Wie ein inneres Blumenpflücken

Marpingen · Sie spiegeln das Lebensgefühl junger Menschen im 21. Jahrhundert wider: Die Kunstwerke, die die Schüler der Marpinger Gemeinschaftsschule auf die Flurwände gezaubert haben. Verschiedene Kunstrichtungen der Moderne sind vertreten.

 Kahle und triste Wände haben die Schüler in moderne Kunstwerke verwandelt. Fotos: Schule

Kahle und triste Wände haben die Schüler in moderne Kunstwerke verwandelt. Fotos: Schule

 Auch die Jungs hatten Spaß.

Auch die Jungs hatten Spaß.

 Kunstwerk im Comic-Style.

Kunstwerk im Comic-Style.

 Ein spontaner Gefühlsausdruck.

Ein spontaner Gefühlsausdruck.

Die "Urban Art" Ausstellung in der Völklinger Hütte, die großformatige Pop-Art weltweit bekannter Künstler präsentierte und Besucher zu Tausenden in das Weltkulturerbe lockte, inspirierte auch die Schüler der Gemeinschaftsschule Marpingen. "Auch wir waren mit unseren beiden Kunstkursen direkt nach den Sommerferien in der Ausstellung", erklären die Schüler Nils und Sabrina. "Sie hat uns nicht nur begeistert, sondern auch Inspirationen gegeben, ähnliche Kunstwerke zu erstellen." Hierfür boten sich die bislang doch recht kahlen und wenig einladenden Flure im Oberstufentrakt der Gesamtschule Marpingen an. Mehr als 40 Schüler der Klassenstufe zwölf erstellten so in wochenlanger Arbeit, die sich nicht nur auf die Kunststunden, sondern bisweilen bis in die Abendstunden erstreckte, zusammen mit ihrer Kunstlehrerin Tanja Hameister eine "Open Gallery" moderner Kunstwerke. Es wurde direkt auf die Wände gezeichnet, gemalt, gesprayt. Verwendet wurden hierbei jedoch fast ausschließlich kräftige Farben, die den Bildern eine faszinierende Ausstrahlung verleihen. Von Graffiti über Materialmix, Pop-Art, Futurismus bis zum Comic-Stil sind wesentliche Kunstrichtungen der Moderne vertreten. Als Motive finden sich die Freiheitsstatue, daneben ein Puzzle des Lebens und der Lebensziele. Hier eröffnet nunmehr eine Wandnische den Blick ins Weltall, dort weint Roy Lichtensteins "Crying Girl" von der Flurwand auf die Vorübergehenden herab.

Doch es geht den jungen Künstlern nicht nur um die Darstellungstechnik. Sie verbinden mit ihren Werken auch persönliche Aussagen, die vor allem ihr Lebensgefühl als junge Menschen im 21. Jahrhundert widerspiegeln. So zum Beispiel Frederike, Michelle und Louisa: "Mit unserer verfremdeten Darstellung der "Miss Liberty" wollen wir darauf hinweisen, dass wir zwar heute viele Möglichkeiten besitzen, unser Leben frei zu gestalten, aber diese Möglichkeiten auch nutzen sollten und nutzen müssen." Für Freddy, Tamara und Fabienne ist ihr Werk eher als spontaner Gefühlsausdruck zu sehen, der auf die Buntheit, aber auch das Chaos des Lebens verweist. "Menschen können viel mehr aus ihrem Leben machen, wenn sie sich auf diese Vielfalt einstellen würden", ergänzt Tamara hierzu. Für Christian, der zusammen mit drei Mitschülern Gegenstände und Erfindungen der 90er Jahre im Stile eines Graffiti aufgreift, war "das Erstellen unseres Kunstwerkes wie ein inneres Blumenpflücken", das allerdings keinen Blumenstrauß, sondern den Schriftzug "Back to the roots" zum Ergebnis hatte. "Unsere Wurzeln liegen in dieser Zeit, wir alle sind in den 90er Jahren geboren und von den Entwicklungen, die von diesem Jahrzehnt ausgingen, geprägt."

Mit diesem Kunstprojekt hat die Gemeinschaftsschule Marpingen ein unvergleichliches Gesamtkunstwerk gewonnen. Nach Beendigung einiger Restarbeiten werden alle sieben Werke versiegelt und neuen Schülergenerationen neue Impulse und Inspirationen liefern.

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