Das „Ü“ macht noch Probleme

Türkismühle · Seit Oktober dürfen Asylbewerber ohne Anerkennung einen Sprachkurs besuchen. Die Agentur für Arbeit Saarland (Arge) finanziert mit 760 000 Euro Einsteigerkurse im Landkreis St. Wendel. In Türkismühle büffeln derzeit 23 syrische Männer Deutsch.

 Arshag (links) und Sharef sind zwei der aktuell 23 syrischen Flüchtlinge, die sich in Türkismühle mit dem Dativ und Akkusativ der deutschen Sprache auseinandersetzen. Foto: Frank Faber

Arshag (links) und Sharef sind zwei der aktuell 23 syrischen Flüchtlinge, die sich in Türkismühle mit dem Dativ und Akkusativ der deutschen Sprache auseinandersetzen. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Die staatliche Sprachförderung für Flüchtlinge aus Krisenländern erfolgt in der Regel durch Integrationskurse, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) organisiert und finanziert. Da die vorhandenen Kapazitäten den Bedarf nicht decken, hat die Arge Saarland im Oktober befristet die Finanzierung der Einsteigerkurse übernommen: 7,3 Millionen landesweit, 760 000 Euro im Landkreis St. Wendel. "Damit ist es möglich geworden, dass die Asylantragsteller schon vor der Anerkennung an einem Sprachkurs teilnehmen können", freut sich Jürgen Haßdenteufel, Leiter der Arge Saarland. Und damit würde ein Stück an Vorarbeit geleistet, um den Migranten den späteren Verlauf in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Flächendeckend werden im St. Wendeler Land die Sprachkurse vom Landratsamt aus gesteuert. Einer dieser Kurse läuft derzeit in den Nebenräumen der katholischen Pfarrkirche in Türkismühle , wo 23 syrische Männer die Grundkenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift büffeln. "Es ist für mich einfach, die deutsche Sprache zu erlernen", findet der 19-jährige Arshag. Sein Mitschüler Sharef meint: "Mit der Schrift habe ich kein Problem, aber mit dem Akkusativ und dem Dativ", so der 24-Jährige, der in Syrien sein Abitur abgelegt hat.

Die 23 Schüler sind in zwei Gruppen unterteilt. "Das Level ist unterschiedlich, wir müssen für die Gestaltung des Unterrichts einen gesunden Mittelwert finden", erklärt die Kursleiterin Bettina Donnermeyer. Gilt dabei das Kalenderblatt-Sprichwort "deutsche Sprache, schwere Sprache"? Dazu die Deutschlehrerin. "Am schwierigsten ist für die Schüler die Aussprache, beispielsweise die des Buchstabens Ü oder bei dem Umlauten mit dem Sch", berichtet Donnermeyer.

Schüler Sharef ist seit neun Monaten in Deutschland und wohnt in Türkismühle . "Wenn sich deutsche Menschen unterhalten, kann ich sie verstehen, aber ich kann ihnen noch nicht antworten", erzählt er. 150 der insgesamt 300 Unterrichtsstunden hat der Kurs hinter sich gebracht. "Der vorgeschaltete Kurs gewährleistet die nötige Einführung für den nachfolgenden Integrationskurs", sagt Landrat Udo Recktenwald (CDU ). Ein St. Wendeler solle sich einmal vor Augen führen, er müsse plötzlich in einem arabischen Land die Schulbank drücken, um die Araber verstehen zu können. "Deshalb ist der Spracherwerb für einen Flüchtling der wichtigste Schritt zur Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt."

Diese Auffassung bestätigt Hejäm Mohamad, der vom Landkreis als Dolmetscher eingesetzt wird. "Es ist sehr gut, in einer Gruppe zu lernen, da kann man sich immer untereinander weiterhelfen. So hört und versteht einer mal ein Wort und erklärt dem anderen dessen Bedeutung", so der Dolmetscher .

Im Landkreis nehmen aktuell 500 Flüchtlinge an 23 Kursen teil, die in allen Gemeinden angeboten werden. Laut Arge-Chef Haßdenteufel seien es landesweit 5000 Zuwanderer, die mit den Basiskursen gefördert werden.

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