Saarbrücken. Sie haben zwei Jahre lang gebüffelt - neben ihrem Job: 22 Mathe- und Chemielehrer haben gestern einmal selbst Zeugnisse erhalten - für ihre so genannte Lehrbefähigung im Fach Physik für die Klassenstufen 7 bis 10. Mit dieser "Qualifizierungsmaßnahme" will das Bildungsministerium dem akuten Lehrermangel insbesondere im Fach Physik entgegenwirken. Derzeit muss der Physikunterricht an einigen Gymnasien, Gesamtschulen und häufiger an Erweiterten Realschulen im Saarland "fachfremd" erteilt werden - sprich: von Lehrern mit anderer Fachausbildung. Nach Angaben des Bildungsministeriums werden an Erweiterten Realschulen derzeit durchschnittlich 15 Wochenstunden in den Fächern Physik, Mathe und Chemie fachfremd unterrichtet. An Gymnasien und Gesamtschulen sollen es weniger Wochenstunden sein - genaue Zahlen wollte das Ministerium auf Anfrage nicht nennen."Diese Qualifizierungsmaßnahme soll das Physikstudium nicht ersetzen", betont Rolf Pelster, Professor für Physik an der Saar-Uni, wo die 22 Lehrer ihre Fortbildung absolviert hatten. Als Mathe- und Chemielehrer hätten die Kandidaten allerdings eine naturwissenschaftliche Vorbildung mitgebracht. Zudem beschränke sich die Fortbildung auf die Klassenstufen 7 bis 10. Bei der Wissensvermittlung habe man sich darüberhinaus eng an dem Lehrplan orientiert.

Um den Lehrermangel in den Fächern Physik, Mathe und Chemie abzumildern, bedient sich das Bildungsministerium zudem des so genannten Seiteneinsteigerprogramms, das sich vor allem an diplomierte Vertreter der genannten Fächer richtet. Nach Ministeriumsangaben stößt dieses Programm auf "große Nachfrage". So sollen in diesem Schuljahr acht Seiteneinsteiger ihre Ausbildung abschließen und in den Schuldienst übernommen werden. Außerdem werbe das Ministerium aktiv für die Aufnahme eines Lehramtsstudiums in Physik, Mathe oder Chemie. Auch hier verzeichnet das Ministerium "Erfolge": Während es im Fach Mathematik im Jahr 2004 "nur" 118 Lehramtsstudierende gegeben habe, seien es im Wintersemester 2009/10 bereits 257 gewesen. Ebenso habe im gleichen Zeitraum die Zahl der Lehramtsstudierenden im Fach Physik von 15 auf 37 und im Fach Chemie von 57 auf 98 zugenommen. jos