Arbeitsmarkt im St. Wendeler Land Es gibt 164 neue offene Stellen im Landkreis

St Wendel · Arbeits- und Ausbildungsmarktbericht für den Landkreis St. Wendel: eine für Juni untypische Situation.

 Nach wie vor werden im Handel Arbeitskräfte gesucht.

Nach wie vor werden im Handel Arbeitskräfte gesucht.

Foto: dpa/Oliver Berg

Im Saarland wurden im Juni insgesamt 31 654 Arbeitslose gezählt. Die Zahl ist gegenüber Mai um 295 oder 0,9 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr waren 4688 Arbeitslose weniger gemeldet (minus 12,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag im aktuellen Monat wie im Vormonat bei 6,0 Prozent und damit 0,9 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres.

„Der Arbeitsmarkt in der Region entwickelt sich trotz geringfügiger Erhöhung der Arbeitslosigkeit weiter positiv und bietet aufgrund eines breit gefächerten Angebotes an offenen Stellen gute Chancen für Arbeitsuchende“, so Madeleine Seidel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Saarland.

Insgesamt waren im Juni im Landkreis St. Wendel 1606 Personen arbeitslos gemeldet, 122 mehr als im Mai. Die Zahl der von Arbeitslosigkeit Betroffenen lag merklich unter dem Vorjahreswert (minus 140 oder 8,0 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag bei 3,4 Prozent. Im Vormonat hatte sie 3,2 Prozent und im Juni 2021 noch 3,7 Prozent betragen. Im Juni meldeten sich 112 Frauen und Männer nach einer Erwerbstätigkeit arbeitslos. Andererseits konnten 115 Menschen eine neue Beschäftigung aufnehmen und ihre Arbeitslosigkeit dadurch wieder beenden.

848 der Arbeitslosen waren Männer, 758 Frauen. Unter den insgesamt 1606 Arbeitslosen befanden sich 73 Jüngere unter 25 Jahren, 663 Ältere ab 50 Jahren sowie 481 Langzeitarbeitslose. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit bei den Männern um 10,3 Prozent zurückgegangen, bei den Frauen um 5,4 Prozent. In der Altersgruppe der unter 25-Jährigen war im Vergleich zu Juni 2021 ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 9,0 Prozent festzustellen, bei der Altersgruppe 50plus ein Rückgang um 10,2 Prozent. Auch die Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, konnten profitieren – ihre Zahl sank um rund 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In der Arbeitslosenversicherung, die in der Zuständigkeit der Agentur für Arbeit Saarland liegt, waren im Juni 711 Personen arbeitslos gemeldet, 21 weniger als im Vormonat und 184 weniger als vor einem Jahr. Die entspricht einem Rückgang der Arbeitslosigkeit von mehr als einem Fünftel zum Vorjahr. In der Grundsicherung, für die das Jobcenter im Landkreis St. Wendel zuständig ist, waren 895 Arbeitslose registriert, 143 mehr als im Mai und 44 mehr als im Vorjahr. Dies entspricht einem Anstieg von 5,2 Prozent binnen Jahresfrist.

Hinweis: Seit dem 1. Juni greift ein Beschluss von Bundestag und Bundesrat, der auch Auswirkungen auf die Arbeitsmarktstatistik hat. Aus der Ukraine geflüchtete Menschen werden nicht mehr nach dem Asylbewerberleistungsgesetz unterstützt, sondern erhalten Grundsicherung. Für die Betroffenen bedeutet dies, dass die Jobcenter nun in aller Regel die erste Anlaufstelle sind, die sich bemühen, Hilfe aus einer Hand zu leisten. Sie gewähren Hilfen zum Lebensunterhalt, übernehmen die Kranken- und Pflegeversicherung, beraten und unterstützen beim Eintritt in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt. Dabei helfen sie auch beim Spracherwerb und der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen und unterstützen bei Qualifizierung und Weiterbildung. Im Saarland führt der Übergang von aus der Ukraine geflüchteten Menschen in die Grundsicherung zu einer saisonuntypischen Arbeitsmarktentwicklung: Während sich die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung von Mai auf Juni üblicherweise leicht reduziert, weist sie aktuell einen Anstieg zum Vormonat auf. In den Jobcentern im Regionalverband Saarbrücken, im Saarpfalz-Kreis und in den Landkreisen Neunkirchen, St. Wendel, Merzig-Wadern und Saarlouis werden verstärkt ukrainische Staatsangehörige betreut, was zu einer Zunahme der Zahl der Arbeitslosen führt. Besonders betroffen sind die Jobcenter St. Wendel und Merzig-Wadern. Die Arbeitslosigkeit im Jobcenter St. Wendel wäre ohne diese Sachlage in deutlich geringerem Maß angestiegen, während sie im Jobcenter Merzig-Wadern sogar unverändert geblieben wäre.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb anhaltend hoch. Neu gemeldet wurden 164 Stellen. Die meisten neuen Stellenausschreibungen kamen aus der Zeitarbeit und dem Handel. Ein hoher Bedarf an neuen  Mitarbeitern bestand außerdem im Gesundheits- und Sozialwesen, im Gastgewerbe, im Verarbeitenden Gewerbe, im freiberuflichen/wissenschaftlichen/technischen Dienstleistungsbereich, im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, im Baugewerbe und im Öffentlichen Dienst. Der Stellenbestand belief sich im Juni auf 1011 Stellen, rund 40 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn haben die Unternehmen der Region insgesamt 1006 Stellenangebote gemeldet. Das war über ein Zehntel mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Im Landkreis St. Wendel haben im Juni vier Betriebe für neun Beschäftigte neu Kurzarbeit angezeigt. Im Monat zuvor waren es drei Anzeigen für sechs Personen. Die Anzeigen für Kurzarbeit bedeuten jedoch nicht automatisch deren Realisierung. Daten über den Umfang der realisierten Kurzarbeit werden mit einer Wartezeit veröffentlicht. Für den Monat Dezember 2021 liegen nun die endgültigen statistischen Daten vor. So haben in diesem Monat 88 Unternehmen und 427 Menschen tatsächlich kurzgearbeitet. Laut Hochrechnung haben im Januar 2022 98 Unternehmen für 550 Beschäftigte Kurzarbeit umgesetzt.

Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit zählte seit Beginn des Berichtsjahres im Oktober 2021 im Landkreis St. Wendel 498  Bewerber für einen Ausbildungsplatz. Das waren 66 mehr als im Vorjahreszeitraum. Aktuell sind noch 185 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, 20 weniger als im Juni des vergangenen Jahres. Gleichzeitig wurden 735 freie Ausbildungsstellen gemeldet, 200 mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon sind zurzeit noch 354 unbesetzt, 38 mehr als im Vorjahr.

„Vielen jungen Menschen, die sich noch nicht sicher sind, wie ihre Berufswahlentscheidung am Ende aussehen soll, empfehlen wir, sich erste Eindrücke von einem Berufsbild ganz praktisch über ein Praktikum zu verschaffen. Die Berufsberatung unterstützt gern beim Finden von Praktikumsplätzen, die viele Betriebe und Unternehmen anbieten“, erläutert Seidel.

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