Bilanz fällt sehr versöhnlich aus

Quierschied · Es sind einige Damen und Herren, die in unserer Region nicht mehr für Stadt- oder Gemeinderat kandidieren. Zwei von ihnen saßen lange Jahre im Quierschieder Gemeinderat. Stellvertretend für viele andere, haben wir mit ihnen gesprochen.

 Hermann Meyer wälzt zum letzten Mal den Haushalt der Gemeinde. Fotos: Patric Cordier

Hermann Meyer wälzt zum letzten Mal den Haushalt der Gemeinde. Fotos: Patric Cordier

An diesem Sonntag wird gewählt - in Europa und auch in unseren Städten und Gemeinden. Doch während man die Kandidaten für Straßburg vielleicht mal im Fernsehen gesehen hat, kennt man die Bewerber für die Stadt- und Gemeinderatswahl aus der Kneipe nebenan, vom Schulfest oder vom Sportplatz. Zwei von denen, die seit über 20 Jahren Politik vor Ort machen, stehen am Sonntag aber nicht mehr zur Wahl: Friedel Trouvain und Hermann Meyer. "Wir bekommen oft die Prügel ab, die die Berufspolitiker in Saarbrücken oder Berlin verdienen", sagt Meyer mit einem Lächeln, "aber ich bereue keinen Tag, den ich im Gemeinderat mitgearbeitet habe." Seit 1994 gehörte der heute 67-jährige Berufskraftfahrer dem Gemeindeparlament an, ein Jahr früher war er in die CDU eingetreten. "Klaus Meiser hat mich damals gefragt", sagt der Vorsitzende der IGBCE in Quierschied, "umgekehrt ist er dann in die Gewerkschaft eingetreten."

Friedel Trouvain gehört bereits seit 1983 der SPD an. "Wegen Oskar Lafontaine", sagt der 71-jährige pensionierte Kraftwerks-Meister, der im selben Jahr erstmals in den Gemeinderat eingezogen ist. "Ich habe das getan, um etwas zu verändern", sagt Trouvain zu seinen Motiven, "wir haben jahrelang gegen die CDU-Mehrheit keinen Antrag durchbekommen. Aber davon darf man sich nicht die Lust nehmen lassen." Das Verhältnis zwischen den beiden großen Parteien in Quierschied hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. "Ich habe mich immer für einen Ausgleich eingesetzt", sagt Trouvain und Meyer ergänzt aus seiner Sicht: "Ich war schon immer einer, der mit den Kollegen anschließend ein Bier trinken war. Ich habe auch Rudi Kipp (SPD-Gemeinderatsmitglied, Anm. der Red.) in den Gewerkschaftsvorstand geholt. Dieses Gezanke bringt doch nichts."

Der Christdemokrat reklamiert die Ansiedlung des Einkaufsmarktes in Quierschied als Erfolg für seine Partei, der Sozialdemokrat nennt die Ansiedlungen auf dem ehemaligen Grubengelände Göttelborn. Gemeinsame Ziele seien mit den Ortsmitten in Göttelborn und Quierschied angegangen worden. Die Bilanz der Gemeinderatsarbeit von Trouvain und Meyer fällt versöhnlich aus, auch wenn der politisch größte Erfolg des einen die schmerzlichste Niederlage des anderen war. "Karin Lawall wird Bürgermeisterin - das war ein Höhepunkt. Für diese Mehrheit haben wir lange gekämpft", sagt Trouvain. Meyer hingegen gesteht: "Es war ein schwerer Schlag für uns, dass Otwin Zimmer diese Wahl verloren hat. Opposition mussten wir erst lernen. Aber wir haben es ganz gut hinbekommen."

Für die Wahl am Sonntag hoffen beide auf eine hohe Wahlbeteiligung und sehen die SPD im Vorteil. "Die Bürgermeisterin macht viel, da gibt es kein Gewackel", sagt selbst CDU-Mann Meyer. Zwar wird überhaupt nicht über das Verwaltungsoberhaupt abgestimmt, dennoch hofft Trouvain, dass der "Amtsinhaber-Bonus" genügt, "dass wir die stärkste Fraktion bleiben." Beide wissen aus ihrer langen Erfahrung, dass am Ende aber der Wähler das letzte Wort hat.

Auch wenn im Gemeinderat für sie Schluss ist - Hermann Meyer und Friedel Trouvain werden nicht von der Bildfläche verschwinden. Trouvain kandidiert für den Quierschieder Ortsrat, Meyer bleibt in der Gewerkschaft aktiv. Auch für die kommunalpolitische Bühne scheint das Motto "Niemals geht man so ganz" Gültigkeit zu besitzen.

 Friedel Trouvain am Treppenaufgang zum Sitzungssaal im Rathaus.

Friedel Trouvain am Treppenaufgang zum Sitzungssaal im Rathaus.

Zum Thema:

Auf einen BlickIn Friedrichsthal werden folgende Politiker nicht mehr zur Wahl antreten: Gabi Hell von der SPD. Bei der CDU werden Frank Hauch und Ingrid Rauber nicht mehr antreten. Das Bündnis soziale Zukunft konnte nicht genügend Unterstützer aufbringen, daher werden Manfred Klein, Peter Lenhoff und Julian Trenz nicht zur Wahl antreten. Bei der FDP treten Matthias Dorscheid und Max Hofmann nicht mehr an und bei den Linken wird Ulrike Lauck nicht mehr kandidieren. Und auch die Fraktion Die Zwei entfällt, das Ehepaar Karl-Heinz und Rosemarie Morgenthal tritt nicht mehr zur Wahl an. In Sulzbach treten zur Stadtratswahl nicht mehr an: Axel Hunsicker, Doris Ory und Bernd Rose (CDU), Ruth Bohnert (Freie Wähler), Wolfgang Kraul und Heidemarie Gombler (Linke) sowie sämtliche SPD-Mitglieder, mit Ausnahme von Heinz Herrmann, der als bisher fraktionsloses Stadtratsmitglied für die SPD antritt. dla/mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort