Weiskirchen braucht mehr Gewerbeflächen"Die Krise nicht stärker herbeireden"

Weiskirchen. Nicht Gemeinde oder Bürgermeister, sondern der Gewerbeverband Weiskirchen war in diesem Jahr Ausrichter des Neujahrsempfangs. Rund 70 Gäste waren am vergangenen Freitag der Einladung des Vorsitzenden des Gewerbeverbandes, Norbert Louis, ins Haus des Gastes gefolgt

 70 Gäste lauschten der Rede von Bürgermeister Werner Hero. Fotos: Wagner

70 Gäste lauschten der Rede von Bürgermeister Werner Hero. Fotos: Wagner

Weiskirchen. Nicht Gemeinde oder Bürgermeister, sondern der Gewerbeverband Weiskirchen war in diesem Jahr Ausrichter des Neujahrsempfangs. Rund 70 Gäste waren am vergangenen Freitag der Einladung des Vorsitzenden des Gewerbeverbandes, Norbert Louis, ins Haus des Gastes gefolgt. "Wegen der angespannten finanziellen Lage der Gemeinde Weiskirchen wurden vom Gemeinderat umfangreiche Sparmaßnahmen beschlossen", verkündete Louis gleich zu Beginn seiner Begrüßungsrede.Diesen Sparmaßnahmen sei nun auch der Neujahrsempfang des Bürgermeisters zum Opfer gefallen. Deshalb habe der Verein für Handel, Handwerk, Gewerbe und freie Berufe die Gelegenheit ergriffen, an diesem traditionsreichen Drei-Königs-Tag Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, bekundete der Verbandsvorsitzende. In einem kurzen Rückblick erinnerte Louis an die vielfältigen Aufgaben und Leistungen des Gewerbeverbandes, die der Gemeinde bislang zugute gekommen seien.

In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Louis die Forderung nach der Erweiterung des Weiskircher Gewerbegebietes. "Wir brauchen diese Gewerbefläche dringend, um bestehenden Betrieben die Möglichkeit zur Erweiterung zu geben", betonte Louis.

Damit einher ginge die Ausweitung vorhandener Arbeitsplätze ebenso wie die Neuansiedlung wichtiger Erwerbsstellen. Bedauerlich fand Louis die immer noch mangelhafte Zusammenarbeit ortsansässiger Vereine mit dem Gewerbeverband.

"Einige Vereine erinnern sich an die Gewerbetreibenden nur dann, wenn sie Geld brauchen oder Anzeigen in ihren Festzeitschriften fehlen", bedauerte der Gastgeber.

Fast wie eine Entschuldigung klangen die Worte des Weiskircher Bürgermeisters, Werner Hero, ob der veränderten Gastgeberrolle. "Galt unser Empfang als kleines Dankeschön-Fest zu Beginn des neuen Jahres doch in der Hauptsache allen Mitbürgern, die insbesondere ehrenamtlich tätig sind und Engagement zu Gunsten der Gemeinde zeigen", sagte der Verwaltungschef in seiner Grußrede. Die finanzielle Lage habe jedoch dazu geführt, den Neujahrsempfang der Gemeinde abzusagen.

Zum Thema Gewerbegebiet "Auf der Heide" hatte Hero allerdings gute Nachrichten. Mittlerweile stehe die dritte Erweiterung an. Die Gemeinde habe dazu die finanziellen Weichen gestellt und die planerischen Voraussetzungen bis hin zur Ausschreibungsreife getroffen, bestätigte der Rathauschef.

Die Baukosten des für die Gemeinde so wichtigen Projektes bezifferte er auf insgesamt 3,6 Millionen Euro. Die Förderung durch das Land und die Europäische Union betrage rund 55 Prozent.

