Zottiger Schafspelz des Wolfes täuscht die Narren nicht
Wadgassen · Der Rathaussturm fiel in diesem Jahr in Siersburg aus. Statt dessen waren sportliche Höchstleistungen auf dem Pflaster vor dem Rathaus angesagt, denn der Bürgermeister Martin Silvanus musste sich diesmal nicht der gegen seine Mauern Anrennende Narren erwehren, sondern versuchte seine Macht bei den ersten Olympischen Fastnachtsspielen von Siersburg gegen die Jugend seiner Gemeinde zu verteidigen.
Unter dem unparteiischen Schiedsgericht von Prinz Julian 1. und Prinzessin Victoria 1. wurde Silvanus in einer Disziplin nach der anderen von seinen jungen Herausforderern geschlagen und gab am Ende als echter Sportsmann seine Niederlage zu.
Die "Glasspatzen" haben die Macht in Wadgassen übernommen: Während eines Regensturms überraschten sie den stellvertretenden Wadgasser Ortsvorsteher Siegfried Rulland, den Hostenbacher Ortsvorsteher Harald Kaufmann und den Schaffhauser Ortsvorsteher Albert Wagner. Getarnt als Mitglied des Elferrates um das Prinzenpaar Patrick I. und Jacinta I. sah man den künftigen Bürgermeister Sebastian Greiber.
Mit internationaler Hilfe und reichlich Vorräten an Wein und Knabberzeug hoffte der Überherrner Bürgermeister Bernd Gillo den Sturm der Narren auf sein Rathaus aussitzen zu können. Gemeinsam mit seinen Französischen Amtskollegen Gaston Adeier aus Carling und Gilbert Weber aus L'Hôpital verschanzte er sich in seinem Amtssitz als Prinzessin Agathe 1. und Prinz Ralf 2. von den Iwwerzwerch aufmarschierten. Doch, wen wundert's, dieser Plan ging am Ende nicht auf.
Einen neuen Bürgermeister braucht Wallerfangen, der alte ist verschlissen. "So sieht man nach tausend Tagen im Amt aus", sagte Günter Zahn. Bemitleidenswert sah er aus, im Rollstuhl und mit Infusionen versehen. Aber Gnade konnte er deshalb nicht erwarten. Die Abordnungen von Karnevalsvereinen, Musikverein Wallerfangen und ausgelassenen Bürgern forderten auf dem Fabrikplatz vehement den Rathausschlüssel. Das Amtsgebäude war zur "Zahn-Klinik" umbenannt, denn "Faules muss raus". Aus Verwaltungsangestellten und Beamten waren Ärzte und Chirurgen geworden. Nach lustigem Wortwechsel mit der Neimerder-Präsidentin Bärbel Kirst kam Zahn kurzerhand in ein Krankenhausbett.
Auch im Schwalbacher Rathaus haben die Narren die Regentschaft übernommen. Drei Mal wehrten sich Bürgermeister Hans-Joachim Neumeyer, Beigeordneter Norbert Trenz sowie die Ortsvorsteher Bernd Schweitzer, Christel Albert und Ernst-Peter Hirschmann hartnäckig, dann waren sie den vereinten närrischen Heerscharen der "Ri-Ra-Rutsch" aus Schwalbach, der "Bollen" aus Hülzweiler, der IG Rosenmontagszug sowie der "Germania" Elm nicht mehr gewachsen. Die Gesellschaft der Musikfreunde Elm blies ihnen gewaltig den Marsch, so dass Bürgermeister Ali Baba und seine Getreuen die Sesam-Pforten kampflos öffneten.
Als Wolf im Schafspelz hatte sich der Bouser Bürgermeister Stefan Louis am Fetten Donnerstag zu tarnen versucht und gewohnheitsmäßig mit seinen Schäfchen in den Petri Hof zurückgezogen, aber es nutzte nichts. Die närrischen Heerscharen nahmen quer durchs Dorf einen langen Anlauf, um dann unterstützt von einem heftigen Regensturm die Verteidiger einfach wegzublasen und wegzuspülen. Die Gegenwehr war nur von kurzer Dauer, dann händigte der "böse Wolf" den Schlüssel des Petri-Hofes freiwillig an das Hampitania-Prinzenpaar Dirk I und Iris I sowie Hofdame Nicole I aus.
