Interview Alois Wilhelm wird 70 und möchte gerne kürzer treten

Selbach · Selbachs Ortsvorsteher nimmt an seinem Geburtstag auch Abschied aus dem Gemeinderat. Im Interview erzählt er von seinen Zukunftsplänen.

 Alois Wilhelm feiert heute seinen 70. Geburtstag. 

Alois Wilhelm feiert heute seinen 70. Geburtstag. 

Foto: Frank Faber

Seinen 70. Geburtstag feiert am heutigen Montag, 3. Juli, der Selbacher Ortsvorsteher Alois Wilhelm (CDU). Die 70 bedeutet für ihn nicht nur eine schöne Feier, für ihn heißt es auch Abschied nehmen. Abschied aus dem Gemeinderat. Denn mit dem neuen Lebensjahr will er sein Gemeinderatsmandat abgeben.

Herr Wilhelm, Sie werden 70. Was bedeutet dieser Tag für Sie?  

Alois Wilhelm: Seinen 70.  Geburtstag zu feiern, ist schon ein besonderer Tag.  In erster Linie  bedeutet er, dass ich mich freue,  so alt werden zu dürfen. Meine Mutter ist mit  41 Jahren verstorben. Ich denke noch  oft an sie. Nach mehreren schweren OPs  und wochenlangem Aufenthalt auf den Intensivstationen ist die Zeit der Dankbarkeit gekommen.  Deshalb habe ich auch gebeten, keine   persönlichen Geschenke  mitzubringen.  Ich werde Pater Franklin  über die Indienhilfe Obere Nahe  in seiner Arbeit unterstützen.

 Was hat Sie dazu bewogen, mit 70 kürzer zu treten?                                                    

Wilhelm: Zurzeit  gibt es in der Politik  viele Diskussionen über  den Eintritt ins Rentenalter, die Lebensarbeitszeit, Ruhestandsregelung. Auch mit 70 Jahren  kann man noch viel  tun.  Aber  ich denke, dass es Zeit ist, aufzuhören  und bestimmte  Ämter  in jüngere Hände zu geben. Der Gemeinderat Nohfelden, die Ausschüsse, die Fraktionssitzungen  und die damit verbundenen überörtlichen Terminen nehmen doch viel Zeit in Anspruch. Mir ist selbst aufgefallen, dass ich nur mit dem Auto unterwegs war.  Jetzt gehe ich öfters zu  Fuß und sehe viele Dinge, auch Probleme im Ort, viel  besser  und früher.

Werden Sie Ortsvorsteher bleiben?

Wilhelm: Ich  habe zu allen Ortsratsmitgliedern ein ausgesprochen gutes  Verhältnis.  Sie unterstützen mich in meiner Arbeit. Sie sind aber alle noch voll im Berufsleben und könnten nur schwer alle Termine  vor Ort wahrnehmen. Ihrer Meinung nach, habe ich dafür die beste Zeit. Zu gegebener Zeit werden sie mir auch sagen, dass ich auch hier  in Pension gehen soll. Vor uns liegen viele Aufgaben. Die größte Herausforderung  ist der Ausbau des Naherholungsgebietes Nahequelle mit einem Gesamtvolumen von rund  einer Dreiviertel-Million Euro. Hier will ich Ansprechpartner sein. Gewählt bin ich bis  zur Kommunalwahl 2019. Was dann kommt, weiß ich nicht.

Alois Wilhelm ohne Gemeinderatsmandat, aber nicht ohne Politik, oder?

Wilhelm:  Politik  bedeutet nicht gleich Parteipolitik.  Politik  vor Ort bedeutet  Arbeit und Mitgestaltung des öffentlichen  Lebens  im Ort. Die  Arbeit im Gemeinderat, dem ich schon 1979 angehörte, hat viel Spaß gemacht. Ich  konnte viele Kontakte zur Verwaltung und überörtlichen  Mandatsträgern knüpfen, von denen ich heute  noch für  meine   Arbeit  profitieren kann. Mein Gemeinderatsmandat hatte ich in Selbach direkt  gewonnen. Deshalb bleibt das Mandat auch in Selbach und es wird eine einvernehmliche Nachfolge  geben. Parteipolitik  wird mich auch weiterhin interessieren. Ich verfolge die Parteitage aller  Parteien, lese  deren Programme und beschäftige mich mit deren Kandidaten. Das  Gemeinderatsmandat werde ich nicht vermissen.

 Was fangen Sie mit so viel Freizeit an?

Wilhelm: Vergangene Zeit kann nicht aufgeholt werden. Deshalb muss man die verbliebene  Zeit nutzen. Ich hatte noch nie in meinem Leben Langeweile  und so wird es auch zukünftig sein. Morgens lese ich   ausgiebig die SZ. Dann wird es Zeit für  meine Ortsvorstehertätigkeit. Gleichzeitig warten Haus, Hof und Garten auf ihre Arbeit. Zudem hat meine Frau  immer Arbeit für mich. Mein Hauptaugenmerk wird aber die Familie sein.  Neben  meiner Frau und den Töchtern mit ihren Familien  habe ich die Enkeltöchter  Anna und Ida. Hinzu kam vor  acht Wochen Enkelsohn Anton. Was früher oft nicht möglich war,  genieße  ich jetzt beim Spielen im Garten und halte Kleinanton  im Arm. Ich bin Organisator des AH-Wanderclubs „Mit Freunden unterwegs“,  Vorstandsmitglied  im Heimat-und Verkehrsverein, der Indienhilfe „Obere Nahe“ und dem Glockenkreis  Selbach. Es dauert nicht mehr lange, dann bin ich wieder  als Nikolaus   auf verschieden Weihnachtsmärkten unterwegs. Also: Ich nutze die  mir verbleibende Zeit und tue das, was mir Spaß macht.

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