"Die Fertigstellung dieser dritten Erweiterung, die zirka 3,4 Hektar neuer Gewerbeflächen umfassen wird, schätzen wir auf Mitte 2013", sagte Werner Hero.Weiskirchen. In seinem Gastvortrag anlässlich des Neujahrsempfangs im Weiskircher Haus des Gastes wagte am Freitag der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Saar (IHK), Heino Klingen, eine durchweg positive Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung. "Die Staatsschuldenkrise in Europa kann eingedämmt werden", sagte Klingen.

Allerdings verlangten anstehende Sparprogramme von der Bevölkerung betroffener Länder erhebliche Opfer. Man müsse die Krise jedoch nicht stärker herbeireden, als sie ist, meinte der IHK-Chef. "Um rund vier Prozent wächst die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren, davon profitiert das Saarland mehr als andere Regionen", prognostizierte Klingen. Durch die starken Wirtschaftszweige Fahrzeugbau, Maschinenbau und Stahlindustrie genieße das Saarland im Reigen der Bundesländer die größte industrielle Wertschätzung hinter Baden-Württemberg.

Der insgesamt zu beziffernde Exportanteil läge derzeit einschließlich der indirekt exportierten Güter bei 70 Prozent. "Deshalb müssen sich die Saarländer keine Sorgen machen", meinte Klingen. Auch bescheinigte er der beschäftigungspolitischen Entwicklung eine gute Bilanz. "Der Arbeitsmarkt erfuhr im Saarland eine kleine Revolution", meinte der Redner.

Die Wirtschaft des Landes werde weiter wachsen, auch wenn es um die Landesfinanzen kritisch bestellt sei. "Das ist ein riesiges Problem, das man angehen muss", forderte Klingen. Infolge des demographischen Wandels sei bis zum Jahre 2030 mit einem Rückgang von rund 100 000 Erwerbstätigen zu rechen. "Wo sollen die Leute dann herkommen, die unseren Wohlstand sichern", fragte Klingen. Seine Lösung: "Wir werden dann Zuwanderer, auch aus anderen Bundesländern, brauchen."

Wie es um die wirtschaftlichen Nöte und Sorgen Weiskirchens und um eine schnelle Verkehrsverbindung zu den industriellen Fleischtöpfen in Saarlouis, Völklingen, Saarbrücken oder Homburg bestellt sei, blieb im Vortrag des Redners im Verborgenen. Allerdings, soviel bestätigte der IHK-Geschäftsführer: "Auch Menschen, die außerhalb arbeiten, wohnen in Weiskirchen und stärken damit die regionale Wirtschaft." owa

"Einige Vereine erinnern sich an die Gewerbe-

treibenden nur dann, wenn sie Geld brauchen."

Norbert Louis

"Der Arbeitsmarkt erfuhr

im Saarland

eine kleine Revolution."

Heino Klingen, Geschäftsführer der IHK Saarland

Auf einen Blick

Noch einmal beschwor Bürgermeister Werner Hero den dynamischen Aufbau der Kommune, weil damit positive Auswirkungen auf den Handel einhergingen. Dabei lobte er die Arbeit des Gewerbeverbandes der letzten Jahre. Man habe hier Maßstäbe gesetzt. Jetzt gelte es, die Rahmenbedingungen für Gewerbebetriebe zu verbessern. "Im Verhältnis zu den wirtschaftsstarken Nachbargemeinden, die als gewerbliche Förderschwerpunkte gelten, ist die Entwicklung von Betrieben in Weiskirchen schwierig", sagte Hero.

 Norbert Louis, Gewerbeverband

Norbert Louis, Gewerbeverband

 Heino Klingen, IHK

Heino Klingen, IHK

Er dankte den zahlreichen Mitbürgern, die ehrenamtlich und uneigennützig für andere tätig seien. "Mit der Einladung der vielen Vereinsvertreter zum Neujahrsempfang wird deutlich gemacht, dass das Ehrenamt unentbehrlich für die Gesellschaft, für die Vereine selbst und vor allem für unsere Gemeinde ist." owa

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