäglich im Austausch. Wir reden über die Vergangenheit und die Zukunft. Es ist alles gut.

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