Tiefe Betrübnis im Garten der Fans

Dudweiler. Herzlich willkommen in Bechters WM-Garten in der Joseph-Haydn-Straße 20 in Dudweiler-Süd. Es ist Freitag, kurz nach 13 Uhr. Es ist alles angerichtet für den großen Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Die Gastgeber, Hans-Peter und Sohn Klaus-Peter Bechter, sind bestens gelaunt

Dudweiler. Herzlich willkommen in Bechters WM-Garten in der Joseph-Haydn-Straße 20 in Dudweiler-Süd. Es ist Freitag, kurz nach 13 Uhr. Es ist alles angerichtet für den großen Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Die Gastgeber, Hans-Peter und Sohn Klaus-Peter Bechter, sind bestens gelaunt.

"WM schauen hat bei uns seit der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland Tradition", erzählt Hans-Peter, während Sohnemann Klaus-Peter jedem, der zum ersten Mal in den WM-Garten kommt, ein Gastgeschenk in die Hand drückt. "Jeder ist bei uns herzlich willkommen", sagt er. Zwei große Leinwände haben die Bechters aufgestellt - eine im Keller, die andere vor der Hütte am Ende des Gartens. Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff sind 30 Nachbarn schon da. "Den 4:0-Auftaktsieg der Deutschen gegen Australien haben etwa 50 Leute hier gesehen", berichtet Hans-Peter. Nach und nach trudeln weitere Freunde ein.

Im WM-Garten hängen überall Deutschland-Fahnen. Eine Attrappe des WM-Pokals steht in der Ecke. Das Bier und andere Getränke sind kaltgestellt. Die ersten Schwenkbraten und Rostwürste brutzeln gold-braun in der Sonne. Da hat Grillmeister Willi Jost, besser bekannt als "de Hausmeischda", prima Arbeit geleistet. Jetzt fehlt nur noch ein prima Spiel. Hans ist sicher: "Wir gewinnen 3:1". Jogi Löw ist auch schon da, allerdings nur ein Bild des Bundestrainers. Es zeigt ihn in Jubelpose, mit einem schwarz-rot-goldenen Band um den Hals. Kurz vor dem Anpfiff kann noch niemand ahnen, dass Bundes-Jogi knapp zwei Stunden später stinksauer sein wird und im Nelsen-Mandela-Bay-Stadion in Port Elizabeth vor lauter Ärger seine Trinkflasche wegwirft.

Zurück nach Dudweiler: Der spanische Schiedsrichter Alberto Undiano, er wird später noch eine entscheidende Rolle spielen, hat die Begegnung angepfiffen. Das Spiel plätschert so dahin. Am besten sind da noch die Sprüche vom Hausmeischda: "Heut gibt's serbisches Eisbein" oder "Der Müller ist eine echte Bereicherung," meint er, während er die Würste auf dem Grill auf die andere Seite dreht. In der 37. Minute dreht sich auch die Stimmung. Aus Lust wird Frust. Der schwache Schiedsrichter stellt Miroslav Klose vom Platz. "Eine viel zu harte Entscheidung", sagt Helmut und geht sich ein Bier holen. Und schon klingelt es im Kasten von Manuel Neuer. Der Serbe Milan Jovanovic nutzt die Verwirrung in der deutschen Mannschaft aus, bringt sein Team mit 1: 0 in Führung. Hans-Peter ist sicher: "Das schaffen wir noch."

Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt: Mehrmals haben die Gäste in Bechters WM-Garten den Torschrei auf den Lippen. Trotz Unterzahl hätte Lukas Podolski die Serben im Alleingang besiegen könne. Doch der Kölner trifft einfach das Tor nicht, verschießt sogar einen Elfer. Nach dem Schlusspfiff ist Klaus-Peter aber immer noch optimistisch. "Wir kommen auf jeden Fall weiter. Vielleicht reicht ja schon ein Unentschieden gegen Ghana." Auch dieses Spiel am nächsten Mittwoch gibt es natürlich wieder in Bechters WM-Garten zu sehen. "Heute gibt's serbisches Eisbein."

De Hausmeischda

"Der Schiedsrichter war der schwächste Mann auf dem Platz."

Hans-Peter Bechter

"Der Schiri zeigt viel zu viele gelbe Karten. Wir sind doch nicht im Mädchenpensionat."

Partygast Guido

"Trotz dieser Niederlage kommen wir weiter."

Klaus-Peter Bechter

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