Sparen am Komfort oder den Kosten

Kreis Neunkirchen. Energie ist teuer. Das merken nicht nur Privatleute sondern auch die Gemeinden. Die ständig steigenden Betriebskosten für Sporthallen und Schwimmbäder haben St. Wendels Bürgermeister Klaus Bouillon (CDU)jüngst dazu bewogen, den Thermostat herunter zu drehen (die SZ berichtete)

 Städte und Gemeinden im Kreis wollen trotz steigender Energiekosten für Hallen und Bäder nicht am Thermostat drehen, um Kosten zu sparen. Foto: Patrick Pleul/dpa

Städte und Gemeinden im Kreis wollen trotz steigender Energiekosten für Hallen und Bäder nicht am Thermostat drehen, um Kosten zu sparen. Foto: Patrick Pleul/dpa

Kreis Neunkirchen. Energie ist teuer. Das merken nicht nur Privatleute sondern auch die Gemeinden. Die ständig steigenden Betriebskosten für Sporthallen und Schwimmbäder haben St. Wendels Bürgermeister Klaus Bouillon (CDU)jüngst dazu bewogen, den Thermostat herunter zu drehen (die SZ berichtete).Wir wollten von Verantwortlichen in Städten und Gemeinden des Kreises wissen, ob Ähnliches auch hier geplant ist. Wie hoch die Temperatur in den eigenen Hallen ist, entscheiden die Träger. Dabei werden zwei unterschiedliche Strategien verfolgt: Die Stadt Neunkirchen beispielsweise legt die Temperaturen klar fest. In der Halle 17 Grad, in Nebenräumen 15 Grad und in den Duschräumen 22 Grad. In Merchweiler ist beim Hallensport auf 19 Grad geheizt. Andere Träger heizen ihre Hallen variabel. Illingens Bürgermeister Armin König: "Die Temperaturen werden je nach Sportart und Jahreszeit an die Erfordernisse angepasst." Zwischen 18 und 20 Grad liegen die Temperaturen in den Hallen von Spiesen-Elversberg, in Ottweiler um die 18 Grad, hier ebenfalls variabel. Konkrete Pläne, um die Temperaturen in Sporthallen abzusenken, gibt es bei den angefragten Trägern im Kreis nicht.

Bei den Schwimmbädern hat es in diesem Jahr zum Beispiel in Illingen Einsparungen gegeben. Die Wassertemperatur wurde von 25 Grad auf 24 Grad gesenkt - ohne Beschwerden der Besucher, wie die Gemeinde betont. Die Stadt Neunkirchen hat keine Absenkung der Temperatur im Hallenbad geplant.

Schwimmbäder und Hallen sind für die meisten Träger ein Verlustgeschäft. In Merchweiler hat der Hallen- und Freizeitbetrieb 2011 beispielsweise ein Defizit von 465 000 Euro erwirtschaftet, die Hallen in Illingen fahren Verluste (ohne Abschreibungen) von rund 312 000 Euro ein, 567 000 Euro die Bäder. Schiffweiler wendet bei Hallen und Bürgerhaus rund 145 000 Euro allein für Energiekosten auf und schon die lassen sich nicht durch Mieteinnahmen decken. Es sind Kosten, die aus anderen Mitteln gedeckt werden müssen, um vor Ort entsprechende Angebote vorhalten zu können. Um den Anteil von Energie an diesen Kosten möglichst gering zu halten, wird energetisch saniert, optimiert ständig beobachtet und neu bewertet. Die Gemeinde Illingen hat ihren Hallen- und Bäderbetrieb sogar Emas-zertifiziert, hat also eine Auszeichnung für besonderes Umweltmanagement erhalten (wir berichteten). Angesichts der Verluste aus dem Betrieb der Hallen und Bäder müssen die Träger einen Teil der Aufwendungen durch Mieteinnahmen finanzieren. Kinder aus ortsansässigen Vereinen trainieren tagsüber in der Regel kostenlos. Für Erwachsene und externe Vereine fallen Mieten je nach Nutzung an. Wenn ein externer Verein eine der großen Neunkircher Sporthallen (ab 600 Quadratmeter) mietet, werden 18,60 Euro pro Stunde fällig. Die Schulturnhallen in Spiesen-Elversberg sind werktags für 4,50 Euro und am Wochenende für sechs Euro pro Stunde zu mieten. St. Wendel, wo man sich entschlossen hat, die Heizungen herunter zu drehen, stellt Vereinen die Hallen kostenlos zur Verfügung.

Meinung

Wärme ist

ein Luxusgut

Von SZ-RedakteurOliver Spettel

Dass Städte und Gemeinden bei den Unterhalts- und Betriebskosten für Bäder und Hallen drauflegen, ist kein Geheimnis. Energie ist teuer und will bezahlt werden. Bevor man aber am Thermostat dreht, sollte die Verwaltungsseite den Mut haben, einen angemessenen Obolus von erwachsenen Nutzern der Hallen und Bäder einzufordern. Der ein odere andere Euro mehr Vereinsbeitrag wird wohl keinen Erwachsenen vom wöchentlichen Training abhalten, dafür aber helfen, den Fehlbetrag in den Bilanzen der Träger zu verringern.

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