AfD stürzt Landeschef Trampert

Dudweiler · Die Alternative für Deutschland hat im Saarland einen neuen Vorsitzenden. Josef Dörr setzte sich mit absoluter Mehrheit gegen den bisherigen Vorsitzenden Johannes Trampert durch. Inhalte spielten kaum eine Rolle.

 Zum Landesparteitag der AfD in Dudweiler kamen 158 der rund 300 Parteimitglieder. Foto: B&B

Zum Landesparteitag der AfD in Dudweiler kamen 158 der rund 300 Parteimitglieder. Foto: B&B

Foto: B&B

Die Schienbeinschoner, die die Saar-AfD laut Kassenbericht im vergangenen Jahr für ihre Fußballmannschaft angeschafft hat, hätten auch beim gestrigen Landesparteitag zum Einsatz kommen können: Obwohl der nach Dudweiler angereiste Bundesvorsitzende Bernd Lucke die Mitglieder zu Geschlossenheit aufrief ( "Hören wir auf mit dem albernen Streit in der Partei . . . Hören wir auf mit Schienbeintritten") konnten sich mehrere Mitglieder verbale Tritte gegen innerparteiliche Gegner nicht verkneifen.

Nicht der parteiinterne Richtungsstreit zwischen liberal-konservativen Anhängern und dem nationalkonservativen Flügel oder inhaltliche Debatten um politische Themen prägten den Parteitag. Vielmehr warfen sich die Mitglieder gegenseitig fehlende Kommunikation und Transparenz vor. Nicht zuletzt Hans Peter Pflug, der seine Kandidatur zum Parteivorsitzenden gerade damit begründete, dass neben dem bisherigen Parteivorsitzenden Johannes Trampert auch Josef Dörr angetreten war. Dörr kandidierte nach eigenen Worten deswegen, weil er sich vom bisherigen Vorstand ausgebremst sah. Aus der Wahl ging der 76-jährige pensionierte Schulleiter als klarer Sieger hervor: Von den 158 Anwesenden stimmten 86 für Dörr, 53 für Trampert und 19 für Pflug. Die AfD hat im Saarland nach eigener Aussage etwas mehr als 300 Mitglieder. Zuvor hatte die Versammlung beschlossen, den Vorstand zu erweitern, dem künftig zwei stellvertretende Vorsitzende angehören (bislang einer), und neben Schatzmeister, Geschäftsführer und Schriftführer nun sieben Beisitzer.

Dörr war 23 Jahre Mitglied der CDU und führte um 1980 herum die Christlich-soziale Wählerunion (CSWU), eine von Franz-Josef-Strauß-Anhängern gegründete Abspaltung der Saar-CDU, die nach ein paar Jahren wieder einging. Zuletzt war der Quierschieder jedoch 28 Jahre Mitglied bei den Grünen. Vorwürfe im Saal, Dörr habe Mitglieder gekauft, wies dieser zurück: "Das ist absoluter Unsinn." Er habe erfolgreich Mitglieder geworben. Diese Möglichkeit stünde jedem offen.

Der unterlegene Trampert kommentierte das Ergebnis mit den Worten: "Die Mitglieder haben deutlich entschieden. Das ist demokratisch und das respektiere ich. Ich bin angetreten, um den liberal-konservativen Kurs von Bernd Lucke fortzuführen. Schade, dass das von den Mitgliedern nicht honoriert wurde." Er kandidierte für kein weiteres Amt. Ob er AfD-Mitglied bleiben will, müsse er sich noch überlegen. Denn es sei nun fraglich, in welche Richtung sich die AfD im Saarland entwickle.

Während sich Pflug und Trampert eindeutig hinter Lucke positionierten, blieb Dörr vage. Die nationalkonservative "Erfurter Resolution", deren Verfasser die Anpassung der AfD an den "etablierten Politikbetrieb" kritisieren und beklagen, dass sich die Partei von der Pegida-Bewegung "ferngehalten" habe, habe er nur flüchtig gelesen, sagte Dörr. Doch es stünden "viele Dinge drin, die in Ordnung sind". Er sieht sein Ziel darin, dass die AfD in zwei Jahren in Land- und Bundestag einziehen kann. Dass die AfD im Saarland nach jüngsten Umfragen bei vier Prozent stehe, sei "fürchterlich".

In seiner Bewerbungsrede sparte der 76-Jährige im Bürgerhaus nicht mit Pathos: "Ein Hauch von Geschichte weht durch diesen Saal. Hier und heute, davon bin ich überzeugt, wird saarländische AfD-Geschichte geschrieben. (. . .) Wir spüren eine tiefe Glut in uns. An ihr werden wir das Feuer entfachen. Die Missstände in unserem Land sind der Wind, der diese Glut erfacht. Die Flammen wachsen zu einem Flammenmeer und schließlich zu einem Feuersturm. Dieser Feuersturm wird alles hinwegfegen und vernichten, was schlecht ist. "

In einer programmatischen Rede hatte Bundessprecher Lucke erneut für die Abschaffung des Euro plädiert. Es gehe darum, den Frieden zu wahren. Die Eurokrise spalte die Länder und sorge für Feindseligkeiten auch unter den Generationen, da die Zinspolitik der EZB die Altersvorsorge gefährde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort