Nikolaus macht Kindern nichts vor

Neunkirchen/Nahe · So kennen es die meisten: Nikolaus tritt zur Tür herein. Mit strenger Miene auf die Kleinen zukommend. Das aber will der St. Wendeler Dekanatsreferent nicht sein. Statt mit moralischem Zeigefinger will er lieber als Freund erscheinen.

 Arnold Orth in der Robe des heiligen Mannes: Diese trägt er aber nicht, wenn er zu den Kindern hereintritt. Er hat seit vielen Jahren seine Art, sich den Kleinen erst zivil vorzustellen.

Arnold Orth in der Robe des heiligen Mannes: Diese trägt er aber nicht, wenn er zu den Kindern hereintritt. Er hat seit vielen Jahren seine Art, sich den Kleinen erst zivil vorzustellen.

Foto: Sick

Einen etwas anderen Nikolausbesuch erleben Kinder der katholischen Tagesstätte St. Martin in Neunkirchen/Nahe. Und das seit 26 Jahren. Denn zur Feier bekommen sie Besuch vom St. Wendeler Dekanatsreferenten Arnold Orth - und der schlüpft nicht in die klassische Rolle.

Angefangen hat alles 1989. Damals wurde der heute 59-Jährige zum ersten Mal zu der Feier in den Kindergarten geladen. "Ich habe zugestimmt, aber ich habe auch Bedingungen gestellt", schildert Orth. Erstens: keinen Knecht Ruprecht. "Ich möchte kein strafender Nikolaus sein, der den Kindern Angst macht, sondern loben und Freude bringen." Soweit so gut, und für Eltern und Kindergartenpersonal keine sonderlich schwere Kost.

Zweitens: "Ich wollte nicht verkleidet hereinkommen und so tun, als sei ich der echte Nikolaus." Für die damalige Leiterin war auch das kein Problem. "Aber bei den Eltern regte sich da schon erst einmal Widerstand", erinnert sich Orth.

Doch der Dekanatsreferent ließ nicht locker. Seitdem betritt Orth die Kindertagesstätte in ganz normaler Kleidung. Mitra, Gewand und Bischofsstab hat er dabei. "Dann stelle ich mich den Kindern vor, erkläre ihnen, dass der echte Nikolaus damals in der Türkei gelebt hat, heute aber schon lange tot ist und dass wir in Gedenken an den Bischof feiern, weil er so ein großes Herz für Kinder hatte." Erst danach schlüpft Orth vor Kinderaugen ins rot-weiße Gewand und setzt die Bischofsmütze auf.

"Das tut der Feier aber keinen Abbruch." Denn ab dem Zeitpunkt, wenn er die bischöfliche Kleidung trägt, "bin ich für die Kinder der Nikolaus und auch viel authentischer als all die Weihnachtsmänner, die sie sonst in Massen in Einkaufszentren oder auf der Straße sehen", trotzt Orth dem Kommerz.

Dann erzählt er vom Lebenslauf des heiligen Mannes. "Ich möchte ihnen anhand der Legenden zeigen, wie wichtig es ist, Not zu sehen und diese durch Teilen zu lindern." Deswegen bekommt auch nicht jedes Kind ein Geschenk, sondern jede Gruppe einen Korb, mit Äpfeln, Nüssen und Schokoladentalern gefüllt. "Die werden dann an einem großen Tisch miteinander geteilt", kündigt der 59-Jährige an.

Mit strahlenden Augen und einem Lächeln auf den Lippen berichtet er von den Kindern, den Gedichten, die sie für ihn als Nikolaus haben, und den selbstgemalten Bildern, mit denen sie ihn jedes Jahr beschenken. "Ich gehe immer sehr glücklich dort weg", sagt er.

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