Schwerwiegende Mängel in Altenheimen festgestellt

Saarbrücken. Der Medizinische Dienst der Pflegekassen hat bei zehn Prozent der seit Jahresbeginn kontrollierten Altenheime im Saarland schwerwiegende Mängel festgestellt. Das teilte das Gesundheitsministerium auf SZ-Anfrage mit. Beanstandet wurde vor allem die Grundpflege (Waschen, Kämmen, Füttern, etc

Saarbrücken. Der Medizinische Dienst der Pflegekassen hat bei zehn Prozent der seit Jahresbeginn kontrollierten Altenheime im Saarland schwerwiegende Mängel festgestellt. Das teilte das Gesundheitsministerium auf SZ-Anfrage mit. Beanstandet wurde vor allem die Grundpflege (Waschen, Kämmen, Füttern, etc.) sowie die Behandlungspflege (Anlegen von Verbänden, Verabreichung von Spritzen, Wundbehandlungen, etc.). Insgesamt waren 29 stationäre Einrichtungen unangekündigt untersucht worden. Schwerwiegende Mängel haben in diesem Jahr auch drei Kontrollen der beim Gesundheitsministerium angesiedelten Heimaufsicht ergeben. Nach Angaben der Saarländischen Pflegegesellschaft (SPG), die alle Seniorenheime sowie mehr als 90 Prozent der ambulanten Pflegedienste vertritt, bestehe jedoch in den Heimen "keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben". Zudem könne "eine Mangelernährung unter saarländischen Altenheimbewohnern in keinster Weise bestätigt werden", so SPG-Geschäftsführer Jürgen Stenger. In der vorigen Woche hatte ein Gutachten bundesweit für Wirbel gesorgt, wonach fast jeder zweite Heimbewohner unter Mangelernährung leidet. Der Verband der Ersatzkassen im Saarland (VdEK) weist darauf hin, dass "vor fünf Jahren in noch mehr als zehn Prozent der überprüften Altenheime schwerwiegende Mängel" festgestellt worden seien. "Insofern sehen wir in den vergangenen Jahren eine Qualitätsverbesserung und hoffen, die Zahl der schwerwiegenden Mängel durch häufigere Kontrollen in den kommenden Jahren weiter reduzieren zu können", so VdEK-Sprecher Axel Mittelbach. Zudem sei es "mit Blick auf die wachsende Zahl von Pflegebedürftigen dringend geboten, eine gesellschaftliche Debatte über die Zukunft der Pflege anzustoßen". Auch die beim Ministerium angesiedelte Heimaufsicht nennt es "aus fachlicher Sicht notwendig, die Prüfungsintervalle zu verkürzen". Dies sei jedoch nur "bei einer personellen Aufstockung der Heimaufsicht zu bewerkstelligen". Der Landesverband der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat dazu aufgerufen, am kommenden Montagabend in allen 120 saarländischen Altenheimen das Licht brennen zu lassen beziehungsweise Kerzen in die Fenster zu stellen - damit der Politik angesichts des Pflegenotstandes "endlich ein Licht aufgeht". Verdi fordert vor allem mehr Personal in den Altenheimen sowie für Pflegekräfte einen Mindestlohn von zehn Euro. Nach einer Gewerkschafts-Umfrage erhalten 72 Prozent der Vollzeit-Pflegekräfte einen Bruttomonatslohn von unter 2000 Euro und arbeiten im Schnitt 44 Stunden in der Woche. Die Zahl der Auszubildenden in Pflegeberufen ist laut Verdi im Saarland von 484 im Jahr 2004 auf 267 im Jahr 2007 zurückgegangen.

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