Junge Menschen aus allen Himmelsrichtungen strömten ab Ostern 1964 samstags und sonntags nach St. Wendel. In Winterbach stand Helga Müller sonntagsmittags an der Bushaltestelle. Ihr Ziel: die St. Wendeler Lindenau, zuvor ein gutbürgerliches Restaurant mit Kellersaal. "Außer in einem Tanzlokal war in St. Wendel nichts los", erzählt Starfighters-Gitarrist Karl-Heinz "Pop" Kunz. Und in diesem Kellersaal treten die Gründungsmitglieder "Pop", "Charly" Gräber, Hans Lehnhäuser und Willi Zeyer, gemeinsam als die Band The Starfighters auf.

Aus der Gaststätte ist mit den Jahren ein heißer Beatschuppen geworden. "Es war in dieser Zeit für uns das Nonplusultra", schwärmt die 65-jährige Winterbacherin Helga Müller noch heute. Die Starfighters spielten live Hits von den Beatles bis Wilson Pickett, alles, was seinerzeit modern war. "Die Band war schon fantastisch", schildert sie. Dazu wurde Twist getanzt. "Mit den Paartänzen war es plötzlich vorbei, die wurden nur bei den langsameren Schmuserunden getanzt."

Nicht nur bei amerikanischen Soldaten waren die Konzerte sehr beliebt, auch Angehörige der in St. Wendel stationierten französischen Armee tauchten in der Lindenau auf. Wie Jean Claude Beaurepère. Er hob die Hand und fragte freundlich bei Fräulein Müller an: "Mademoiselle, wollen Sie mit mir tanzen?" Und zusammen betraten sie die Tanzfläche. Dem Soldaten Beaurepère gefiel die Beatmusik der Band auf Anhieb. "Im französischen Radio lief die Musik von Johnny Hallyday oder Adamo zu dieser Zeit", erinnert er sich.

Jeden Sonntag verabredete er sich dann mit der jungen Dame aus Winterbach, brachte sie anschließend nach den intensiven Tanzstunden wieder zum Bus. 1968 heirateten sie.

Im selben Jahr wählten die Hörer von Europawelle Saar die Starfighters in Manfred Sexauers Musiksendung Hallo Twen zur beliebtesten Beatband des Saarlandes. "Es war damals eine sehr schöne, stimmungsvolle Zeit mit den Starfighters", bestätigt der 68-Jährige.

Bis 1970 spielen die Starfighters in wechselnden Besetzungen als Zugpferd und Hauskapelle in der Lindenau. "Mit dem Schluss der Starfighters wurde es für uns in St. Wendel dann uninteressant", sagt Jean Claude Beaurepère. Geblieben seien viele Erinnerungen und alte Schallplatten mit den Originalinterpreten der Hits, mit denen sich die Starfighters einen Namen gemacht haben.

An diesem Wochenende will das Winterbacher Ehepaar mit der Band Wiedersehen feiern. Das gibt's nicht alle Tage in der Kreisstadt: Alle 900 Karten für den Konzertabend an diesem Samstag zum Bühnenjubiläum 50 Jahre Starfighters im Saalbau sind vergriffen. Beim Vorverkaufsstart am 23. November gingen bei Buch und Papier Klein in St. Wendel innerhalb kurzer Zeit 410 Tickets weg. "Wahnsinn", kommentiert Werner Klär von der Stadt St. Wendel als Veranstalter.

Zum Programm des Konzertabends mit The Starfighters und deren Nachfolgeprojekten Still Crazy, Sodoma und Orchestra John C.: Der Saalbau öffnet um 18.30 Uhr, 19 Uhr spielt Still Crazy. Der einstündige Auftritt von The Starfighters ist gegen 20.15 Uhr geplant. Dann übernehmen Sodoma und Orchestra John C. Zum Finale versammeln sich die Musiker aller Bands zu einer Session auf der Bühne. Moderator ist Roland Helm vom Saarländischen Rundfunk.

Eine DVD mit Film- und Fotomaterial gibt für zehn Euro am Stand bei Ralf "Todzi" Zimmer. Der Reinerlös kommt der St. Wendeler Tafel zugute.

Am Sonntag ab 11 Uhr laden die Starfighters zu einer Frühschoppen-Party in die Lindenau. Hansi Funk sitzt hinter den Plattentellern und legt die Hits der 60er auf. Starfighters-Gitarrist Karl-Heinz "Pop" Kunz stellt seine aktuelle Formation Dry Lloyd (drei Leut) vor, Karl-Heinz "Charly" Gräber präsentiert autobiografische Songs über die Band, die Lindenau und St. Wendel.