„Ohne Plan ist es nur Aufbewahren“

Schwalbach · Gebundene Ganztagsschule für mehr Bildungsgleichheit: Das war Thema einer Podiumsdiskussion des SPD-Kreisverbandes mit Bildungsminister Ulrich Commerçon. Doch was sagen Lehrer und Eltern dazu?

 Über Ganztagsschulen diskutierten in Schwalbach (von links) mit Moderatorin Petra Berg Judith Franz-Lehmann (Landes-Elternvertretung der Grundschulen), Bildungsminister Ulrich Commerçon, Landrat Patrik Lauer, Dieter Kirsch sowie Petra Gitzinger (Ganztagsschule Vogelsang) und Thomas Bock (Vorstand der GEW). Foto: Johannes A. Bodwing

Über Ganztagsschulen diskutierten in Schwalbach (von links) mit Moderatorin Petra Berg Judith Franz-Lehmann (Landes-Elternvertretung der Grundschulen), Bildungsminister Ulrich Commerçon, Landrat Patrik Lauer, Dieter Kirsch sowie Petra Gitzinger (Ganztagsschule Vogelsang) und Thomas Bock (Vorstand der GEW). Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Gebunden, aber nicht gezwungen: So könnte die Podiumsdiskussion "Ganztagsschule - Das Modell der Zukunft?" zusammengefasst werden. Zur Veranstaltung im Schwalbacher Gemeindesaalbau hatte der SPD-Kreisverband Saarlouis geladen.

"Ich will, dass wir Wahlfreiheit kriegen", betonte Bildungsminister Ulrich Commerçon . Denn "wir haben im Moment eine Zwangshalbtagsschule". Aber etwa 30 Prozent der Eltern wollten die gebundene Form. Heißt: verpflichtender Unterricht bis in den späten Nachmittag hinein.

Bisher wenig Erfahrung

Von den 300 Schulen im Saarland seien gerade einmal sieben gebundene Ganztagsschulen . Deshalb habe man damit "relativ wenig Erfahrungen", sagte Commerçon. Ein Vorteil sei, dass der Unterricht entzerrt und besser an die Schüler angepasst werden könne als beim 45-Minuten-Takt. In Saarlouis bietet die Grundschule Vogelsang seit Jahren schon eine freiwillige wie auch gebundene Ganztagsschule an, erklärte Petra Gitzinger, stellvertretende Schulleiterin. Die gebundene Form geht verbindlich bis 16 Uhr. Dadurch seien beispielsweise Projekte besser planbar, ergänzte Dieter Kirsch aus der Praxis. Der Sozialpädagoge an der Vogelsangschule meint, dass man ohne diese Planbarkeit schnell "beim bloßen Aufbewahren lande".

Wie die Lehrer das sehen, wollte die Moderatorin und SPD-Generalsekretärin Petra Berg von Thomas Bock, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft für Wissenschaft und Erziehung (GEW), wissen. Es gebe wohl noch Bedenken, meinte Bock. Doch bei entsprechenden Rahmenbedingungen der gebundenen Ganztagsschule kämen Lehrer abends nach Hause, ohne noch Arbeit mitnehmen zu müssen.

"Eltern nutzen das Angebot gerne", sagte Judith Franz-Lehmann, Vorsitzende der Gesamt-Landes-Elternvertretung der Grundschulen. "Aber es muss eine gute Schule sein."

Die gebundene Ganztagsschule kostet auch Geld, betonte der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer . Bei der Sophie-Scholl-Gemeinschaftsschule in Dillingen, bisher einzige weiterführende Ganztagsschule im Kreis, habe man zwei Millionen Euro investieren müssen. "Für Schulträger ist die gebundene Ganztagsschule teurer als die freiwillige", sagte Minister Commerçon, "für das Land ist es umgekehrt". Ihm wäre es lieber, wenn beide die gleichen Kosten hätten.

"Der gebundenen Ganztagsschule gehört die Zukunft", war sich Lauer aber sicher. Nur ohne Zwang, betonte er: "Das muss von unten aufwachsen." Es brauche die Beteiligung der Eltern .

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