Schrittmacher für die Lebensqualität

Lebach. Es ist eine Krankheit, die eine stärkere Aufmerksamkeit braucht, die ähnlich wie Demenz oder Alzheimer kein Tabu mehr sein darf. "Diagnose Parkinson", zu diesem Thema lud das Caritas-Krankenhaus Lebach gemeinsam mit der Krankenkasse AOK zum Thementag in die Stadthalle nach Lebach ein

 Dr. Frank Hertel referierte in Lebach über die tiefe Hirnstimulation (THS). Foto: Heike Theobald

Dr. Frank Hertel referierte in Lebach über die tiefe Hirnstimulation (THS). Foto: Heike Theobald

Lebach. Es ist eine Krankheit, die eine stärkere Aufmerksamkeit braucht, die ähnlich wie Demenz oder Alzheimer kein Tabu mehr sein darf. "Diagnose Parkinson", zu diesem Thema lud das Caritas-Krankenhaus Lebach gemeinsam mit der Krankenkasse AOK zum Thementag in die Stadthalle nach Lebach ein. Der Informationsbedarf über die Krankheit ist groß, und das zeigte sich auch an der Resonanz. Rund 500 Betroffene, Angehörige und Menschen aus pflegerischen und medizinischen Berufen verfolgten einen Vormittag lang interessante Fachvorträge von Experten, hatten zugleich die Gelegenheit, sich an einem Diskussionsforum zu beteiligen.

3000 Fälle im Saarland

Morbus Parkinson entsteht, wenn Zellen in der Substantia nigra (schwarze Substanz) im Mittelhirn absterben. Dort wird der Botenstoff Dopamin produziert. Wird diese Schlüsselsubstanz nicht mehr ausreichend produziert, kann es zu Störungen motorischer Abläufe kommen. Parkinson gehört neben Morbus Alzheimer zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Die Zahl der Erkrankten schätzt die Deutsche Parkinson-Vereinigung auf 240 000 bis 280 000 Menschen, im Saarland sind etwa 3000 Fälle bekannt.

Parkinson ist nicht heilbar. Aber der Krankheitsverlauf lässt sich mittels Medikamenten und Therapien verlangsamen. Ein Beispiel zeigte Dr. Frank Hertel. Er ist Chefarzt der Neurochirurgie am Centre Hospitalier de Luxembourg und hat sich auf die tiefe Hirnstimulation (THS) bei Parkinson und anderen Bewegungsstörungen spezialisiert. THS ist eine Operation, bei der dem Patienten bis zu vier Elektroden am Gehirn, in der Regel mit lokaler Betäubung, implantiert werden. "Der Vorteil einer lokalen Betäubung ist der, dass der Arzt das Ergebnis gleich sieht", erklärte Hertel in seinem Vortrag. Wies der Patient vor der Operation die Symptome des Zitterns auf, so kann der Arzt während des Eingriffs bereits sehen, ob die Elektrode an der richtigen Stelle sitzt. Wenn ja, hört das Zittern sofort auf.

THS bringt Zeitgewinn

Die Elektroden wiederum sind an einen Schrittmacher angeschlossen, der unter der Haut, meist in der Region des Schlüsselbeins, eingesetzt wird. 340 Operationen hat Hertel in den vergangenen zehn Jahren vorgenommen, darunter 200 Eingriffe bei Parkinsonpatienten. "Eine Möglichkeit, Netzwerke im Gehirn wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ist die THS", erklärte der Spezialist. Die Krankheit sei damit zwar nicht zu heilen, betonte Hertel, aber durch diese Methode ließe sich Zeit gewinnen und die Lebensqualität des Patienten verbessern. "Wichtig ist auch, die THS ist nichts Definitives, sie ist offen für alle anderen Therapien", sagte der Facharzt. Seine Erfahrung habe gezeigt, dass der Patient durch die THS 50 bis 80 Prozent weniger Medikamente nehmen muss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort