Gleiche Öffnungszeiten müssen her

St Wendel · „In St. Wendel tut sich was“ – mit diesem Namen hat sich 1988 eine Aktionsgemeinschaft gegründet. Sie ist die Interessenvertretung St. Wendeler Gewerbetreibenden. Für sie ist der Wandel im Handel ein wichtiges Thema. Was sich in den vergangenen Jahren verändert hat und welche Impulse für die Zukunft wünschenswert wären – davon berichtet der Vorsitzende der Gemeinschaft, Wolfgang Zeyer.

 Kurz vor 15 Uhr an einem Samstag in der St. Wendeler City. Einige Geschäfte sind schon geschlossen, andere geöffnet.Foto: B&K

Kurz vor 15 Uhr an einem Samstag in der St. Wendeler City. Einige Geschäfte sind schon geschlossen, andere geöffnet.Foto: B&K

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Flaniert der Besucher heute durch St. Wendels Fußgängerzone, so hat sich gegenüber früher einiges verändert. Geschäfte von damals gibt es nicht mehr, andere sind neu dazugekommen. Viele Dienstleister haben sich angesiedelt, dafür zog es einige Ärzte weg aus der Innenstadt. Auch der Handel in St. Wendel unterliegt dem Wandel. "Vor 20/30 Jahren gab es mehr Geschäfte in der Innenstadt", blickt Wolfgang Zeyer, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft "In St. Wendel tut sich was", zurück. Nicht nur Einzelhandel , sondern auch Autohändler habe es in der City gegeben. Die Zahl letzterer ist inzwischen deutlich gewachsen, doch sind sie an den Stadtrand gezogen. Auch Tante-Emma-Läden waren früher in der Innenstadt vertreten. Heute sucht man einen Lebensmittelladen vergebens. "Das tut uns besonders weh", sagt Zeyer. Er weiß, kleine Supermärkte in der City seien oft nicht rentabel. Dennoch wünscht er sich wieder einen Lebensmittel-Laden im Zentrum. Vor allem mit Blick auf die vielen Wohnprojekte, die derzeit verwirklicht werden.

Um für eine Versorgung mit frischen Produkten im Stadtkern zu sorgen, hat die Stadtverwaltung den Markt am Donnerstag etabliert. Die Aktionsgemeinschaft ist aktuell dabei, einen Samstagsmarkt einzuführen. Während Themenmärkte an Samstagen viele Aussteller und Besucher anziehen, hätte es der normale Samstagsmarkt noch schwer, so Zeyer. Mitte April ist die Aktionsgemeinschaft mit den Märkten gestartet. "Trotz Werbung hat sich das neue Angebot in den Köpfen der Menschen noch nicht festgesetzt", weiß Zeyer. Doch er sieht die Anfangsschwierigkeiten realistisch: "Es braucht Zeit, bis sich so etwas etabliert."

Mit dem Samstagsmarkt wollte die Aktionsgemeinschaft, welche die Interessen der Gewerbetreibenden vertritt, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Versorgung der Bürger mit frischen Produkten und mehr potenzielle Kunden für die Händler . "Die Besucherfrequenz ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen", sagt Zeyer. Problematisch ist vor allem der Samstag. Ein Markt allein kann die Lust der Menschen auf einen Stadtbummel wohl nicht erhöhen. Attraktivere Öffnungszeiten müssen her. "Wir kämpfen seit zehn Jahren dafür, dass am Samstag einheitlich geöffnet ist.", so Zeyer. Jetzt endlich gibt es etwas Bewegung. 15 bis 20 Händler vor allem in der Bahnhofstraße hätten bis 16 Uhr geöffnet. Die Erfahrungswerte seien gut. "Händler berichten, dass es ein Besucherloch zwischen halb zwei und halb drei gibt, ansonsten laufe es gut", berichtet der Aktionsgemeinschafts-Vorsitzende. Damit sich in St. Wendel etwas tut, müsse noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden. Und es brauche Geduld. "Bis sich einheitliche Öffnungszeiten beim Kunden etabliert haben, kann es zwei, drei Jahre dauern", prophezeit Zeyer. Zu lange sei es anders gelaufen. St. Wendel müsse seine Vorteile konsequent nutzen. Gerade im Bereich Mode biete die Stadt Marken, die es in den Einkaufszentren nicht gibt.

Beinahe 150 Mitglieder zählt die Aktionsgemeinschaft aktuell. 80 bis 90 Händler in der Innenstadt sind vertreten. Der Austausch sei da. "Wir brauchen weitere Verkaufsflächen", fordert Zeyer mit Blick auf die Zukunft. Einige wenige Leerstände gibt es in der City. Die seien aufgrund der Ladengrößen schwer zu vermieten. "Hier müssten sich Eigentümer von nebeneinandergelegenen Flächen vielleicht zusammentun." Wünschenswert wäre laut Zeyer die Ansiedlung eines Frequenzbringers. Dazu zähle Peek & Cloppenburg oder auch C&A. Doch wohin mit diesen Geschäften?

Den Bahnhof tiefer legen und darüber Verkaufsflächen - etwas, das sich Zeyer gut vorstellen könnte. Doch das werde sich nicht in naher Zukunft realisieren lassen. Einen positiven Impuls verspricht sich Zeyer von dem neuen Rathaus am Dom. Erstens, weil die Bürger jetzt wieder in die City müssten, um bestimmte Behördenangelegenheiten zu regeln. Zweitens aufgrund der besonderen Lage. Und drittens, weil auch Verkaufsflächen in dem Gebäude geplant sind. Darüber hinaus wünscht sich Zeyer einen weiteren Zuwachs in Sachen Tourismus. Schon jetzt kämen viele Gäste vom Campingplatz oder dem Ferienpark am Bostalsee in die Stadt. Keine Frage, der Chef der Aktionsgemeinschaft blickt positiv in die Zukunft. Auch was die Konkurrenz der Händler mit dem Internet betrifft. Jetzt, da die Kunden bei einigen Internetanbietern Ware nur noch auf eigene Kosten zurückschicken können, habe der Einzelhandel eine Chance. Denn wenn Frau nicht mehr Schuhe in mehreren Größen bestellen und die, die nicht passen, kostenlos zurückschicken kann, gehe sie vielleicht wieder lieber in den Schuhladen um die Ecke.

Veranstaltungen in der City sind gut für die Gastronomie


Wer nicht unmittelbar aus der Region kommt, kennt den Stadtnamen St. Wendel meist im Zusammenhang mit Veranstaltungen. So werden regelmäßig Besucher in die City gelockt. Ein Segen für den Handel? Wolfgang Zeyer, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft "In St. Wendel tut sich was", antwortet mit einem klaren "Jaein". Von den Veranstaltungen profitiere vor allem die Gastronomie. "Das hat sich hervorragend entwickelt", sagt Zeyer. Beim Handel sei das schwieriger. Wenn Samstagsmorgens im Radio von einer Großveranstaltung in St. Wendel die Rede sei, bedeute das für viele: Die Stadt musst du meiden. "Auch Straßensperrungen sind für den Handel problematisch", so Zeyer. Was hingegen gut laufe, ist die Verbindung von Markt oder Fest mit dem verkaufsoffenen Sonntag. Sowohl beim Ostermarkt als auch beim Stadtfest seien viele Leute in den Geschäften unterwegs. Erstmals wollen die Händler in diesem Jahr anlässlich der St. Wendeler Lebens-Art Ende August zum verkaufsoffenen Sonntag laden. Gerade die Verbindung von flanierenden Besuchern des Kunsthandwerkermarktes und der Möglichkeit des Einkaufes könnte gut funktionieren.

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