Sprachkurse für 1000 Flüchtlinge

Blieskastel · Damit Flüchtlinge, während sie auf einen Platz im Integrationskurs des Bundes warten, Deutsch lernen, finanziert das Land eigene Sprachkurse. Die Nachfrage ist riesig, die Fördersumme wird daher verdoppelt.

"A wie Anton, B wie Berta . . .", spricht Katharina Baarss langsam ihren Schülern vor. Die Runde nickt. Dass sie für Deutsche oft schwer verständliche Namen haben und daher das Buchstabieren wichtig ist, ist den 20 anerkannten Flüchtlingen, darunter sieben Frauen, im Einsteiger-Deutschkurs an der VHS des Saarpfalz-Kreises in Blieskastel klar. Zuvor haben sie auf Briefumschläge ihre Adressen geschrieben und gelernt, wo Anschrift und Absender hingehören. Nach 300 Unterrichtseinheiten in drei Monaten sollen sie das Niveau A 2 erreicht haben, also über grundlegende Kenntnisse verfügen. Die 19 Syrer und eine Mexikanerin warten derzeit auf einen Platz im Integrationskurs des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Doch das dauert mitunter Monate.

Damit sie bereits in dieser Zeit gefördert werden, hat das Wirtschaftsministerium im November 750 000 Euro für eigene Sprachkurse bereitgestellt. "Damit die Integration auf dem Arbeitsmarkt möglichst erfolgreich ist, muss die Zeit des Nichtstuns möglichst kurz gehalten werden", betont Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ). Hierzu sei das Erlernen der deutschen Sprache der erste Baustein. Da von den ursprünglichen 50 Kursen mit 1000 Teilnehmern bereits 45 Kurse mit 900 Teilnehmern belegt wurden, hat das Ministerium die Fördersumme auf 1,5 Millionen Euro für 1000 weitere Plätze verdoppelt. "Es gibt zu wenig Bamf-Kurse. Unser Angebot dient nur zur Überbrückung, wir können und wollen nicht die Aufgabe des Bundes übernehmen", sagt Rehlinger. Die neuen Kurse richteten sich vorrangig an "arbeitsmarktnahe Zugewanderte". "Die Kurse werden sehr gut angenommen", sagt die Sozialdezernentin des Saarpfalz-Kreises, Ulrike Zawar. "Wir schätzen sehr, dass - im Unterschied zu den Kursen des Bamf - die Teilnehmer hier auch sozialpädagogisch betreut werden, denn sie haben viele Fragen über das Leben in Deutschland." Mit den Landeskursen erreiche man mehr Flüchtlingsfrauen. Sie führt das auf die im Vergleich zu den Integrationskursen (sieben Monate) kürzere Dauer (drei Monate) zurück.

Parallel laufe auch die Beratung durch das Jobcenter , das ihnen weitere Maßnahmen vorschlägt, erklärt der Leiter des Jobcenters des Saarpfalz-Kreises, Dietmar Schönberger. Jedem Kurs sei ein Mitarbeiter als Einstiegsbegleitung zugeteilt. Die neuen Mittel ermöglichten auch dezentrale Sprachkurse in kleineren Gemeinden. Es kämen zunehmend Menschen, die nicht lesen und schreiben können, daher müsse die Alphabetisierung in den Landeskursen gefördert werden.

Ministerin, Jobcenter und Landkreis betonten, das individuelle Potenzial der Flüchtlinge müsse genutzt werden, um sie bestmöglich zu qualifizieren. "Arbeitsplätze für Geringqualifizierte gibt es schon jetzt zu wenige. Da soll der Verteilungskampf nicht verschärft werden", so Rehlinger.

Im Deutschkurs gehen die Berufswünsche weit auseinander. Viele wollen in ihren erlernten Berufen arbeiten, etwa als Maler oder Architekt. Andere wollen ihr Studium der Pharmazie oder in Design abschließen.

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