„Ein guter Weg, den man weitergehen muss“

Türkismühle · Mehr Handlungsspielraum und Eigenverantwortung: Dieses Ziel verfolgt die Gemeinschaftsschule Türkismühle mit dem Modellversuch „Selbstständige Schule“. Ihre Erfolge feierte die Schule mit einem Festakt.

 Beim Festakt: Die Schüler der Klasse 6e und die Bläsergruppe führen den Schulsong von David Bokumabi „Neue Wege gehen“ auf. Fotos: Schule

Beim Festakt: Die Schüler der Klasse 6e und die Bläsergruppe führen den Schulsong von David Bokumabi „Neue Wege gehen“ auf. Fotos: Schule

 Minister Ulrich Commerçon erhält den Wunschkoffer von den Schülervertretern Maurice Bouillon und Vera Marx sowie Schulleiterin Monika Greschuchna.

Minister Ulrich Commerçon erhält den Wunschkoffer von den Schülervertretern Maurice Bouillon und Vera Marx sowie Schulleiterin Monika Greschuchna.

Die Turnhalle der Gemeinschaftsschule Türkismühle ist festlich geschmückt. Farbenfrohe, selbst gebastelte Plakate mit den Aufschriften "Gemeinschaft", "Mut", "Freude", "Fairness" und "Courage" zieren die kahlen Wände. Hoher Besuch hat sich in den schulischen Hallen angekündigt, um gemeinsam mit den Lehrern, Schülern und Eltern den Erfolg des Modellversuchs "Selbstständige Schule" zu feiern. Landrat Udo Recktenwald, Bürgermeister Andreas Veit und Bildungsminister Ulrich Commerçon sind nur einige der geladenen Gäste, die sich an diesem Vormittag einen Vortrag über die Entwicklung der Türkismühler Schule, unter dem Konzept des im Jahre 2007 vom damaligen Kultusminister Jürgen Schreier (CDU) gestarteten Modellversuches "Selbstständige Schule", angehört haben. Aber was zeichnet eine selbstständige Schule überhaupt aus? Eigenverantwortung und Mitspracherecht in der Unterrichtsgestaltung suchte man an den Schulen in Deutschland bisher vergeblich. Der Modellversuch des saarländischen Bildungsministeriums versucht dies zu ändern, indem zunächst ausschließlich ausgewählten Schulen Handlungsspielräume in der Stundenplangestaltung, der Stoffverteilung und in der Bildung von Lerngruppen ermöglicht werden. Wenn sich die Freiheiten auf Probe bewähren, sollen den 17 Testschulen weitere folgen.

An jenem Vormittag stellten die Schüler und Lehrer in einem unterhaltsamen Programm sieben Konzepte dar, die in der Türkismühler Schule dank des Modellversuchs etabliert wurden. Darunter das schulische Profil, Projekte, Förderkonzepte und Arbeitsgemeinschaften. Einstudierte Theaterstücke und musikalische Einlagen der Schüler-Lehrer-Band lockerten die Atmosphäre auf und ließen so manches Gesangstalent nicht unentdeckt.

Jeder der 1050 Schüler trifft hier täglich auf die unterschiedlichsten Charaktere. Auseinandersetzungen und Beleidigungen unter den Jugendlichen stehen da meist an der Tagesordnung. Mit Projekten und AGs soll der Sinn der Schüler für Respekt, Akzeptanz und Toleranz geschärft werden. Ausgezeichnet als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" gehen die Türkismühler bereits mit gutem Beispiel voran. Die Stolperstein AG, bestehend aus 15 Schülern, war, in Zusammenarbeit mit dem Adolf-Bender-Zentrum, auf den Spuren nach früheren jüdischen Bürgern der Gemeinde Nohfelden, die im Zweiten Weltkrieg deportiert und ermordet wurden. In Gedenken an die verstorbenen Mitglieder der Gemeinde wurden Stolpersteine verlegt. Im Gespräch mit Zeitzeugen, die regelmäßig die Schule besuchen, lernen die Schüler ebenfalls die Geschichte Deutschlands hautnah kennen. Die AG "Begegnung", in Kooperation mit der Lebenshilfe, übt die Schüler im vorurteilslosen Umgang mit behinderten Menschen.

Ehrengast Commerçon bekam zum Abschluss von Schulleiterin Monika Greschuchna einen Koffer mit Wunschzetteln überreicht. Zettel auf denen Schüler, Lehrer und Eltern dem Ministerium kundtun, dass sie mit dem derzeitigen Konzept der Schule zufrieden sind und sie auch weiterhin eine selbstständige Schule sein möchten.

"Die Wünsche werden das Ministerium schwer beschäftigen", so Commerçon. Dennoch freue er sich über die Anregungen. Ein durchaus positives Resümee ziehe er aus den vergangenen sechs Jahren des Experiments an der Türkismühler Gemeinschaftsschule. Das Modell sei auf einem guten Weg und diesen müsse man weitergehen, um in Zukunft allen Schulen Handlungsspielräume in der Unterrichtsgestaltung genehmigen zu können.

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