Sportunterricht bricht das Eis

Kreis Saarlouis · Viele junge Flüchtlinge besuchen zurzeit Grund- und weiterführende Schulen im Kreis Saarlouis. Das Hauptziel der Bildungseinrichtungen ist es, die jungen Leute so gut wie möglich in den Alltag zu integrieren.

 Am BBZ Lebach gibt es Klassen speziell für Flüchtlingen, die sie auf den Unterricht vorbereiten. Stehend: Die Klassenlehrer Achim Oehm und Carina Nilles. Foto: Barbara Scherer

Am BBZ Lebach gibt es Klassen speziell für Flüchtlingen, die sie auf den Unterricht vorbereiten. Stehend: Die Klassenlehrer Achim Oehm und Carina Nilles. Foto: Barbara Scherer

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 Am TWG Dillingen wurden die neuen Schüler begrüßt von Ministerin Monika Bachmann und Schulleiter Herbert Jacob. Foto: Jacob

Am TWG Dillingen wurden die neuen Schüler begrüßt von Ministerin Monika Bachmann und Schulleiter Herbert Jacob. Foto: Jacob

Foto: Jacob

Die allgemeine Schulpflicht gilt für alle Kinder und Jugendlichen ab sechs Jahren. So besuchen derzeit 300 junge Flüchtlinge weiterführende Schulen im Landkreis Saarlouis , dazu kommen die Kinder, die Grundschulen in den jeweiligen Gemeinden zugeteilt wurden.

Schüler und Schulen werden dabei auf mehrere Arten unterstützt: Für dieses Schuljahr hat das Bildungsministerium beispielsweise eine Million Euro in weitere Sprachförderungsprogramme investiert, teilt Sprecherin Marija Herceg mit.

In der Regel werden die Jugendlichen altersgerecht untergebracht. 16 und 17 Jahre alt sind die sechs unbegleiteten Flüchtlinge , die seit Schuljahresbeginn Klasse zehn am Technisch-Wissenschaftlichen Gymnasium (TWG) in Dillingen besuchen. Mit einer Schultüte voll Arbeitsmaterialien wurden die Jungen begrüßt. "Sie lernen hier genauso wie die ausländischen Schüler , die ein Gastjahr machen", erklärt Schulleiter Herbert Jacob. Zusätzliche Stunden in Deutsch gibt es nicht. Bei den Sprachkenntnissen der Syrer sei das kein Problem: "Wenn Deutsch nicht weiterhilft, dann benutzen wir Englisch." Außerdem könne eine Schülerin des TWG im Notfall als Dolmetscherin helfen. Wichtig ist Jacob, dass die Schüler das deutsche System kennen lernen und sich integrieren. "Am Anfang ist für sie alles neu und fremd, aber spätestens nach dem ersten Sportunterricht ist das Eis gebrochen."

Einen anderen Weg zur Inte gration schlagen mehrere Berufsbildungszentren im Saarland ein: Mit einem an die Produktionsschule angelehnten Lehrplan werden die jungen Flüchtlinge in speziellen Klassen unterrichtet. Dort erhalten sie verstärkten Deutschunterricht in Verbindung mit Werkstattunterricht, erklärt Ministeriumssprecherin Herceg.

Das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Lebach hat damit bereits ein Jahr Erfahrung. Zwei Klassen mit insgesamt 63 vorwiegend männlichen Schülern gibt es dort zurzeit, unterteilt nach Bildungsstand der Schüler . "Es kommen Flüchtlinge , die können Englisch, und Einzelne haben schon einen Deutschkurs gemacht", erklärt Schulleiter Robert Klinkner, "und dann gibt es Schüler , die können nur die arabischen Schriftzeichen - da muss man mit den Buchstaben anfangen."

Ziel ist, dass die Schüler nach einem Jahr normale Klassen besuchen und somit einen Abschluss erreichen können. Noten erhielten sie zunächst nicht unbedingt, sagt Klinkner, "sondern Hinweise und verbale Beurteilungen". Unter die Schulpflicht fallen viele zwar nicht mehr, aber das ist für den Schulleiter zweitrangig. "Die meisten der jungen Leute sind sehr wissbegierig", betont er, "und wir haben ja eine moralische Verpflichtung." Im vergangenen Schuljahr haben schon 20 Flüchtlinge in Regelklassen gewechselt, und bei vielen ist er optimistisch: "Die machen dann auch ihren Weg."

Noch ganz am Anfang ihres Weges stehen die Grundschüler in den einzelnen Gemeinden. In Nalbach beispielsweise gibt es zurzeit drei Kinder, aber "ich denke, wir kriegen noch mehr Kinder", meint die Schulleiterin Susanne Rehse-Paulssen. Zusätzlich zum Unterricht besuchen die Kinder einen Deutschkurs. Zumindest die Integration in die Klassen sei kein Problem. "Die anderen kennen das ja, dass Kinder kommen, die kein Deutsch sprechen", erklärt sie, "die Schüler sind offen und neugierig." Und schließlich gelte: "Spielen kann man ja auch, ohne dass man die Sprache kann."

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