„Warum Fassaden anderer zahlen?“

Sulzbach · Das „Bündnis für Investition und Dienstleistung“ (BID), das schon in Saarbrücken-Burbach umgesetzt wurde, ist auch für Sulzbach angedacht. Vornehmlich geht es darum, der Verwahrlosung von Straßenzügen entgegen zu wirken. Doch nicht jeder Hauseigentümer ist in allen Punkten mit dem BID einverstanden. Nach Leander Wappler, dem IHK-Experten, der im BID große Chancen sieht, kommt nun ein Kritiker zu Wort.

"Hier wird etwas Gutes schlecht gemacht", sagt Bernd Schlachter, Vorsitzender des Vereins "Haus und Grund" in Sulzbach über die Pläne, in Sulzbachtalstraße und Bahnhofstraße ein "Bündnis für Investition und Dienstleistung", kurz BID, einzurichten. "Die Grundidee, die Stadt voranzubringen, finde ich gut, aber ich hasse Zwangsmitgliedschaften", erklärt Schlachter. Er ist zwar seit Anfang Februar selbst Mitglied im Verein BID Sulzbach, doch "bisher habe ich noch keine Rückmeldung oder Einladung bekommen". Er moniert, dass die Satzung des Sulzbacher BID eine Mitgliedschaft vieler Gewerbetreibenden ausschließt, weil nur Grundstückseigentümer oder an der Antragsstellung zur Gründung aktiv beteiligte Personen mitmachen dürfen: "Es müsste gewünscht sein, dass die Gewerbetreibenden mitmischen." Und er kritisiert, dass im Vorstand des Vereins kaum Grundeigentümer des betroffenen Gebietes vertreten sind.

Die BID-Grundidee ist - in groben Zügen - folgende: In einem bestimmten Distrikt gründen die Hausbesitzer eine Gemeinschaft, die Maßnahmen zur Aufwertung des Viertels beschließen kann. Allerdings müssen von der Gemeinschaft auch die Kosten getragen werden. Bernd Schlachter hat selbst Grundstücke und Häuser in der geplanten Zone, die etwa Sulzbachtalstraße und Bahnhofstraße umfassen soll. Er argumentiert: "Meine Fassaden sind in Ordnung, ich habe viel Geld in die Renovierung gesteckt. Jetzt, wo ich fertig bin, würde ich mir gern ein neues Auto kaufen oder in Urlaub fahren und nicht die Fassaden anderer zahlen."

Zudem befürchtet er, wenn die Pflichtabgaben auf die Mieten der verbliebenen Geschäftsleute aufgeschlagen werden, dass diese dann ebenfalls das Weite suchen. Und auch für das angedachte Vorhaben des BID, eine zusätzliche Straßenreinigung zu finanzieren, hat Schlachter kein Verständnis: "Haben die Leute keinen Besen zu Hause? Wenn jemand seiner Straßenreinigungspflicht nicht nachkommt, dann muss man gegebenenfalls den Bauhof zum Reinigen hinschicken. Die Rechnung kann dann der bezahlen, der zuvor seiner Pflicht nicht nachgekommen ist." Allerdings betont Schlachter immer wieder, offen für Gespräche zu sein: "Ich bin nicht komplett gegen das BID. Grundsätzlich gilt: Wenn es Sulzbach gut geht, geht es mir auch gut. Und das geplante Leerstandskataster ist eine gute Idee. Dafür würde ich auch Geld in die Hand nehmen. Ein Bündnis für Investitionen in Sulzbach könnte für alle einen Vorteil bringen, wenn alle gemeinsam im Boot sitzen würden und gemeinsam dafür zahlen, arbeiten und kämpfen." Doch wegen seiner bisherigen Bedenken behält sich Bernd Schlachter vor, möglicherweise gegen die Gründung eines BID zu klagen.

Kontakt: Verein "Haus und Grund", Bernd Schlachter, Vopeliusstraße 4a, 66280 Sulzbach. Tel. (0 68 97) 5 44 80, E-Mail: mail@hug-sulzbach.de

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